Bundesärztekammer für Reform der Organspende

Tag der Organspende

Zum morgigen Tag der Organspende appelliert die Bundesärztekammer an die neue Bundesregierung, die in der letzten Legislaturperiode nicht mehr umgesetzte Neuregelung der Lebendorganspende erneut anzugehen. „Wir brauchen einen verantwortungsvollen Weg, den Kreis der Spender zu erweitern“, sagt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. „Die bereits vorliegenden Ausarbeitungen für eine Änderung des Transplantationsgesetzes bieten dafür eine gute Grundlage.“

Bei der Lebendorganspende lassen sich Menschen eine Niere oder auch Teile von Leber oder Lunge entnehmen. Bislang gibt § 8 Transplantationsgesetz vor, dass Spenden Lebender nur für „Personen mit persönlicher Verbundenheit“ möglich sind. Doch sind Familienangehörige nicht immer biologisch kompatibel. „Ein richtiger Ansatz war im betreffenden Gesetzesentwurf die Überkreuzlebendspende“, erklärt Reinhardt. Betroffene Familien, in denen es Spendewillige, aber keine Übereinstimmung gibt, hätten laut Entwurf mit anderen, geeigneten Spender-Empfänger-Paaren tauschen dürfen. Auch anonyme Spenden wären möglich gewesen, mehr Patienten hätten passende Spender finden können. Zur Verabschiedung des fast fertigen Gesetzes kam es wegen des vorzeitigen Koalitionsendes nicht.

Ebenfalls unvollendet blieb das Gesetzesvorhaben zur Widerspruchslösung, das die Bundesärztekammer gleichermaßen unterstützt: Damit wäre grundsätzlich jede Person nach ihrem Tod Organspender oder Organspenderin, es sei denn, er oder sie hätte zu Lebzeiten schriftlich widersprochen oder den Angehörigen einen entgegenstehenden Willen mitgeteilt. „Eine solche Regelung würde ein starkes Signal der Solidarität senden“, bekräftigt Reinhardt. Organspende sei ein sensibles Thema, und für viele Menschen wohl auch ein Tabu. „Die Widerspruchslösung könnte die gesellschaftliche Auseinandersetzung damit fördern. Wenn alle mitmachen, dann funktioniert es.“

Im Jahr 2024 spendeten laut Deutscher Stiftung Organtransplantation 953 Menschen nach ihrem Tod Organe. Insgesamt wurden inklusive Lebendspenden 2.854 Spenderorgane entnommen. Mehr als doppelt so viele Patientinnen und Patienten stehen auf der Warteliste, aktuell etwa 8.100. Die meisten warten auf eine Niere. Pro Jahr sterben Hunderte, weil sich kein passendes Transplantat findet.