47 Menschenrechte in der Medizin Versorgung von Menschen mit spezifischem Bedarf Die Versorgung von Menschen mit spezifischem Bedarf ist eine besondere ärztliche Verantwortung. Dies verdeutlicht der Film „Menschenrechte in der Medizin“, der auf Vorschlag der Menschenrechtsbeauftragten der (Landes-)Ärztekammern erstellt und auf dem 127. Deutschen Ärztetag 2023 in Essen zum ersten Mal öffentlich gezeigt wurde. Basierend auf den Eindrücken des Films diskutierten die Menschenrechtsbeauftragten Ende November 2023 gemeinsam mit Fachexpertinnen und Fachexperten über Menschenrechte in der Medizin. Weitere Themen waren Rassismus im Gesundheitswesen, die medizinische Versorgung von Prostituierten sowie der Zusammenhang von Armut und Gesundheit. Rassismus und andere Formen von Diskriminierung Das Projekt „Empowerment für Diversität“ der „Geschäftsstelle interkulturelle Kompetenzen im Berliner Gesundheitswesen“ der Charité unter Leitung von Dr. Ute Siebert soll dazu beitragen, bestehende Rassismen und Diskriminierungsrisiken in der Gesundheitsversorgung mittels Qualifizierung und Sensibilisierung von Gesundheitspersonal, Studierenden und Auszubildenden abzubauen, etwa durch die Identifizierung von Lernfeldern in der Fort- und Weiterbildung von medizinischen Berufsgruppen. Um diese Inhalte nachhaltig in den Lehrplänen zu verankern, soll eine bundesweite Allianz mit zahlreichen Vernetzungstreffen und Austauschformaten aufgebaut werden, wie etwa ein Projektbeirat Empowerment, ein Praxisbeirat Diversität und ein bundesweites Netzwerk mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit. Prostitution – in rechtlicher und rechtsethischer Prüfung Prof. Dr. Ulrich Rommelfanger berichtete über die Studie zur Prostitutionsgesetzgebung in Deutschland, die er gemeinsam mit Prof. Dr. Elke Mack erstellt hat. Die Studie zeige, dass mehr als 90 Prozent der Frauen nicht selbstbestimmt und unfreiwillig in der Prostitution tätig seien. Damit werde das sexuelle Selbstbestimmungsrecht untergraben und die menschliche Würde verletzt. Aus ärztlicher Sicht sollten vor allem die gesundheitlichen physischen und psychischen Folgen von Prostitution, der Schutz von schwangeren Prostituierten, aber auch der Kinderschutz auf politischer Ebene stärker thematisiert werden. Armut und Gesundheit bedingen einander Prof. Dr. Gerhard Trabert vom Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland e. V.“ gab den Sitzungsteilnehmern einen Überblick über die Versorgung von wohnungslosen Menschen und der wachsenden Patientengruppe ohne Krankenversicherungsschutz. Die Situation offenbare ein hohes Wissens- und Informationsdefizit seitens der politischen Verantwortlichen über den Zusammenhang von Armut und Gesundheit. Immer wieder werde deutlich, in welchem Maße sich Behörden auf ehrenamtliches Engagement verließen, die Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung zu übernehmen und damit die gesetzlichen und behördlichen Lücken zu stabilisieren, erläuterte Trabert. ■ © Srdjan/stock.adobe.com
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