Aktivitäten der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Arzneiverordnung in der Praxis“ (Bulletin)

Seit 1974 erstellt die Geschäftsstelle der Arzneimittelkommission das Bulletin „Arzneiverordnung in der Praxis“ (AVP), das sich besonders an die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte wendet und sie berät, ihre Patienten nach den Regeln der ärztlichen Kunst, der evidenzbasierten Medizin und dennoch wirtschaftlich zu behandeln. Besondere Aufmerksamkeit finden Gebiete der praktischen Pharmakotherapie, auf denen noch Unsicherheit über den therapeutischen Nutzen der bislang verordneten Arzneistoffe herrscht. Die AVP enthält z. B. auch Informationen über neue Arzneistoffe sowie Hinweise zu Arzneimittelrisiken.

Die AVP soll die Übersicht über die verfügbaren Arzneimittel erleichtern, indem sie den therapeutischen Stellenwert von Arzneimitteln kritisch darstellt. Dies gilt vor allem für neu eingeführte und stark beworbene Arzneimittel im Vergleich zu bereits verfügbaren Präparaten.

Einen weiteren Schwerpunkt der AVP bilden die veröffentlichten Preisvergleiche für ausgewählte Wirkstoffe, die die Kosten der entsprechenden auf dem deutschen Markt befindlichen Präparate gegenüberstellen sowie Datenübersichten zu Wirkstoffgruppen.

Seit April 1997 kann das Heft (zusammen mit den Therapieempfehlungen) nur noch gegen eine Schutzgebühr im Rahmen eines Abonnements angeboten werden, weil eine kostenfreie Aussendung aufgrund finanzieller Kürzungen nicht mehr möglich ist. Eine Reihe von KVen stellt aber AVP und Therapieempfehlungen ihren niedergelassenen praktischen Ärzten, Allgemeinärzten, allgemeinmedizinisch tätigen Internisten und bestimmten Facharztgruppen kostenlos zur Verfügung. AVP und Therapieempfehlungen sind auch kostenlos über die Internet-Präsenz der AkdÄ unter www.akdae.de abrufbar.

Die Mitglieder des Redaktionsausschusses AVP engagieren sich in der ‚International Society of Drug Bulletins', einem weltweiten Zusammenschluss der kritischen Arzneimittel Bulletins, indem sie sich gegenseitig über die in ihren jeweiligen Ländern und Gesundheitssystemen aktuellen Fragen der Arzneiverordnung informieren. Dabei kommt es auch zu einem regelmäßigen Austausch der Bulletins.

Im Jahre 2002 erschienen drei Hefte:

AVP Heft 1/2002 (April)

Antibiotika in Futtermitteln für Schlachttiere – ist es 5 vor 12 oder bereits später?
Opioid-Therapie bei nicht tumorbedingten Schmerzzuständen
ACE-Hemmer und Angiotensin II-Rezeptorantagonisten kombinieren?
Therapie des Pseudo-Krupp
Mukolytika zur Behandlung der chronisch-obstruktiven Bronchitis – eine sinnvolle Indikation?
Bisher Cerivastatin (Lipobay®) – was nun?
Almotriptan, ein weiteres Triptan zur Behandlung akuter Migräne-Attacken
Malarone, ein neues Malaria-Mittel
Dexibuprofen – ein neues NSAR?
Orales Kontrazeptivum mit dem neuem Gestagen ‚Drospirenon'
Impfung gegen Zytomegalie-Infektion?
Fluorochinolone: Entzündungen und Rupturen der Achillessehne
Risiko gastrointestinaler Blutungen bei der Langzeiteinnahme von Acetylsalicylsäure
Metformin – eine unendliche Geschichte
Schleichende Lithium-Intoxikation (Fallbericht)
Diabetes insipidus durch Ofloxacin
Antidepressiva und obere gastrointestinale Blutung
Clozapin und Olanzapin als Auslöser eines Diabetes?
ZNS-Reaktionen unter Cephalosporinen bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Höhere Dosen von Beta-Karotin sind gefährlich
Myoklonus als Folge einer gleichzeitigen Therapie mit Trazodon und Fluoxetin
Die preisgünstige Verordnung: Lisinopril Lisinopril zur Prophylaxe der Migräne?
Flugreisen und Lungenembolie
Kinderwunsch und Folsäure gehören zusammen – Verminderung des Auftretens von Spina bifida durch Folsäuresupplementierung
Die Dummen sterben nicht aus – oder doch? Germanium als Nahrungsergänzungsmittel, nicht nur unsinnig, sondern auch gefährlich

AVP Heft 2/2002 (Juli)

Wir brauchen die Positivliste Medikamentöse Therapie der vasovagalen Synkope?
Behandlung der renalen Anämie durch NESP (Aranesp®) vereinfacht?
Lipidsenkende Therapie bei akutem Koronarsyndrom
Brustkrebs- und Herz-Kreislaufrisiko bei Frauen nach den Wechseljahren unter Hormonersatztherapie
Angiotensin II-Rezeptorantagonisten zur Prävention der Niereninsuffizienz bei Diabetes mellitus Typ 2
Inhalation von Tobramycin bei zystischer Fibrose
Wann ist eine Therapie mit i.v.-Immunglobulinen indiziert?
Phase-II-Studie zur Behandlung des fortgeschrittenen, inoperablen Pankreaskarzinoms mit Ukrain
Telithromycin (Ketek®)
Desloratadin – ein neues (altes) Antihistaminikum
Osteoporose durch Antiepileptika?
74. Sitzung des Ausschusses „Unerwünschte Arzneimittelwirkungen“
Anaphylaktische Reaktion auf Celecoxib
Letale Fasciitis necroticans nach gleichzeitiger i.m.-Injektion von Diclofenac und Dexamethason
Risiko gastrointestinaler Blutungen bei selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern
Guillain-Barré-Syndrom nach Hepatitis B-Impfung
Interaktion von Methadon und Ciprofloxacin
Vorsicht vor Arzneimittelwechselwirkungen nach Johanniskraut
Atypische Neuroleptika – Die Qual der Wahl
Die preisgünstige Verordnung: Norfloxacin
Topische Kortikosteroide bei akuter Sinusitis
Zink-Nasenspray hilft nicht bei Virusinfektionen der oberen Luftwege („Erkältung“)
Vitamine zur Infarktprophylaxe – mehr Fragen als Antworten
Hormonersatztherapie: Fragwürdige Auswertung der HERS-Studie nach „Quality of Life“-Parametern
Fludrocortison ungeeignet zur Behandlung des chronischen Müdigkeitssyndrom
Was hat Scheibenbrot mit Antidepressiva zu tun?
Hic Rhodos, hic salta

AVP Heft 3/2002 (Oktober)

Einfluss kritischer Pharma-Bulletins auf die Arzneimittelgesetzgebung der EU
Kombinationstherapien von Acetylsalicylsäure, Heparin und Clopidogrel?
Rituximab, ein neues Therapieprinzip beim Non-Hodgkin-Lymphom
Antibiotische Therapie von Cisplatin und Irinotecan in der Behandlung des fortgeschrittenen kleinzelligen Bronchialkarzinoms (SCLC)
Langzeittherapie mit Pravastatin: Ergebnisse der LIPID-Folgestudie
Hormonersatztherapie zur Prävention von Ulcus cruris und Druckulzera bei Frauen
Behandlung des Morbus Bechterew mit Etanercept
Nutzen von Galantamin (Reminyl®) in der Therapie von vaskulärer und gemischter Demenz Nateglinid (Starlix®)
Gatifloxacin (Bonoq®)
Gewichtszunahme und Diabetes unter der Behandlung mit Psychopharmaka
Chinin-assoziierte hämolytisch-urämische Syndrome
Wie häufig sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Krankenhausaufnahme feststellbar?
Ibuprofen antagonisiert die Gerinnungshemmung von ASS
Die preisgünstige Verordnung: Fluoxetin
Die Behandlung des Morbus Crohn mit Infliximab (Remicade®)
Vitamine zur Infarktprophylaxe – mehr Fragen als Antworten
Welche CSE-Hemmer-Dosis ist optimal?
Partnerbehandlung bei Chlamydien-Adnexitis
Nutzung der AkdÄ-Informationen: Ein Werbeargument für den modernen Arzt?
Thalidomid bei malignem Melanom
Genetisch maßgeschneiderte antihypertensive Therapie?
Influenza- und Pneumokokken-Impfraten in Deutschland noch unbefriedigend
Vorsicht beim Absetzen von Paroxetin

Therapieempfehlungen (Leitlinien der AkdÄ)

In Nummer 14 der Arzneimittel-Richtlinien wird den Vertragsärztinnen und -ärzten empfohlen, insbesondere die Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zu berücksichtigen. In Sonderheften der AVP erschienen im Jahre 2002 die evidenzbasierten (EB)

Empfehlungen zur Therapie akuter Atemwegsinfektionen (einschließlich HNO-Bereich) (EB), 2. Aufl.
Empfehlungen zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2, (EB), 1. Aufl.

Damit stehen mit den bereits erschienenen
Empfehlungen zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz (EB), 2. Aufl. 2001
Empfehlungen zur Therapie chronischer Kopf- und Geschichtsschmerzen (EB),3. Aufl. 2001
Empfehlungen zur Therapie von Demenz (EB), 2. Aufl. 2001
Empfehlungen zur Therapie des Asthma bronchiale im Erwachsenenalter (EB), 1. Aufl. 2001
Empfehlungen zur Therapie von Tabakabhängigkeit (EB), 1. Aufl. 2001
Empfehlungen zur Therapie von degenerativen Gelenkerkrankungen (EB), 2. Aufl. 2001
Empfehlungen zur Therapie bei funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom (EB),1. Aufl. 2000 Empfehlungen zur Therapie von Kreuzschmerzen (EB), 2. Aufl. 2000
Empfehlungen zur Therapie von Tumorschmerzen (EB), 2. Aufl. 2000
Empfehlungen zur Therapie akuter Infekte der oberen Atemwege und Bronchitiden (EB), 1. Aufl. 1999
Empfehlungen zur Therapie von Angst- und Zwangsstörungen (EB), 1. Aufl. 1999
Empfehlungen zur Therapie von Fettstoffwechselstörungen (EB), 2. Aufl. 1999
Empfehlungen zur Primär- und Sekundärprävention des ischämischen Insults (EB),1. Aufl. 1999 Empfehlungen zur Therapie der arteriellen Hypertonie (EB), 1. Aufl. 1998
Empfehlungen zur Therapie der Depression, 1. Aufl. 1997
Empfehlungen zur Therapie der chronischen arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), 1. Aufl. 1997
mittlerweile 17 Therapieempfehlungen inkl. Handlungsleitlinien zur Verfügung, der größte Teil davon evidenzbasiert.

Die Arzneimittelkommission ist weiterhin wesentlich an der Erarbeitung von Nationalen Versorgungsleitlinien beteiligt, die gemeinsam von Bundesärztekammer, Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, den jeweiligen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften unter Redaktion des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin erarbeitet und herausgegeben werden.

Buch: Evidenzbasierte Therapieleitlinien

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft legte erstmals auf dem Wiesbadener Internistenkongress 2002 einen Sammelband der ersten 14 evidenzbasierten Therapieempfehlungen vor. Die erste Auflage des im Deutschen Ärzte-Verlag erschienenen Buches war innerhalb kurzer Zeit vergriffen und musste nachgedruckt werden.

Wirkstoff aktuell“

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben eine Vereinbarung, nach der die KBV den Vertragsärzten Hinweise über zumeist neu eingeführte Arzneimittel zur Verfügung stellt, mit deren Erarbeitung sie die AkdÄ beauftragt. Diese Hinweise beschreiben auf der Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse den Stellenwert neuer Arzneimittel in einer bestimmten Indikation und liefern dem niedergelassenen Arzt auch unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit neutrale Informationen für seine Verordnungsentscheidung. Publiziert werden sie als Beilage in der Ausgabe A des Deutschen Ärzteblattes. Im Jahr 2002 wurde „Wirkstoff aktuell“ zu folgenden Themen publiziert:

Folsäure-Substitution in der Schwangerschaft: Therapie und Kosten
Telithromycin (Ketek®)

Patienteninformationen

In gemeinsamen Projekten mit verschiedenen Krankenkassen, wie z. B. mit der Techniker Krankenkasse (TK Hamburg) und der Gmünder Ersatzkasse (GEK Schwäbisch Gmünd), erarbeitet die AkdÄ Patienteninformationen, die z. T. auf der Grundlage der von ihr herausgegebenen Therapieempfehlungen basieren. Durch die Vermittlung dieser Informationen soll der Patienten-Arzt-Dialog in den jeweiligen Krankheitsbildern gefördert werden und die kritische arzneitherapeutische Haltung, wie sie in den Therapieempfehlungen dargelegt ist, soll zum Patienten weitertransportiert werden. Die Patienteninformationen haben eine außerordentlich hohe Akzeptanz gefunden, was sich in der Gesamtauflage von ca. 3,5 Millionen Exemplaren widerspiegelt. Kontakte zur AOK sind bereits geplant.

Neu erschienen sind 2002 die Patientenratgeber
Asthma bronchiale (TK; AkdÄ
Arthrose (TK; AkdÄ)
Demenz (TK; AkdÄ)

Damit stehen mit den bereits erschienenen Patientenratgebern
Kopfschmerzen, Aufl. 1997 (TK; AkdÄ)
Tumorschmerzen, Aufl. 1997 (TK; AkdÄ)
Rückenschmerzen, Aufl. 1997 (TK; AkdÄ)
Degenerative Gelenkerkrankungen, Aufl. 1998 (TK; AkdÄ)
Demenz, Aufl. 1998 (TK; AkdÄ)
Depression, Aufl. 1998 (TK; AkdÄ)
Fettstoffwechselstörungen, Aufl. 1998 (TK; AkdÄ)
Periphere Durchblutungsstörungen, Aufl. 1998 (TK; AkdÄ)
Schmerzen,Aufl.1999 (GEK; AkdÄ)
Diabetes mellitus,Aufl.1999 (GEK; AkdÄ)
Herzinsuffizienz,Aufl.1999 (TK; AkdÄ)
Bluthochdruck,Aufl.1999 (TK; AkdÄ)
Körper und Seele, Aufl.1999 (GEK; AkdÄ) Allergien, Aufl.1999 (GEK; AkdÄ)
Schlaganfall,Aufl.1999 (TK; AkdÄ)
Schlaganfall, Aufl.1999 (GEK; AkdÄ) Bronchitis, Aufl.1999 (GEK; AkdÄ) Akute
Atemwegsinfekte,Aufl.1999 (TK; AkdÄ)
Magen und Darm, Aufl. 1999 (GEK; AkdÄ)
Hypertonie, Aufl. 1999 (GEK; AkdÄ)
Fettstoffwechsel, Aufl. 2000 (TK; AkdÄ)
Angst und Zwang, Aufl. 2000 (TK; AkdÄ)
Kopfschmerzen, Aufl. 2000 (TK; AkdÄ)
Krebs, Aufl. 2000 (GEK; AkdÄ)
Wechseljahre, Aufl. 2000 (GEK; AkdÄ)
Tumorschmerzen, 2. Aufl. 2001 (TK; AkdÄ)
Kreuzschmerzen, Aufl. 2001 (TK; AkdÄ)
Magen und Darm, Auf. 2001 (TK; AkdÄ)
mittlerweile 31 Informationsbroschüren für Patienten zur Verfügung.
Weitere Ratgeber sind geplant bzw. in Bearbeitung

Internetpräsenz der AkdÄ (www.akdae.de) und Newsletter

Der seit 1998 verfügbare Internet-Auftritt der AkdÄ wurde komplett überarbeitet. Der Relaunch erfolgte pünktlich zu den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der AkdÄ im November 2002. Neben der neuen Struktur und dem ansprechenderen Layout gibt es drei wesentliche Neuerungen

1.    Die Homepage verfügt über eine differenzierte Suchfunktion, welche alle archivierten früheren Dokumente der AkdÄ leicht auffindbar macht.

2.    Unter der Rubrik „Wir über uns“ sind die Lebensläufe und Fotos aller ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder der AkdÄ eingestellt, um die Transparenz der Arbeit der Kommission zu erhöhen.

3.    In unregelmäßigen Abständen wird ein Newsletter per E-Mail verschickt, der auf aktuelle Aktivitäten, Termine und Publikationen sowie neue Dokumente auf der Homepage hinweist. Dabei sind Eil-Informationen zur Arzneimittelsicherheit von besonderer Bedeutung.

Außerdem werden den Nutzern Informationen zum Gesundheitswesen und vielfältige Links zu wichtigen anderen Organisationen angeboten. Die Website der AkdÄ wird regelmäßig in der Geschäftsstelle von drei Internet-Redakteurinnen aktualisiert.

Mitteilungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Mitteilungen sind originäre Informationen der AkdÄ. Die AkdÄ informierte im Berichtszeitraum die Ärzteschaft über folgende Themen:

Rhabdomyolysen unter einer Therapie mit Statinen
Olanzapin: Hyperosmolares Coma diabeticum, Rhabdomyolyse, Niereninsuffizienz
Zur Sicherheit von COX-2-Inhibitoren
Kardiale Nebenwirkungen bei Anwendung von Sibutramin
Risiken der Uterusperforation und Expulsion von Mirena®, einem Levonorgestrelhaltigen Intrauterinpessar

Zwei weitere Mitteilungsformen der AkdÄ werden unter der Rubrik „Bekanntgaben“ im Deutschen Ärzteblatt publiziert. Unter dem Titel „Aus der UAW-Datenbank“ informiert die AkdÄ seit August 1998 zu Nebenwirkungsmeldungen bei Arzneimitteln, die entweder Gegenstand des UAW-Ausschusses (Ausschuss Unerwünschte Arzneimittelwirkungen der AkdÄ) waren oder neue bzw. interessante Meldungen aus dem deutschen Spontanerfassungssystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ) betreffen.

a) Aus der UAW-Datenbank:
Glaskörper- und Retinablutungen unter Insulin glargin
Spinaliome unter Hydroxycarbamid
Hypertonie unter Leflunomid
Blutung unter der Gabe von Ginkgo-biloba-Extrakten – Cave Kombinationen mit Gerinnungshemmern!
Sehstörungen unter der Einnahme von Telithromycin (Ketek®)
Toxische Hepatitis nach Einnahme von Desloratadin
Schwere Leberschäden unter Chelidonium
Hepatotoxizität von Fluorochinolonen
Anaphylaktoide Reaktionen unter Coxiben (Celecoxib und Rofecoxib)

Im Rahmen der zweiten im April 1998 neu eingeführten Mitteilungsform „UAW-News-International“ wird die deutsche Ärzteschaft über Arzneimittelprobleme informiert, die der AkdÄ über internationale Organisationen und Überwachungsbehörden zugingen.

b) UAW-News-International:
Blutbildstörungen unter Quetiapin
Penicillin und Chinolone (Durch Benzylpenicillin induzierte Cholestase / Fluorochinolone vermindern zusammen mit Makroliden die Theophyllin-Clearance)
Akutes Leberversagen bei antiretroviraler Therapie der HIV-Infektion
Torsade de pointes-Arrhythmien unter Methadon

Chargenrückrufe – Durchsicht des Ärztemusterbestandes

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) informiert – im Einvernehmen mit dem Deutschen Ärzteblatt und den Verbänden der pharmazeutischen Industrie –nach einem standardisierten Verfahren über Chargenrückrufe. Die Pharmaunternehmen melden der AkdÄ auf einem speziell dafür konzipierten Formblatt nur solche Chargenrückrufe, bei denen durch Anwendung dieser Arzneimittel eine gesundheitliche Gefährdung von Patienten zu erwarten ist. Der Hersteller beschreibt kurz das Risiko und die erforderlichen Maßnahmen. Die AkdÄ prüft die Angaben, klärt unter Umständen den Text mit den Herstellern noch einmal ab und gibt die standardisierten Mitteilungen an das Deutsche Ärzteblatt weiter. Dort werden die Chargenrückrufe im Anzeigenteil unter der Rubrik „Chargenrückrufe – Durchsicht des Ärztemusterbestandes“ veröffentlicht.

Presseaktivitäten der AkdÄ

Pressekonferenzen wurden gemeinsam mit der Bundesärztekammer veranstaltet und zu verschiedenen gesundheitspolitischen Themen Stellung bezogen.

Im Jahr 2002 wurden sieben Pressemitteilungen der AkdÄ veröffentlicht:

Zweite aktualisierte Auflage der Leitlinien der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) zur Therapie akuter Atemwegsinfektionen

Vierzehn „Evidenzbasierte Therapieleitlinien“ der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft jetzt als Buch erhältlich

Ärzte fordern kritische Abwägung beim Einsatz des Raucherentwöhnungsmittels Zyban®

Ärzte für vollständiges Verbot von Wachstumsförderern

Zweite aktualisierte Auflage der Leitlinien der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zur Therapie der degenerativen Gelenkerkrankungen erschienen

Erste deutsche evidenzbasierte Leitlinie der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 erschienen

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Seit 50 Jahren Lieferant unabhängiger, fachkompetenter und kritischbewertender arzneitherapeutischer Information

Der Vorsitzende gab der Presse verschiedene Interviews zu allgemeinen und speziellen Themen der Arzneimittelsicherheit.

Arzneiverordnungen, 20. Auflage (Buch)

Im Berichtszeitraum wurden die Redaktionsarbeiten zum Buch „Arzneiverordnungen“ (20. Auflage) abgeschlossen. Der Redaktionsausschuss konnte in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Ärzte-Verlag die bei der 19. Auflage in Angriff genommene Neugestaltung wesentlicher Teile des Buches kontinuierlich fortsetzen. Hierzu gehört die konsequente Vervollständigung der pharmakologischen Angaben insbesondere zur Pharmakokinetik. Diese Bemühungen wurden durch die Geschäftsstelle in vielfacher Weise unterstützt. Der Anspruch, zu einem Wirkstoff den Gesamtmarkt an Fertigarzneimitteln innerhalb des besprochenen Indikationsgebietes abzubilden, unterscheidet das Buch „Arzneiverordnungen“ wesentlich von anderen vergleichbaren wissenschaftlichen Werken. Darüber hinaus bietet das Buch für die Verschreibungstätigkeit des Arztes eine positive Auswahl von Wirkstoffen an, indem es eine sorgfältig getroffene Auswahl an Arzneistoffen (derzeit etwa 720) als ‚empfohlene Wirkstoffe' klassifiziert.

Das Buch „Arzneiverordnungen“ (20. Auflage) kann über den Deutschen Ärzte-Verlag oder über den Buchhandel für 44,95 € erworben werden; eine sehr benutzerfreundliche CD-ROM Version der 20. Auflage wird zum Preis von 59,95 angeboten.

Jubiläum der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft – Festschrift

Am 26. und 27.04.1952 fand die konstituierende Sitzung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft in Göttingen statt. Seitdem präsentiert sich die AkdÄ in der weitgehend noch heute bestehenden Organisationsform. Zum 50-jährigen Jubiläum der AkdÄ fand am 29.11.2002 im Anschluss an die jährlich stattfindende Gesamtsitzung eine Festveranstaltung statt, für die im Berichtszeitraum umfangreiche Vorbereitungen getroffen wurden. Rechtzeitig zum Jubiläum erschien im Deutschen Ärzte-Verlag die Festschrift „Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: von den Anfängen bis zur Gegenwart.“ Sie umfasst ca. 200 Seiten mit ca. 60 Abbildungen und stellt sehr anschaulich den Beitrag der Arzneimittelkommission zur Fortentwicklung der Arzneimittelsicherheit in Deutschland, aber auch so manche weniger bekannte Begebenheit aus der Arbeit der Kommission dar. Darüber hinaus werden die prominentesten Mitglieder, Vorstände und Geschäftsführer der Kommission in lebendiger Weise charakterisiert. Die Festschrift kann im Buchhandel oder über die Geschäftsstelle zum Preis von 29,95 erworben werden.

Weitere Veröffentlichungen der AkdÄ

B. Müller-Oerlinghausen, J. D. Tiaden
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft – 50 Jahre im Dienste der Arzneimittelsicherheit
Der Internist 43: 482-492 (2002)

B. Müller-Oerlinghausen
Welche Rolle spielen Meldungen zu UAW von Antiepileptika im deutschen Spontanerfassungssystem?
Aktuelle Neurologie 29 (Supplement 1): S50-S53 (2002)

B. Müller-Oerlinghausen
Kongressbericht: Moderne Arzneimitteltherapie an der Grenze der finanziellen Belastbarkeit
Deutsches Ärzteblatt 99: B-1425-1426 (2002)

H. K. Berthold
Arzneimittel: Risiken nach der Zulassung
Deutsches Ärzteblatt 99 (40):A 2594-2595 (2002)

B. Müller-Oerlinghausen, I. Ringel
Medikamente als Verursacher sexueller Dysfunktionen
Deutsches Ärzteblatt 99 (46):A 3108-3114 (2002)

M. Lutz, M. Schwab, E.U. Griese, C. Marx, B. Müller-Oerlinghausen, P.S. Schönhöfer, C. Meisner, C.H. Gleiter, M. Eichelbaum, K. Mörike
Visual disorders associated with omeprazole and their relation to CYP2C19 polymorphism
Pharmacogenetics 12 (1): 73-75 (2002)

R. Lasek, N. Victor
Wirksamkeit von Ademetionin und Oxaceprol für die Behandlung von Arthrosen
Der Orthopäde 31 (11): 1058-1065 (2002)

Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW)

Dem Spontanerfassungssystem der Arzneimittelkommission gingen im Jahr 2002 2.318 Berichte über unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) von Ärztinnen und Ärzten aus Klinik und Praxis zu. Im Rahmen eines ärztlichen Konsiliums werden die UAW-Berichte am Posteingangstag in der Pharmakovigilanz-Abteilung der Geschäftsstelle analysiert, bewertet und das weitere Vorgehen festgelegt. In besonderen und schwerwiegenden Fällen, aber auch beispielsweise bei unklarer Kausalität zwischen den gegebenen Wirkstoffen und der UAW, werden schriftliche, wissenschaftlich bewertende Stellungnahmen von Fachmitgliedern der Arzneimittelkommission eingeholt. Die meldenden Ärztinnen und Ärzte erhalten von der Pharmakovigilanz-Abteilung ein Antwortschreiben mit einer Bestätigung des Eingangs der Berichte, ggf. mit weiterführender Literatur und/oder einem Auszug aus der UAW-Datenbank zu der beobachteten UAW. In wichtigen oder dringenden Fällen erfolgt auch eine telefonische Kontaktaufnahme zum Zwecke der Beratung, Rückfrage bei Unklarheiten oder zur Vermittlung besonderer Zusatzuntersuchungen (z. B. Lymphozytenstimulationstest). Der direkte Kontakt von Ärztinnen und Ärzten in Praxis und Klinik mit den in der Geschäftsstelle tätigen Pharmakovigilanz-Spezialisten gewährleistet hierbei absolute Vertraulichkeit.

Die Arzneimittelkommission steht im Rahmen des Programms für internationales Drug Monitoring der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit dem Uppsala Monitoring Centre (UMC) in regelmäßigem wissenschaftlichen Austausch und ist deshalb über wichtige Themen oder Vorkommnisse auf dem Gebiet der Arzneimittelsicherheit auch in anderen Ländern informiert.

UAW-Ausschuss

Unter der Leitung von Prof. D. Höffler (stellv. Vorsitzender der AkdÄ) kamen auch in diesem Jahr Experten aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen, um Probleme zur Arzneimittelsicherheit zu diskutieren und Stellungnahmen zu erarbeiten, die entweder als Bekanntgabe im Deutschen Ärzteblatt oder im Informationsheft „Arzneiverordnung in der Praxis“ (AVP) erscheinen. Grundlage all dieser Arbeiten sind die von der Ärzteschaft an die AkdÄ gemeldeten Verdachtsfälle über UAW. Dem von der AkdÄ eingesetzten Ausschuss gehören folgende Mitglieder an: Prof. D. Adam, Prof. J. Beckmann, Dr. K. Ehrenthal, Prof. C. Gleiter, Frau Prof. U. Gundert-Remy, Prof. E. Haen, Frau Dr. B. Keller-Stanislawski, PD Dr. A. Schnuch.

2002 fanden Ausschusssitzungen im Mai und Oktober statt:

75. Sitzung
Coxibe – Angioödeme
Ginkgo biloba/Ibuprofen – Cerebrale Massenblutung
Roxithromycin – Thrombozytopenien
Telithromycin – Sehstörungen
Clavulansäure/Sulbactam – Lebertoxizität
Desloratadin – Lebertoxizität
Etanercept – Nutzen-Risikobewertung

76. Sitzung
Valproinsäure– Kasuistik: Hypothermie
Levetiracetam – Kasuistik: Plötzlicher Tod
Linezolid –Grand mal-Anfall, Status epilepticus
Kytta Sedativum – Kasuistik: Rhabdomyolyse, Nierenversagen
Pantoprazol – Interstitielle Nephritis
Anakinra – Phlegmone, Sehnenrupturen (Finger)
Sibutramin – Kasuistik: Kardiale Dekompensation, Koma bei Z. n. Reanimation Protonenpumpen-Hemmer – Berichte über schwere Leberfunktionsstörungen, Kasuistik: Leberversagen unter Lansoprazol
Teltonal – Kasuistik: Schwere cholestatische Hepatitis
Bromperidol – Kasuistik: Schwere nekrotisierende Hepatitis

System Phoenix® der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelieferten UAW-Daten des deutschen Spontanerfassungssystems (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ) werden von der AkdÄ weiterverarbeitet. Die AkdÄ verfügt zu diesem Zweck über ein innovatives und leistungsfähiges Datenverwaltungs- und Anwendungsprogramm, das System Phoenix®, das die Arbeiten der Geschäftsstelle und der verschiedenen Ausschüsse der AkdÄ sowie wissenschaftliche Projekte zur Arzneimittelsicherheit wesentlich unterstützt und das sich ständig weiterentwickelt. Mit Hilfe des Systems Phoenix® können die gemeinsamen Daten zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) aus dem deutschen Spontanerfassungssystem des BfArM und der AkdÄ in der Geschäftsstelle recherchiert werden. Ärztinnen und Ärzte haben unmittelbaren Nutzen von dieser Datenbank. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Nebenwirkungen von Arzneimitteln werden der Ärzteschaft durch Bekanntgaben im Deutschen Ärzteblatt, durch das Bulletin „Arzneiverordnung in der Praxis“ (AVP) der AkdÄ, über das Taschenbuch „Arzneiverordnungen“, das „Handbuch der unerwünschten Arzneimittelwirkungen“ sowie bei Symposien und Fortbildungsveranstaltungen vermittelt. Darüber hinaus werden Ärzten, die der AkdÄ eine unerwünschte Arzneimittelwirkung gemeldet haben, in der Regel gezielte Informationen aus der Datenbank zur persönlichen Verwendung angeboten. Zur Zeit liegen knapp 160.000 UAW-Berichtsfälle mit rund 360.000 gemeldeten Nebenwirkungen unter 330.000 verzeichneten Medikationen aus den Jahren 1990-2002 in der Datenbank vor.

Die recherchierten Daten bilden auch Grundlage für wissenschaftliche Arbeiten, Publikationen und Forschungsarbeiten.

ABDA-Datenbank

In der Geschäftsstelle werden die von der ABDATA Pharma-Daten-Service zur Verfügung gestellten Rohdaten der ABDA-Datenbank PC Groß und des ABDA-Artikelstamms über ein Einlese-/Update-System in die Struktur einer relationalen Datenbank gebracht. Änderungen und Ergänzungen, die zwei- bzw. vierwöchentlich von der ABDATA per Diskette bzw. CD-ROM in der Geschäftsstelle eintreffen, fließen ebenfalls über dieses System, das eigens für diese Daten in der Geschäftsstelle erstellt wurde, in den Datenbestand ein.

Neben Informationen zu deutschen und internationalen Fertigarzneimitteln, wie z. B. Darreichungsform, Hersteller, Indikation, ATC-Code und Inhaltsstoffe, stehen auch Angaben zu Packungsgrößen, Festbeträgen und Preisen bis hin zu chemischen und pharmakologischen Eigenschaften der Inhaltsstoffe zur Verfügung.

Auswertungen aus dem Datenbestand werden u. a. für die Bearbeitung der Berichte über unerwünschte Arzneimittelwirkungen, für Preisübersichtslisten, wie z. B. im Heft „Arzneiverordnung in der Praxis“, und für Anfragen von Kommissionsmitgliedern genutzt. Dieser Datenbestand stellt neben anderen Projekten die Datengrundlage für den Arzneimittelteil des Buches „Arzneiverordnungen“ dar.

© 2003, Bundesärztekammer.