Experten fordern Verbesserung des Katastrophenschutzes gegen Hitzewellen

Bayern

München - Am 14. Juli luden die Deut­sche Alli­anz Klima­wan­del und Gesund­heit (KLUG) sowie das Univer­si­täts­kli­ni­kum Augs­burg zu einer Online-Pres­se­kon­fe­renz, im Rahmen derer von Profes­so­rin Dr. Clau­dia Traidl-Hoff­mann, Inha­be­rin des Lehr­stuhls für Umwelt­me­di­zin der Univer­si­tät Augs­burg, Profes­sor Dr. Andreas Matz­a­ra­kis, Zentrum für Medi­zin-Mete­o­ro­lo­gi­sche Forschung des Deut­schen Wetter­diensts, Dr. Gerald Quit­te­rer, Präsi­dent der Baye­ri­schen Landes­ärz­te­kam­mer und Dr. Martin Herr­mann, Vorstands­vor­sit­zen­der von KLUG, nach­drü­ck­lich eine Verbes­se­rung des Kata­s­tro­phen­schut­zes gegen Hitze­wel­len gefor­dert wurde.

State­ment von Dr. Quit­te­rer während der Online-Pres­se­kon­fe­renz:

"Der Klima­wan­del und damit die zuneh­mende Belas­tung durch Hitze und deren Folgen sind auch im Gesund­heits­sek­tor ange­kom­men, trägt er doch selbst auch zur Klima­be­las­tung bei. Der Gesund­heits­sek­tor hatte das Thema lange nicht ernst genom­men. Dabei ist nicht nur die Gesund­heit der Menschen, die wir Ärztin­nen und Ärzte versor­gen ein zentra­les Thema, auch die Ärzte­schaft selbst bekennt sich zu ihrer Verant­wor­tung, der Klima­ver­än­de­rung entge­gen zu treten. Wir wollen nicht mehr warten, was auf uns zukommt, sondern selbst eine aktive Rolle über­neh­men, auch wenn es darum geht, die Umwelt­be­las­tun­gen durch den Gesund­heits­sek­tor zu redu­zie­ren. Es ist klar, dass es nicht reicht, Empfeh­lun­gen und Forde­run­gen zu stel­len. Es geht darum, Verant­wor­tung zu über­neh­men und Hitze­schutz zu einer zentra­len Aufgabe zu machen.

So haben sich auch die Landes­ärz­te­kam­mern das Ziel der Klima­neu­tra­li­tät gesetzt. Dies zeigen beispiels­weise die Beschlüsse des Deut­schen Ärzte­tags in Berlin 2021 sowie des Baye­ri­schen Ärzte­tags in Hof 2021 und die Tatsa­che, dass die AG Klima­wan­del und Gesund­heit bei der Bunde­s­ärz­te­kam­mer (BÄK) und die Kommis­sion Klima­wan­del und Gesund­heit bei der Baye­ri­schen Landes­ärz­te­kam­mer (BLÄK) einge­rich­tet wurden. Gemein­sam arbei­tet die BLÄK mit der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung (und Kommu­nen) am Thema Hitze­schutz. Zudem enga­gie­ren sich BÄK und BLÄK mit Univer­si­tä­ten, Wissen­schaft und Verbän­den wie KLUG zum Thema. Hitze­schutz ist Gemein­schafts­auf­gabe. Die heutige Aktion ist dafür ein gutes Beispiel. Wir gehen da jetzt ran. Die Zeit ist reif.

Sowohl bei der BÄK als auch bei der BLÄK gibt es eine Arbeits­gruppe bezie­hungs­weise Kommis­sion „Kli­ma­wan­del und Gesund­heit“, in der die Probleme und Hand­lungs­op­ti­o­nen im Schul­ter­schluss mit der Wissen­schaft oder mit Klima­ex­per­tin­nen und – exper­ten (Akti­ons­ge­mein­schaft Klima­wan­del und Gesund­heit) analy­siert und für die Ärzte­schaft in Klinik und Praxis als Empfeh­lun­gen heraus­ge­ge­ben werden sollen. Aufgabe der Ärzte­kam­mern ist es zudem, das Thema Klima­wan­del und Gesund­heit und insbe­son­dere die gesund­heit­li­chen Belas­tun­gen durch Hitze in der Aus-, Fort- und Weiter­bil­dung für Ärzte zu veran­kern.

Dabei sind die bevor­ste­hen­den Hitze­wel­len im Moment die größte Heraus­for­de­rung auch in der Versor­gung unse­rer Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten. Bei allen notwen­di­gen Verhal­tens­än­de­run­gen im Zusam­men­hang mit gesund­heit­li­chen Belas­tun­gen durch Hitze müssen von der Poli­tik notwen­dige Rahmen­be­din­gun­gen geschaf­fen werden, wie zum Beispiel verbind­li­che Hitze­schutz­pläne, Inves­ti­ti­o­nen in klima­neu­trale Tech­nik und Mobi­li­tät oder auch städ­te­bau­li­che Maßnah­men. So sehen wir auch die beim Landes­amt für Gesund­heit und Lebens­mit­tel­si­cher­heit in Bayern einge­rich­tete Landes­a­r­beits­ge­mein­schaft „Gesund­heits­schutz im Klima­wan­del“, in der sich die BLÄK neben vielen ande­ren Akteu­ren im Gesund­heits­we­sen betei­ligt, als einen notwen­di­gen und rich­ti­gen Schritt an. Die Zeit drängt und wir können nicht mehr warten, die Klima­ver­än­de­run­gen sind mit einem medi­zi­ni­schen Notfall zu verglei­chen.

Fazit: Wir müssen Ressour­cen einspa­ren und weni­ger Plas­tik­hand­schuhe in der medi­zi­ni­schen Versor­gung sowie weni­ger Dosier­a­e­ro­sole verwen­den. Außer­dem braucht es eine Anpas­sung der Medi­ka­ti­ons­pläne, Klima­ma­na­ger in den Praxen und Klini­ken, Baumaß­nah­men und Lüftungs­kon­zepte in Pfle­ge­hei­men, Ener­gie­ein­spa­run­gen sowie mehr Klima­sprech­stun­den."

www.blaek.de