48 Herbert-Lewin-Preis 2023 „Die Vergangenheit ist unsere Verpflichtung für die Zukunft“ Selten war die aktuelle politische Lage bei einer Verleihung des Herbert-Lewin-Preises zur Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus so gegenwärtig wie im November 2023. „Die bittere Wahrheit ist: Jüdinnen und Juden müssen sich in Deutschland wieder fürchten, wenn sie sich im öffentlichen Raum als Juden zu erkennen geben“, sagte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt bei der Preisverleihung im Jüdischen Museum in Berlin mit Blick auf die Zunahme an antisemitischen Kundgebungen und Übergriffen in Deutschland. Es sei an der Zeit, unmissverständlich klarzustellen, dass in Deutschland und auch im Gesundheitswesen Menschenhass, Intoleranz und Antisemitismus nie wieder einen Platz haben. Angesichts dessen sei es von besonderer Bedeutung, dass die Ärzteschaft ihre eigene Vergangenheit in der Nazizeit aufarbeite, betonte er. Mit dem vom Bundesgesundheitsministerium, der BÄK, der Bundeszahnärztekammer, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung ausgeschriebenen Forschungspreis wurden zwei wissenschaftliche Arbeiten gewürdigt. Insgesamt 15 Arbeiten wurden eingereicht. Ehrengäste der Verleihung waren die beiden HolocaustÜberlebenden Dr. Margot Friedländer und Dr. Leon Weintraub, Träger der Paracelsus-Medaille 2023. Den ersten Preis verleiht die Jury an Dr. Amir Wechsler für seine Arbeit mit dem Titel „‘Ich ging nur mit einem kleinen Handköfferchen aus Dortmund fort‘ – Die Verfolgung und Vertreibung der deutsch-jüdischen Ärzte in Dortmund in der Zeit des Nationalsozialismus“. Die akribische Darstellung der einzelnen Biografien vermittle laut Jury einen tiefgehenden Eindruck vom Leid der Betroffenen. Die Opferperspekti- © Marten Ronneburg
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