Eröffnungsveranstaltung, Gürzenich der Stadt Köln

Auf Beschluss des Vorstandes der Bundesärztekammer, der auf dem Deutschen Ärztetag zu verkünden ist, werden jährlich mit der Paracelsus-Medaille Ärztinnen und Ärzte ausgezeichnet, die sich durch erfolgreiche berufsständische Arbeit, vorbildliche ärztliche Haltung oder hervorragende wissenschaftliche Leistungen besondere Verdienste um das Ansehen des Arztes und des Arztberufes erworben haben.

Der Vorstand der Bundesärztekammer beschloss im Dezember 1999, auf dem 103. Deutschen Ärztetag mit der Paracelsus-Medaille auszuzeichnen - die Reihenfolge ist alphabetisch -: Herrn Sanitätsrat Professor Dr. med. Franz Carl Loch, Frau Senatsdirigentin a. D. Professor Dr. med. Ruth Mattheis, Professor Dr. theol. Dr. med. Dietrich Rössler und Professor Dr. med. Dr. h. c. Karsten Vilmar. Ich bitte die vier auszuzeichnenden Persönlichkeiten auf die Bühne.

(Beifall)

Die Verleihungsurkunden haben folgenden Wortlaut:

Der Vorstand der Bundesärztekammer verleiht kraft dieser Urkunde dem um die deutsche Ärzteschaft hochverdienten Franz Carl Loch in Saarbrücken-Dudweiler, Sanitätsrat Prof. Dr. med., Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, die Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft.

Die deutschen Ärzte ehren in Franz Carl Loch einen Arzt, der sich über nahezu 50 Jahre seines Berufslebens als Arzt, Wissenschaftler, akademischer Lehrer sowie durch seine engagierte Tätigkeit in der ärztlichen Selbstverwaltung, in wissenschaftlichen Gremien der Ärzteschaft sowie als Autor um die ärztliche Versorgung, die medizinische Wissenschaft, die Praxis die Forschung und Lehre sowie die ärztliche Fort- und Weiterbildung, das Gesundheitswesen und das Gemeinwohl in der Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht hat.

Franz Carl Loch wurde am 11. Oktober 1924 in Dudweiler/Saar, heute ein Stadtbezirk von Saarbrücken, geboren. Nach dem Abitur 1942 am Reform-Realgymnasium in Sulzbach/Saar studierte er Medizin an den Universitäten Berlin, Innsbruck, Prag und Frankfurt/Main. Nach Kriegsdienst mit schwerer Verwundung im Fronteinsatz und russischer Gefangenschaft legte er das Medizinische Staatsexamen Mitte 1948 an der Universität Frankfurt/Main ab, wo er im Februar 1949 zum Dr. med. promoviert wurde. Neben dem Medizinstudium war Franz Carl Loch über mehrere Semester in Frankfurt in der Philosophischen Fakultät eingeschrieben. Nach Weiterbildungsstationen an den Medizinischen Universitätskliniken in Bonn bei Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Paul Martini und in Heidelberg bei Prof. Dr. med. Karl J. Matthes (Ludolf-Krehl-Klinik), bei Geh. San.-Rat Prof. Dr. med. Erich Krauss (KnappschaftsKrankenhaus Sulzbach/Saar), bei Prof. Dr. med. Hans Hochrein (Städtisches Krankenhaus Ludwigshafen/Rhein, Medizinische Klinik) und Prof. Dr. med. Gerhard Theissing (Städtisches Krankenhaus Ludwigshafen/Rhein, Hals-Nasen-Ohren-Klinik) erteilte ihm die Ärztekammer des Saarlandes 1953 die Anerkennung als Arzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde; die Facharztanerkennung wurde durch die später erworbenen Zusatzbezeichnungen "Allergologie", "Sportmedizin" und "Plastische Operationen" erweitert. 1955 ließ sich Franz Carl Loch in Sulzbach/Saar als HNO-Arzt in eigener Praxis nieder. Dort war er rund 36 Jahre lang gleichzeitig als Leitender Arzt der HNO-Belegabteilung des KnappschaftsKrankenhauses in Sulzbach/Saar tätig. Er versorgte seine Patientinnen und Patienten mit großer Fürsorge und Gewissenhaftigkeit.

Trotz starker Belastung in Klinik und Praxis und intensivem Engagement in der eigenen ärztlichen Berufsausübung engagierte sich Franz Carl Loch als einer der "Männer der ersten Stunde" in der ärztlichen Berufs- und Gesundheitspolitik. Bereits im Jahr 1955 war er in der Gruppe der HNO-Ärzte im Saarländischen Ärzte-Syndikat mit Schwerpunkt Saarknappschaft tätig. Seit 1958 ist Franz Carl Loch bis heute Mitglied der Delegierten- beziehungsweise Vertreterversammlung der Ärztekammer des Saarlandes.

1962 wurde Franz Carl Loch zum Vizepräsidenten der Ärztekammer des Saarlandes gewählt. In diesem Amt ist er wiederholt durch Wiederwahl bestätigt worden, und 1986 erfolgte seine Wahl zum Präsidenten der Ärztekammer des Saarlandes, einem Amt, in das er ebenfalls mehrfach wieder gewählt wurde und das er bis 29. Juni 1999 bekleidete. Nachdem er nach Ablauf der Legislaturperiode im Juni 1999 nicht wieder kandidierte, wurde er anlässlich der konstituierenden Sitzung der neu gewählten Vertreterversammlung zum Ehrenpräsidenten der Ärztekammer des Saarlandes gewählt. Er ist damit einer der "längstgedienten" Repräsentanten in Spitzenämtern einer ärztlichen Körperschaft in Deutschland.

In den 45 Jahren seines berufspolitischen Engagements, davon 37 Jahre in verantwortungsvoller Position als Vize- beziehungsweise Präsident einer Landesärztekammer, war Franz Carl Loch mit Energie und Tatkraft sowie mit großem Erfolg in zahlreichen Gremien der ärztlichen Organisationen, Verbänden und Körperschaften auf Bundes- und Landesebene tätig. So war er als Vizepräsident der Ärztekammer des Saarlandes zunächst Mitglied des erweiterten Vorstandes und ab 1986 als Präsident Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekammer. Das besondere Interesse und seine berufspolitischen Aktivitäten galten von Anfang an stets einer wissenschaftlichen, seriösen, praxisbezogenen und effizienten ärztlichen Fortbildung, was Franz Carl Loch bereits Anfang der Sechzigerjahre mit einer flächendeckend organisierten Fortbildung im Saarland gelang. Diese wird seither in einem jährlich erscheinenden für das gesamte Bundesgebiet noch heute beispielgebenden Fortbildungskatalog dokumentiert.

Einen Namen als professioneller Fortbilder hat sich Franz Carl Loch auch durch die Herausgabe einer Artikelserie zum Thema "Notfallmedizin in Stichwörtern" gemacht. Diese Beiträge erscheinen seit 1976 in monatlicher Folge im "Saarländischen Ärzteblatt" und wurden über viele Jahre zudem in einer Reihe von Fachzeitschriften auch im Ausland veröffentlicht. Die didaktisch gut aufbereitete Artikelserie ist eine auf wissenschaftlicher Grundlage aufbauende und zugleich auf die Praxis ausgerichtete Reihe, ein profundes Kompendium für professionelle Fortbilder und Fortzubildende. Im Auftrag der Bundesärztekammer hat Franz Carl Loch 1986 die Fortbildungsserie "Notfallmedizin nach Leitsymptomen" in Buchform herausgegeben. Die Auflagenhöhe beträgt bisher mehr als 100 000. Eine weitere, die vierte, Auflage erscheint demnächst.

Auf Grund seines profunden Wissens, seines uneigennützigen Einsatzes, seines beispielgebenden Engagements und seines vorbildlichen Organisationstalents wurde Franz Carl Loch in regionale und bundesweit agierende Gremien der Fortbildung berufen. So wurde er erstmals 1966 zum Vorsitzenden des Ausschusses für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer des Saarlandes, 1973 zum stellvertretenden Vorsitzenden und 1983 zum Vorsitzenden des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung (Fachausschuss der Bundesärztekammer) gewählt. Seit 1995 ist er dessen Ehrenvorsitzender. In diesem Gremium konnte Franz Carl Loch seine Erfahrungen aus dem In- und Ausland und seine Ideen, die stets einer qualitativen Verbesserung der Fortbildung der Ärzte in Klinik und Praxis galten, wirkungsvoll einsetzen. Er hat dabei Wege bereitet, die auch heute noch gegangen werden. Ganz besonders hat sich Franz Carl Loch auch für die Internationalen Fortbildungskongresse der Bundesärztekammer und der Österreichischen Ärztekammer im Ausland und für das Interdisziplinäre Forum der Bundesärztekammer engagiert und als Organisator und Kongressleiter mitgewirkt. In Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die ärztliche Fortbildung erhielt er 1972 die vom Vorstand der Bundesärztekammer verliehene Ernst-von-Bergmann-Plakette.

In Würdigung seines Engagements für die ärztliche Fortbildung, aber auch aufgrund seines reichen medizinischen Wissens und seiner wissenschaftlich-publizistischen Tätigkeit ernannte ihn die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes im Februar 1983 zum Honorarprofessor, nachdem er bereits seit 1975 einen Lehrauftrag an der Universität des Saarlandes (Homburg) versah und Vorlesungen in der Philosophischen Fakultät auf dem Gebiet der Sportmedizin hielt. Der Große Fakultätsrat der Medizinischen Fakultät in Homburg begründete den Antrag zur Verleihung der Honorarprofessur mit der umfangreichen wissenschaftlich-publizistischen Tätigkeit, wodurch Franz Carl Loch zur Förderung des Ansehens der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes beigetragen habe, mit der Fortbildungstätigkeit und insbesondere auch mit der Herausgabe der Artikelserie "Notfallmedizin in Stichwörtern" und seines in mehreren Auflagen erschienenen Buches "Notfallmedizin nach Leitsymptomen". Es sei Franz Carl Loch damit gelungen, eine Vielzahl von renommierten akademischen Lehrern und zahlreiche andere kompetente Autoren aus Wissenschaft und Praxis zu gewinnen.

Große Verdienste um die Erarbeitung der rechtlichen Grundlagen der ärztlichen Berufsausübung hat sich Franz Carl Loch auf Bundesebene auch durch seine engagierte langjährige Arbeit in der Deutschen Akademie der Gebietsärzte erworben, der er ab 1976 angehörte – zunächst als stellvertretender Vorsitzender und von 1987 bis 1995 als Vorsitzender und jetziger Ehrenvorsitzender.

Den Ausschuss für Notfall- und Katastrophenmedizin der Bundesärztekammer leitete er bis Mitte 1999 ebenso wie den Deutschen Beirat für Erste Hilfe und Wiederbelebung. Seine langjährige Mitgliedschaft im gemeinsamen Beirat für Verkehrsmedizin der Bundesministerien für Verkehr und Gesundheit, seine Mitgliedschaft im Deutschen Verkehrssicherheitsbeirat ebenso wie die Leitung der Ständigen Konferenz "Gutachterkommissionen/Schlichtungsstellen" der Bundesärztekammer sind weitere Beispiele seines unermüdlichen Einsatzes für die Kollegenschaft und im Dienste des Gemeinwohls. In all diesen Gremien war Franz Carl Loch über viele Jahre bei wichtigen Entscheidungen für die deutsche Ärzteschaft mitverantwortlich. Im Rahmen der gesundheitspolitischen Akzente, die Franz Carl Loch gesetzt hat, hat er als langjähriger beratender Arzt der Landesversicherungsanstalt des Saarlandes maßgeblichen Anteil an der vorzeitigen Einführung von Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten auf freiwilliger Basis.

Im Jahr 1986 übernahm Franz Carl Loch den Vorsitz im Verwaltungsausschuss des Versorgungswerkes der Ärztekammer des Saarlandes, nachdem er diesem Ausschuss bereits seit 1962 als stellvertretender Vorsitzender und sachkundiges Mitglied angehörte und an dessen Arbeit er intensiv teilnahm. Auf seine Initiative ist 1989 eine Satzungsreform mit einer grundsätzlichen Neugestaltung des Beitrags- und Verwaltungsrechts umgesetzt worden, die vor allem eine Beitragsanpassung und Steigerung der Anwartschaften auf die Leistung für saarländische Ärzte und Zahnärzte beinhaltete.

Franz Carl Loch lag im Übrigen die auf Grund der besonderen politischen Situation nach dem Zweiten Weltkrieg im Saarland organisatorische Vereinigung der beiden Berufsstände Ärzte und Zahnärzte unter einem gemeinsamen Dach der Ärztekammer des Saarlandes besonders am Herzen. Diese Zusammenfassung in einer Kammer und auch in einem gemeinsamen Versorgungswerk hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mehr als bewährt. Franz Carl Loch hat an dem guten Verhältnis zwischen Ärzten und Zahnärzten großen Anteil. Für diese seine Verdienste um den Berufsstand der Zahnärzte wurde er 1988 mit der Ehrennadel der deutschen Zahnärzteschaft ausgezeichnet.

Franz Carl Loch hat sich auch in Ausschüssen und Entscheidungsgremien der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland und im Saarländischen Ärzte-Syndikat engagiert. Von 1960 bis zur Beendigung seiner Praxistätigkeit im Jahr 1989 war er Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland und in mehreren maßgeblichen Ausschüssen teils als Vorsitzender beziehungsweise stellvertretender Vorsitzender tätig. Anfang 1984 wurde er als Beisitzer in den Vorstand gewählt. Schon sehr früh setzte er sich in vielen Verhandlungen nicht nur für einen flächendeckenden, funktionierenden und vor allem für einen qualifizierten Notfallvertretungsdienst der Kassenärzte ein.

Im Saarländischen Ärzte-Syndikat, jetzt Ärzteverband des Saarlandes, war Franz Carl Loch als Vorsitzender der Vereinigung der Gebietsärzte und als Vorsitzender der Gruppe der Belegärzte lange Jahre Mitglied des Gesamtvorstandes. Seit 1974 als stellvertretender Vorsitzender und ab 1979 für 20 Jahre als Vorsitzender des Knappschaftsärztevereins des Saarlandes, dessen Ehrenvorsitzender er jetzt ist, hat er maßgeblich für die Zusammenführung und Vereinigung der Gruppe der Allgemein- und der Fachärzte im Verein der Knappschaftsärzte des Saarlandes e.V. beigetragen. Gemeinsam mit dem Vorstand gelang es ihm, Verbesserungen der knappschaftsärztlichen Versorgung im Saarland zu erreichen. Für die Knappschaftsärzte des Saarlandes erreichte er aufgrund seines großen Verhandlungsgeschicks und Durchsetzungsvermögens im Jahr 1994 die Aufnahme in den Pensionsvertrag der Bundesknappschaft. Seit der Rückgliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland und der damit verbundenen Wiederaufnahme der Tätigkeit der deutschen Berufsverbände ist Franz Carl Loch Mitglied des Hartmannbundes und noch heute als Delegierter auch hier berufspolitisch tätig.

In Würdigung seines außergewöhnlichen Engagements, seiner aufopferungsvollen Tätigkeit im Dienste der ärztlichen Versorgung und der Kollegenschaft und seiner zahlreichen ärztlich-berufspolitischen Aktivitäten wurde Franz Carl Loch von der Regierung des Saarlandes der Ehrentitel "Sanitätsrat" im Jahr 1980 verliehen. Im Jahr 1985 erhielt Franz Carl Loch das vom Bundespräsidenten verliehene Bundesverdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1997 das Große Bundesverdienstkreuz. Die Universität des Saarlandes ehrte ihr Fakultätsmitglied in Anerkennung seiner Verdienste um die Homburger Kliniken mit der Verleihung der Ehrenmedaille der Universitätskliniken; seit 1999 ist er zudem Träger der Carl-Erich-Alken-Medaille, die von der Ärztekammer des Saarlandes für besondere Verdienste in Standes-, Berufs- und Gesundheitspolitik verliehen wird.

In all den Jahren als Vizepräsident und Präsident der Ärztekammer des Saarlandes war der Einsatz von Franz Carl Loch geprägt von seiner herausragenden Persönlichkeit, seinem Engagement, seinem Kenntnisreichtum, seinem Durchsetzungsvermögen und seinem Verständnis für die Probleme der Kolleginnen und Kollegen und die Vertragspartner – ein unverzichtbarer Bestandteil zur Integration unterschiedlicher Interessen im Gemeinwesen.

Franz Carl Loch hat sich durch seinen unermüdlichen Einsatz und seine vorbildliche Haltung als Arzt, als gewählter Repräsentant in ärztlichen Organisationen, Verbänden und Körperschaften, durch sein langjähriges aktives Wirken als Berufs- und Gesundheitspolitiker sowie seine Pflichterfüllung, Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft als Arzt, Berufs- und Gesundheitspolitiker, ebenso als Staatsbürger um die ärztliche Versorgung der Patienten, die Ärzteschaft und die ärztliche Selbstverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland in hervorragender Weise verdient gemacht.

103. Deutscher Ärztetag in Köln, 9. Mai 2000, Vorstand der Bundesärztekammer, Präsident

(Beifall)

Der Vorstand der Bundesärztekammer verleiht kraft dieser Urkunde der um die deutsche Ärzteschaft hochverdienten Ruth Mattheis in Berlin, Prof. Dr. med., Fachärztin für Kinderheilkunde, die Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft.

Die deutschen Ärzte ehren in Ruth Mattheis eine Ärztin, die sich durch ihr Wirken als Ärztin in der Kinderfürsorge und als Schulärztin, als leitende Beamtin in der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, als Abteilungsleiterin für Krankenhäuser und ambulante Dienste, als Wissenschaftlerin, Autorin und ihren ehrenamtlichen Einsatz in Selbsthilfe- und Behindertenorganisationen und als Expertin von Ethikkommissionen auf Landes- und Bundesebene um die ärztliche Versorgung der Patienten, die Forschung und Lehre, die Gesundheitspolitik, das Gesundheitswesen und insbesondere die medizinische Ethik und um das Gemeinwohl in Deutschland verdient gemacht hat.

Ruth Mattheis, am 29. November 1919 in Berlin geboren, besuchte von 1930 bis 1939 die Luise-Henriette-Schule im Bezirk Tempelhof in Berlin, eine "Realgymnasiale Studienanstalt für Mädchen". Im Anschluss an das Abitur studierte sie von 1939 bis 1944 an der HuMBOldt-Universität Berlin und der Universität Halle Medizin. Sie legte 1944 ihr Staatsexamen ab und wurde im selben Jahr an der Medizinischen Fakultät der HuMBOldt-Universität mit dem Dissertationsthema "Über die Multiplizität maligner Tumoren an den weiblichen Genitalien" promoviert. Im Jahr 1951 beendete sie die Weiterbildung zur Fachärztin für Kinderheilkunde.

Von 1952 bis 1962 arbeitete Ruth Mattheis als Ärztin in der Kinderfürsorge und als Schulärztin im Bezirk Zehlendorf von Berlin. Sie wechselte 1962 zur Senatsverwaltung für Gesundheit über und wurde 1968 zur Abteilungsleiterin für Krankenhäuser und ambulante Dienste berufen. Diese Funktion übte sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1984 aus, in den letzten Jahren als Senatsdirigentin. Ab 1971 wirkte sie in der Arbeitsgemeinschaft der leitenden Medizinalbeamten der Bundesländer mit. Auf internationaler Ebene war sie von 1972 bis 1991 Delegierte der Bundesrepublik Deutschland bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Von 1984 bis 1990 engagierte sie sich als Vorsitzende der Berliner Krankenhausgesellschaft e.V.

Ruth Mattheis hat während ihrer Tätigkeit in der Senatsverwaltung für Gesundheit das Berliner Gesundheitswesen entscheidend mitgestaltet und einen die Entwicklungen prägenden Einfluss genommen. Sie betrieb den Auf- und Ausbau von Krankenhäusern, setzte sich intensiv für eine Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung ein und sorgte für die Gründung von Krankenheimen, einer Mischform von Krankenhaus und Pflegeheim. Auf ihre Initiative wurden im Rahmen der Psychiatrie-Reform sozial-psychiatrische Dienste eingerichtet und Wege zur Enthospitalisierung vieler Kranken und Behinderten geebnet. In der Absicht, Prävention, Gesundheitsförderung und Behindertenhilfe zu verbessern, rief sie ein Netz von Beratungsstellen ins Leben, darunter mit speziellen Sprechstunden zum Beispiel für Kinder mit bestimmten Behinderungen.

Außerdem schuf Ruth Mattheis im Zusammenhang mit der Reform des § 218 StGB Modellberatungsstellen und einen sozial-medizinischen Dienst für Schwangerschafts-, Ehe- und Familienberatung. Bei all ihrem beruflichen Wirken gelang es ihr, Wissenschaft, Praxis und Gesundheitspolitik in idealer Weise miteinander zu verbinden.

Durch mehrere Auslandsaufenthalte hat Ruth Mattheis ihren Wissens- und Erfahrungsschatz erweitert. Sie hielt sich vom 1. April 1951 bis 1. Juli 1951 zur beruflichen Fortbildung und "reeducation" in den USA auf, sammelte 1963 im Auftrag der WHO Erfahrungen mit der Sozialpsychiatrie in den Niederlanden und nahm am Institute of Ethics, Georgetown University Washington, D. C., 1988 am "Extended German Bioethics Course" sowie 1990 und 1993 an "Advanced Bioethic Courses" teil. Ihre wissenschaftliche Tätigkeit hat in mehr als 100 Publikationen über Gesundheitsvorsorge, Gesundheitshilfe und Rehabilitation ihren Niederschlag gefunden, darunter zu Themen wie "Gegenwärtige und zukünftige Aufgaben der Gesundheitsfürsorge", "Minimal- und Optimalprogramm des Schulärztlichen Dienstes", "Sozialpsychiatrischer Dienst in Berlin", "Arzt und Sozialarbeiter(in) gestern und heute", "Der Standort der Gesundheitshilfe in der Wohlstandsgesellschaft" und über "Auswirkungen der deutschen Einheit auf die Behinderten in Ost- und WestBerlin". Ruth Mattheis veröffentlichte Forschungsergebnisse "Über das psychische Verhalten von Kindern und Jugendlichen mit poliomyelitischen Dauerlähmungen" sowie über "Ergebnisse von 1 700 Erstuntersuchungen nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz". Im Ausland ist sie durch folgende Publikationen bekannt geworden: "Directives Pour L’Education Sexuelle Dans Les Ecoles Berlinoise", "Study of Hard Core Refugee Families and of the Effects of Camplife on Preschool Children" und "Macro-Allocation in Health in the Federal Republic of Germany".

Am 4. Dezember 1984 wurde Ruth Mattheis als eine weit über die Grenzen Berlins hinaus anerkannte Persönlichkeit mit dem vom Senat von Berlin selten verliehenen Titel "Professor e. h." geehrt. Sie gehörte zu den ersten Persönlichkeiten, denen der am 1. Oktober 1987 gestiftete Verdienstorden des Landes Berlin verliehen worden ist – wie es in der Laudatio heißt, als Ausdruck tiefer Dankbarkeit für den Dienst an der Gemeinschaft, der höchsten der bürgerlichen Tugenden. In Anerkennung ihrer Verdienste wurde sie durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Darüber hinaus erhielt sie die Ehrennadel des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Landesverband Berlin.

Nach ihrer Pensionierung hat Ruth Mattheis ihre vielfältigen Berufserfahrungen in ein verstärktes ehrenamtliches Engagement eingebracht. Sie half nach der Wiedervereinigung Deutschlands gemeinsam mit einem gleichfalls pensionierten Arzt, im Ostteil Berlins die Gesundheitsverwaltung neu zu ordnen. Von der Senatsverwaltung für Gesundheit wird sie nach wie vor zu Beratungen hinzugezogen. Auch die jeweiligen Gesundheitssenatoren haben wiederholt ihren Rat gesucht. Sie ist Mitglied in zahlreichen Beiräten von Institutionen auf sozialen und medizinischen Gebieten zur Selbsthilfe, Gesundheitshilfe und Rehabilitation sowie zur Lebenshilfe für Behinderte und Kranke. Außerdem gehört sie den Verwaltungsräten der DRK-Schwesternschaft Berlin und der Neuen Gesundheits- und Sozial-GmbH an. Eines ihrer wichtigsten Ehrenämter ist das der Patientenfürsprecherin im Evangelischen Königin Elisabeth Krankenhaus, Herzberge. Die beiden Schwerpunkte ihrer ehrenamtlichen Aktivitäten liegen bei ihrem Einsatz für die Teilnahme behinderter Menschen am Leben in der Gemeinschaft, speziell am Arbeitsleben, und bei ihrem vielfältigen Wirken auf medizinisch-ethischen Gebieten.

Ruth Mattheis gehört zu den Mitbegründern der "Mosaik-Werkstätten für Behinderte" und ist seit 1993 Vorsitzende des Vorstands. Ihre Aufgabe sieht sie hauptsächlich darin, mitzuwirken, körperlich oder geistig und mehrfach Behinderten aller Schweregrade eine möglichst breite Palette von Gelegenheiten zur Arbeit und Beschäftigung zu bieten, damit jeder nach seinen Kräften, also auch der Schwächste, einen Platz im Arbeitsleben findet. Ergänzend setzt sie sich für die Erweiterung des außerfamiliären Wohnens der Behinderten in Wohngemeinschaften und Wohnheimen ein. Schon jetzt richtet sie den Blick auf die Entwicklung, dass es in absehbarer Zeit erforderlich sein wird, spezielle Programme für "Behinderte im Ruhestand" aufzustellen. Ihr Motto: "Stillstand ist Rückschritt, und wir wollen nicht zurück, sondern vorwärts gehen...", ist ein Kennzeichen ihrer Arbeit in der Behindertenhilfe.

Seit 1988 engagiert sich Ruth Mattheis als Vorsitzende der Ethikkommission der Ärztekammer Berlin. Daneben ist sie Mitglied des bundesweiten Arbeitskreises medizinischer Ethik-Kommissionen und des Berliner Arbeitskreises "Ethik" im Studiengang Public Health der Technischen Universität. Sie besitzt die Fähigkeit, in interdisziplinär zusammengesetzten Gremien ihr Fachwissen, ihre beruflichen Erfahrungen und die Erkenntnisse anderer Disziplinen miteinander in Einklang zu bringen und die ethischen Grundlagen von Medizin und Recht zu verdeutlichen. Bei konfliktreichen Fragen gelingt es ihr, mit der ihr eigenen Beharrlichkeit, Geduld und freundlichen Verbindlichkeit kritisch fördernd und durch Ausgleich unterschiedlicher Meinungen Lösungen zu finden.

In der Ethikkommission der Ärztekammer entfaltet Ruth Mattheis neben der Bewertung klinischer Prüfungen von Arzneimitteln an Menschen weitreichende Aktivitäten. Sie hat sich intensiv mit medizinischen, rechtlichen und ethischen Problemen des Behandlungsabbruchs, Behandlungsverzichts, der Sterbehilfe und der Sterbebegleitung befasst. In der ihr eigenen Tatkraft hat sie mitgewirkt, Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen zu entwerfen. Damit verbunden hat sie sowohl die Fortbildung von Ärzten in mehreren Krankenhäusern als auch die Öffentlichkeitsarbeit in Veranstaltungen für medizinische Laien durch Vorträge und Diskussionen bereichert. Eine Reihe ihrer Veröffentlichungen behandelt "Ethische Aspekte der Forschung am Menschen", "Ethische Aspekte der Sterbehilfe" und die "Setting-Limits"-Kontroverse. Wie weit sie über medizinische Gebiete hinaus wirkt, zeigt sich darin, dass sie vom Deutschen Juristentag eingeladen worden ist, in der zivilrechtlichen Abteilung zusammen mit namhaften Wissenschaftlern der Jurisprudenz zum Thema zu sprechen, ob es sich empfiehlt, das Recht der Sterbehilfe gesetzlich zu regeln.

Ruth Mattheis hat sich durch ihren unermüdlichen engagierten Einsatz und ihre vorbildliche Haltung als Ärztin, als Wissenschaftlerin, als leitende Beamtin in der Berliner Senatsverwaltung, als wissenschaftliche Autorin, als engagierte Streiterin in medizinethischen Fragen und aktive Mitarbeiterin in Selbsthilfe- und Behindertenorganisationen sowie als Staatsbürgerin um die ärztliche Versorgung der Patienten, die Selbsthilfe und Behindertenhilfe, die Gesundheitsverwaltung und die medizinische Ethik um die Ärzteschaft und die Selbstverwaltung in Deutschland in hervorragender Weise verdient gemacht.

103. Deutscher Ärztetag in Köln, 9. Mai 2000, Vorstand der Bundesärztekammer, Präsident

(Beifall)

Der Vorstand der Bundesärztekammer verleiht kraft dieser Urkunde dem um die deutsche Ärzteschaft hochverdienten Dietrich Rössler in Tübingen, Prof. Dr. med. Dr. theol., die Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft.

Die deutschen Ärzte ehren in Dietrich Rössler einen Arzt und Theologen, der sich durch sein Wirken als Arzt und Seelsorger, als akademischer Lehrer, Wissenschaftler und seinen Einsatz vor allem in Ethikkommissionen der Ärzteschaft in hervorragender Weise um die ärztliche Versorgung der Patienten, die evangelische Theologie, die medizinische Ethik, die Forschung und Lehre, das Gesundheitswesen und um das Gemeinwohl in der Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht hat.

Dietrich Rössler wurde am 20. Januar 1927 in Kiel geboren. Er studierte Medizin und Evangelische Theologie an den Universitäten Kiel und Heidelberg. Das Staatsexamen legte er 1951 an der Medizinischen Fakultät der Universität Kiel ab und wurde im gleichen Jahr mit einer experimentellen Arbeit in der Physiologie bei Prof. Dr. med. Erich Opitz promoviert. Seine klinische Weiterbildung begann er bei Prof. Dr. med. Richard Siebeck (der 1955 mit der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft ausgezeichnet wurde) in Heidelberg. In dieser Zeit wuchs sein Interesse an der medizinischen Anthropologie und der anthropologischen Medizin. Eine kritische Analyse des Menschenbildes in der neueren Medizin und der theologischen Seelsorgelehre war im Jahr 1960 das Thema seiner Habilitationsschrift für das Gebiet der Praktischen Theologie an der Universität Göttingen.

Seine klinische Weiterbildung setzte er an der Universitätsnervenklinik in Münster fort und schloss dann sein Theologiestudium mit der Promotion in Heidelberg bei Prof. Dr. theol. Günther Bornkamm ab. Nach der Habilitation wurde er 1961 Pastor der kleinen Landgemeinde Reiffenhausen bei Göttingen. Im Jahr 1965 folgte Dietrich Rössler einem Ruf auf einen Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Hier war er bis zu seiner Emeritierung (1995) tätig. Berufungen an andere Universitäten hatte er abgelehnt – nicht zuletzt, weil er, seit 1970 kooptiertes Mitglied der Medizinischen Fakultät, sich den damit verbundenen Aufgaben mit besonderem Interesse gewidmet hat. Er hat den Lehrstuhl für Ethik in der Medizin – den ersten Lehrstuhl für dieses Fach an einer medizinischen Fakultät einer Hochschule in der Bundesrepublik Deutschland –, der 1994 eingerichtet wurde, kommissarisch verwaltet, bis dieser Lehrstuhl 1998 mit Prof. Dr. med. Dr. phil. Urban Wiesing besetzt werden konnte. Dietrich Rössler war von Anfang an Mitglied der Tübinger Ethikkommission, die im Jahr 1978 von der Fakultät bestellt wurde. Er ist seit vielen Jahren ihr Vorsitzender. Seit Gründung der Ethikkommission der Landesärztekammer Baden-Württemberg (Stuttgart) ist er deren Mitglied.

Die wissenschaftliche Arbeit Dietrich Rösslers war zunächst der Praktischen Theologie und der Theologie im weiteren Sinne gewidmet. Vielfach hat er die Frage nach den Beziehungen zwischen der seelsorgerlichen und der ärztlichen Aufgabe behandelt. Sein Hauptwerk ist der "Grundriss der Praktischen Theologie", der 1994 in 2. Auflage erschien und der in Übersichtsdarstellungen gelegentlich als "Klassisches Lehrbuch der Praktischen Theologie" bezeichnet wird, ein Kompendium, das dem ganzen Fach ein neues systematisches Profil gegeben hat. Andere Monographien, vor allem einzelne Vorträge und Aufsätze, haben auf die theologische Debatte Einfluss genommen und werden bis in die jüngste Gegenwart immer wieder diskutiert.

Dietrich Rössler hat sich stets für kirchliche Aufgaben und für öffentliche Gremien zur Verfügung gestellt. Er war Vorsitzender im Theologischen Ausschuss der Lutherischen Kirchen und in der Theologischen Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Gründungsmitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie, der Ernst-Troeltsch-Gesellschaft e.V. und der Internationalen Akademie für Praktische Theologie. Er war in zahlreichen ökumenischen Kommissionen tätig, gehörte dem Nationalen AIDS-Beirat an, ist Mitglied im Verwaltungsrat des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission und in der Gutachter-Kommission für BioEthik bei der Europäischen Union in Brüssel.

Die ärztliche Aufgabe und die medizinische Ethik sind die Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit Dietrich Rösslers im Bereich der Medizin. Seine erste größere Publikation war der Band "Der Arzt zwischen Technik und Humanität" (1977), der nicht zuletzt durch die Formel bekannt wurde: "Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Störungen, Gesundheit ist die Kraft, mit ihnen zu leben." Diese These richtete sich einerseits gegen eine bloß biologische Verengung des Gesundheitsbegriffs, andererseits gegen ein utopistisches Missverständnis dessen, was als Gesundheit erstrebt und durch die Medizin erreicht werden kann. Der größere Zusammenhang für diese und viele ähnliche Arbeiten ist die Fortbildung des Konzepts der Heidelberger anthropologischen Medizin, deren Devise in der Einsicht zusammengefasst war: "Die Krankengeschichte ist die Lebensgeschichte."

Sämtliche Arbeiten Dietrich Rösslers sind von der Absicht geleitet, die Bedeutung der Individualität des Kranken und seiner unverwechselbaren Biographie für die wissenschaftliche Diagnostik und Therapie gerade auf ihrem höchsten technischen Stand erkennbar zu machen. Danach ist es der Fortschritt der wissenschaftlichen Medizin selbst, der zur Individualisierung der Krankenbehandlung führt und der den einzelnen Menschen immer deutlicher in den Mittelpunkt rückt.

Gleich nach seiner Aufnahme in die Medizinische Fakultät der Universität Tübingen hat Dietrich Rössler dort mit Lehrveranstaltungen zu Fragen der medizinischen Ethik begonnen. Viele Kliniker haben ihn darin unterstützt, sodass gemeinsame Kolloquien und Seminare zur Regel wurden. Dabei lag die Einsicht zugrunde, dass der Ethik in der Medizin eine neue Rolle und neue Bedeutungen zugeschrieben werden müssen. Es ist nach dem Verständnis Dietrich Rösslers nicht etwa ein Verlust an moralischer Substanz in der Ärzteschaft, es ist – in Deutschland wie in allen Ländern der westlichen Welt – vor allem die wachsende Komplexität der ärztlichen Aufgaben, die der medizinischen Ethik ein neues Gewicht und neue Funktionen gegeben hat. Schon die vielfachen und oft schwer überschaubaren Optionen der Diagnostik und der Therapie, aber auch etwa die neuen und immer weiter differenzierten Probleme der Krankenbehandlung am Anfang und am Ende des Lebens stellen neue und große Anforderungen auch an die ethische Urteilskraft, so eine weitere These Dietrich Rösslers.

Dietrich Rössler versteht daher die medizinische Ethik als das Ensemble derjenigen Grundsätze und Regeln, die der Vertrauenswürdigkeit des ärztlichen Handelns dienen. Viele seiner Arbeiten gelten der Interpretation der Vertrauenswürdigkeit als der Grundlage für die Tätigkeit jedes Arztes, einer Grundlage, die keineswegs von außen, etwa durch Gesetze oder Gerichtsurteile, erzwungen werden kann. Die ethische Urteilskraft ist nicht erst dort gefordert, wo moralische Konflikte entstanden sind, sondern in jedem einzelnen Fall, in dem die Regeln und Grundsätze auf die besondere Situation des Kranken angewandt werden müssen. Dietrich Rössler hat sich seit vielen Jahren bemüht, diese Aufgaben, so zum Beispiel in Vorträgen vor Fachgesellschaften, zu verdeutlichen. So konzentriert sich sein wissenschaftliches Interesse auf zwei Themenbereiche: auf Grundsatzfragen der medizinischen Ethik und auf ethische Kasuistik.

Zu diesem zweiten Thema gehört auch die Ethik der Ethikkommissionen. Dietrich Rössler hat dafür plädiert, diese Ethik als eine Aufgabe der Selbstkontrolle der medizinischen Wissenschaft zu verstehen und nicht als Aufsicht durch politische oder gesellschaftliche Instanzen. Sein Credo: Ethikkommissionen sollen beraten, aber nicht genehmigen, damit die Verantwortung für die Vertrauenswürdigkeit des ärztlichen Handelns auch auf dem Gebiet der Wissenschaft dort bleibt, wohin sie gehört: bei jedem einzelnen Arzt.

Dietrich Rössler hat sich durch seinen engagierten Einsatz und seine vorbildliche Haltung als Arzt und Theologe, als Wissenschaftler, akademischer Lehrer, als Pionier der medizinischen Ethik und als Berater sowie aktiver Mitarbeiter in Gremien der Ärzteschaft sowie als Staatsbürger um die ärztliche Versorgung der Patienten, die medizinische Ethik, die Wissenschaft und um die ärztliche Selbstverwaltung in Deutschland in hervorragender Weise verdient gemacht.

103. Deutscher Ärztetag in Köln, 9. Mai 2000, Vorstand der Bundesärztekammer, Präsident

(Beifall)

Der Vorstand der Bundesärztekammer verleiht kraft dieser Urkunde dem um die deutsche Ärzteschaft hochverdienten Karsten Vilmar in Bremen, Prof. Dr. med. Dr. med. h. c., Facharzt für Chirurgie, die Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft.

Die deutschen Ärzte ehren in Karsten Vilmar einen Arzt, der sich über mehr als 40 Jahre seines Berufslebens als Krankenhausarzt, als ärztlicher Berufspolitiker, Gesundheitspolitiker und Politikberater in zahlreichen ärztlichen Organisationen, Verbänden, Körperschaften und Selbstverwaltungsgremien auf nationaler und internationaler Ebene, durch sein Engagement für die Erhaltung und Weiterentwicklung einer guten gesundheitlichen Versorgung, als akademischer Lehrer und Sachverständiger sowie als Staatsbürger um die ärztliche Versorgung der Patienten, die Selbstverwaltung, das Gesundheitswesen, die internationale Kooperation und das Gemeinwohl in der Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht hat.

Am 24. April 1930 als Sohn des Arztes Dr. med. Franz August Vilmar in Bremen geboren, besuchte Karsten Vilmar das Alte Gymnasium zu Bremen, wo er im Frühjahr 1950 das Abitur ablegte. Von 1950 bis 1955 studierte er Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach Staatsexamen und Promotion mit einer Arbeit zum Thema "Atemwiderstandsmessungen und pneumotachographische Untersuchungen bei Silikose" arbeitete Karsten Vilmar zwischen 1955 und 1957 zunächst in verschiedenen Kliniken der Städtischen Krankenanstalten Bremen und absolvierte dann seine Weiterbildung zum Facharzt in der Chirurgischen und Unfallchirurgischen Klinik. 1963 erhielt er durch die Ärztekammer Bremen die Anerkennung als Facharzt für Chirurgie – und nach Einführung in die Weiterbildungsordnung 1972 auch für das Teilgebiet Unfallchirurgie.

1964 ist Karsten Vilmar zum Leitenden Oberarzt der Unfallchirurgischen Klinik des ZentralKrankenhauses St.-Jürgen-Straße – Krankenhausbetrieb der Freien Hansestadt Bremen – ernannt worden. Dort war er trotz seiner zahlreichen und wachsenden berufspolitischen Verpflichtungen und seiner Ehrenämter bis zu seinem Ausscheiden wegen Erreichens der Altersgrenze Ende April 1995 tätig, wenn auch in den letzten Jahren nur noch stark eingeschränkt.

Bereits als junger Facharzt am größten Bremer Krankenhaus engagierte sich Karsten Vilmar in den Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung. Seine "berufspolitische Heimat" war von Beginn seines gesundheitspolitisch-berufspolitischen Engagements der Marburger Bund (Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.). Zunächst wurde Karsten Vilmar in der "Chirurgischen Klinik" Klinikobmann, ab 1965 Vorstandsmitglied, ab 1970 Vorsitzender des Marburger Bundes – Landesverband Bremen. Im Bundesvorstand war er ab 1970 Beisitzer, ab 1972 2. Vorsitzender und von Mai 1975 bis Mai 1979 1. Vorsitzender des Marburger Bundes. Im Mai 1975 wurde er vom 78. Deutschen Ärztetag in Hamburg zum Vizepräsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages gewählt.

Von 1968 bis 1996 war Karsten Vilmar Delegierter in der Ärztekammer Bremen; von 1976 bis 1996 war er deren Präsident. Seit 1972 ist er Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (als Vertreter der außerordentlichen Mitglieder).

Bereits im Marburger Bund setzte sich Karsten Vilmar für die Verbesserung der beruflichen Rahmenbedingungen und der existenziellen Voraussetzungen für die Berufsausübung von Ärztinnen und Ärzten vor allem im Krankenhaus ein. Er war 1971/72 an der Überarbeitung der Sonderregelungen 2 c für Krankenhausärzte zum Bundesangestellten-Tarifvertrag beteiligt, die auch den klinikärztlichen Bereitschaftsdienst und die manteltariflichen Vergütungsbedingungen für Krankenhausärzte regeln.

In Arbeitskreisen des Marburger Bundes sind unter der Federführung von Karsten Vilmar Leitsätze zur Reform der Krankenhäuser und ihres ärztlichen Dienstes entwickelt worden, die von der Hauptversammlung des Marburger Bundes am 3. und 4. April 1971 in Saarbrücken mit großer Mehrheit beschlossen wurden. Diese zählen zu den bis heute gültigen gesundheitspolitischen Grundsätzen des Marburger Bundes. Die Früchte dieser Kärrnerarbeit gingen auch in die Vorarbeiten für einen Leitantrag ein, den der 75. Deutsche Ärztetag im Mai 1972 in Westerland auf Sylt nahezu einstimmig als "Leitsätze zur Struktur der Krankenhäuser und ihres ärztlichen Dienstes" beschloss. Unter seinem Vorsitz wurde das 1974 vom Marburger Bund beschlossene Programm zur Reform des Gesundheitswesens erarbeitet. Wesentlichen Anteil hatte er unter anderem auch an dem erstmals beim 77. Deutschen Ärztetag 1974 in Berlin beschlossenen Gesundheits- und Sozialpolitischen Programm der deutschen Ärzteschaft, das von den Deutschen Ärztetagen 1980, 1984 und 1994 bekräftigt und erweitert wurde.

Nachdem Karsten Vilmar vom 81. Deutschen Ärztetag im Mai 1978 in Mannheim nach dem Rücktritt von Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Hans Joachim Sewering für den Rest der Amtsperiode zum Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages gewählt wurde, erfolgte wegen seiner persönlichen Integrität, seiner Objektivität, Standfestigkeit und seines allseits geachteten Wissens und großen Sachverstandes vom 82. Deutschen Ärztetag 1979 in Nürnberg die Bestätigung durch Wiederwahl. In der Folge konnte er stets hohe Stimmenzahlen der 250 Delegierten des Deutschen Ärztetages – der Hauptversammlung der Bundesärztekammer – auf sich vereinigen, zuletzt im Mai 1995. Seit dem 96. Deutschen Ärztetag im Mai 1993 in Dresden, dem ersten gesamtdeutschen Ärztetag nach der Wiedervereinigung seit 1931, war Karsten Vilmar der erste Repräsentant der gesamtdeutschen Ärzteschaft. Nach der Wiedervereinigung der beiden Teile Deutschlands setzte sich Karsten Vilmar aktiv für die Integration der Ärztinnen und Ärzte in der ehemaligen DDR in die Gesamtärzteschaft ein und half mit, in den fünf neuen Bundesländern Ärztekammern als Körperschaften des öffentlichen Rechts nach westlichem Vorbild aufzubauen.

Bereits vor der politischen "Wende" und dem Fall von Mauer und Eisernem Vorhang setzte sich Karsten Vilmar für einen Informations- und Gedankenaustausch mit den Ärztinnen und Ärzten in den osteuropäischen Staaten ein, um dort freiheitliche und selbstverwaltete Systeme der medizinischen Versorgung zu entwickeln.

Das besondere Engagement von Karsten Vilmar galt und gilt den verschiedenen Facetten der beruflichen Betätigung der Ärztinnen und Ärzte in allen Tätigkeitsfeldern.

Karsten Vilmar bewältigte während seiner 21 Jahre währenden Amtszeit ein immenses, im Laufe der Jahre stetig wachsendes Arbeitspensum mit zahlreichen Verpflichtungen auf lokaler, regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Seine besonderen Anliegen und Interessen galten stets medizinethischen Fragen und einer medizinisch ebenso wie ökonomisch fundierten Gesundheits- und Sozialpolitik, der sozialen Ordnungspolitik bis hin zur supranationalen und internationalen Berufs- und Gesundheitspolitik. Unter seiner Ägide wurden zahlreiche Memoranden entwickelt, beschlossen und in die praktische Gesundheitspolitik eingebracht. In mehr als 300 Publikationen hat er zur ärztlichen Berufspolitik sowie zur Gesundheits- und Sozialpolitik Stellung genommen.

Aufgrund seiner zahlreichen Spitzenfunktionen und seiner souveränen Amtsführung ist Karsten Vilmar auch in die Gremien der europäischen und internationalen Ärzteschaft delegiert und gewählt worden. So ist er seit 1979 Mitglied des Ständigen Ausschusses der Europäischen Ärzte und war in der Amtsperiode 1986 bis 1989 Präsident dieser Organisation. Seit 1989 gehört er dem Exekutivrat der europäischen Spitzenorganisation der Ärzteschaft an und ist 1992 erstmals zum Schatzmeister des Weltärztebundes gewählt worden.

Wegen seines frühzeitigen und erfolgreichen Engagements für die Annäherung der ehemaligen Ostblockstaaten an freiheitlich-rechtsstaatliche Systeme und Länder und wegen des Erfahrungsaustauschs mit Rumänien verlieh ihm die Universität Timisoara/Rumänien 1997 die Ehrendoktorwürde (Dr. med. h. c.).

Seit Anfang der Neunzigerjahre versah Karsten Vilmar einen Lehrauftrag für ärztliche Berufskunde und ärztliches Berufsrecht an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Der hessische Minister für Wissenschaft und Kunst ernannte ihn 1998 auf Antrag des Fachbereichs Humanmedizin zum Honorarprofessor der Gießener Universität.

Karsten Vilmar wurde in Anerkennung seines Einsatzes und großen Engagements wiederholt geehrt und mit hohen Auszeichnungen gewürdigt, so 1980 mit der Verleihung des Ordens Cavaliere dell Ordine Al Merito della Repubblica Italiana, im September 1998 mit der Verleihung der Goldmedaille des Staatspräsidenten der Republik Ungarn. Die Bundeswehr – Karsten Vilmar ist Oberstabsarzt der Reserve – ehrte ihn mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold. Seit 1979 ist er Ehrenvorsitzender des Marburger Bundes – Bundesverband – und seit Mai 1999 – nach seinem Verzicht auf eine erneute Kandidatur – Ehrenpräsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages.

Karsten Vilmar hat sich durch seinen engagierten, aufopferungsvollen und erfolgreichen Einsatz und seine vorbildliche Haltung als Arzt, als gewählter Repräsentant ärztlicher Organisationen, Verbände und Körperschaften auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene, durch sein aktives Wirken als Berufs-, Gesundheits- und Sozialpolitiker, durch Pflichterfüllung, Aufrichtigkeit, Geradlinigkeit, als Arzt und Berufs- und Gesundheitspolitiker sowie als Staatsbürger um die ärztliche Versorgung der Patienten, die Ärzteschaft, die ärztliche Selbstverwaltung, den studentischen Nachwuchs, die internationalen Beziehungen und die ärztliche Selbstverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland, in Europa und in der Welt in hervorragender Weise verdient gemacht.

103. Deutscher Ärztetag in Köln, 9. Mai 2000, Vorstand der Bundesärztekammer, Präsident

(Beifall)

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Karsten Vilmar:

Herr Präsident, lieber Jörg Hoppe! Frau Ministerin Fischer! Frau Staatssekretärin! Herr Bürgermeister! Für die höchste Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft danke ich im Namen aller heute hier Geehrten dem Vorstand der Bundesärztekammer und damit den obersten Repräsentanten der verfassten deutschen Ärzteschaft. Ich gestehe: Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, dies hier als Dankredner zu tun, nachdem ich in den vergangenen Jahren über 70-mal die Ehre hatte, anderen die Paracelsus-Medaille zu verleihen.

In sehr verschiedenen Gebieten ärztlicher Tätigkeit, in Wissenschaft, Krankenhaus und Praxis sowie dem öffentlichen Gesundheitsdienst, war und ist es unser gemeinsames Ziel, nach dem jeweiligen Stand medizinisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Möglichkeiten unter Nutzung von Beobachtung und Erfahrung eine möglichst gute individuelle Versorgung der Kranken zu gewährleisten und die dafür notwendigen Versorgungsstrukturen und Arbeitsbedingungen sowie die Ausbildung von Ärzten den sprunghaften Fortschritten der Medizin unter Wahrung ethischer Grundsätze ärztlichen Handelns und Verhaltens anzupassen. Wirksame Behandlung mit modernen Verfahren ermöglichen heute früher für unmöglich gehaltene Erfolge. Gleichzeitig sind nicht selten neue medizinisch-wissenschaftliche, ethische und rechtliche Probleme damit verbunden, insbesondere am Anfang und am Ende des Lebens. Stets erfordern sie eine sehr sorgfältige Nutzen-Risiken-Abwägung und werfen nicht selten die Frage auf, ob im Einzelfall tatsächlich alles gemacht werden muss oder gemacht werden darf, was wissenschaftlich und technisch möglich ist. Andererseits wäre es ethisch ebenso wenig zu vertreten und stünde sogar im Widerspruch zum ärztlichen Auftrag, aus Angst vor Risiken die Erforschung bislang unbekannter Zusammenhänge hinsichtlich der Entstehung und Behandlung von Krankheiten zu unterlassen und damit diesen Kranken von vornherein jede Zukunftschance zu nehmen.

Für die Ärzteschaft ist es unverzichtbar, dass sich das Niveau der ärztlichen Versorgung nach der medizinischen Wissenschaft und Praxis richten muss, selbstverständlich unter Berücksichtigung der unterschiedlichen psychischen und physischen Belastungsfähigkeit jedes einzelnen Kranken sowie unter Einschluss der ärztlichen Seelsorge und Zuwendung. Dafür sind berufliche Unabhängigkeit und individuelle Entscheidungsmöglichkeiten auch bei der Anwendung medizinisch-wissenschaftlich begründeter Leitlinien unbedingt erforderlich. Gerade das ist nämlich die ärztliche Kunst, um jedem Patienten gerecht zu werden.

Auf diese für viele Patienten existenziellen Zusammenhänge hinzuweisen und mehr oder weniger auf politisch-ideologisch geprägtem Wunschdenken basierende Reformvorstellungen abzuwehren gehört daher stets zu den originären Aufgaben von Ärzten.

(Beifall)

Es ist nicht Aufgabe der Ärzteschaft, ökonomisch motivierte Versorgungsgrenzen oder Altersgrenzen zu konkretisieren, weil diese stets das Restrisiko für die Gesundheit oder die Heilung des Einzelnen erhöhen.

Der sich nun schon über 20 Jahre hinweg quälende Reformmarathon zur Ausgabendämpfung bei der gesetzlichen Krankenversicherung war leider überwiegend ein Kurieren an Symptomen. Daraus wird deutlich, dass die Politik mit allzu sehr ins Detail gehenden Regelungen überfordert ist.

(Beifall)

Sie sollte sich daher besser den nur von ihr zu regelnden Fragenkomplexen mit der Festlegung genügend flexibler Rahmenvorschriften zuwenden, sich dabei von Fachleuten sachkundig beraten lassen und sich nicht nahezu völlig faktenresistent verhalten.

(Beifall)

Dann wäre auch der Politik der Dank nicht nur der Ärzteschaft, sondern vor allem vieler Patienten sicher.

(Vereinzelt Beifall)

Die uns zuteil gewordene hohe Ehrung schließt viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhaus, Praxis, Behördenorganisationen und Verbänden ein, ohne deren Arbeit vieles überhaupt nicht hätte bewältigt werden können. Dank gebührt nicht minder unseren Familien, die vieles begleitet und mitgetragen haben, manches dabei auch ertragen mussten. Dieser sichere Rückhalt im Stillen wäre einer mindestens ebenso hohen Auszeichnung würdig.

(Beifall)

Eine Maxime des Paracelsus, nach dem die hohe Auszeichnung benannt wurde, lautete: Ein ruhiges Leben ist angenehmer als ein bewegtes, aber letzteres ist nützlicher.

(Heiterkeit)

Georg Christoph Lichtenberg schreibt in seinen Aphorismen:

Wenn der Mensch, nachdem er 100 Jahre alt geworden, wieder umgewendet werden könnte, wie eine Sanduhr, und so wieder jünger würde, immer mit der gewöhnlichen Gefahr, zu sterben; wie würde es da in der Welt aussehen?

Wenn man dabei an die Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte denkt, drängen sich Vorstellungen auf, die letztlich in dem Satz zusammengefasst werden können: Vernunft muss wieder mehrheitsfähig werden, auch in der Gesundheits- und Sozialpolitik.

(Beifall)

Dafür werden wir uns sicher auch in Zukunft nach dieser hohen Ehrung im Rahmen unserer Möglichkeiten einsetzen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages:

Meine Damen und Herren, bevor es mit der Rede von Frau Ministerin Fischer weitergeht, möchte ich mich bei der Dame und den Herren Musikern herzlich bedanken. Sie werden uns vor Ende der Veranstaltung verlassen müssen. Frau Schwarz darf ich einen Blumenstrauß überreichen. Ich weiß, dass sie mit dem Auto nach München zurückfährt; damit hat er sogar eine Chance zu überleben. Die Herren fliegen zurück nach München. Nur Herr Esser bleibt bei uns in Köln und sorgt dafür, dass auch hier anständige Musik gemacht wird.

(Beifall)

Frau Ministerin, wir sind gespannt wie Flitzebogen.

(Heiterkeit)


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