Verordnungskaskaden erkennen, vermeiden, gezielt handeln!

Arzneimitteltherapiesicherheit

Die sichere Diagnosestellung ist ein entscheidender Faktor für die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) und somit für die Patientensicherheit. Der „Aktionsplan des Bundesministeriums für Gesundheit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland“ setzt genau hier an. Als wichtiges Instrument zur Stärkung der Patientensicherheit in der Arzneimittelversorgung ist der Aktionsplan AMTS bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), wissenschaftlicher Fachausschuss der Bundesärztekammer, angesiedelt.

„Es kann vorkommen, dass die für Patientinnen und Patienten individuell angesetzte Arzneimitteltherapie Nebenwirkungen hervorruft und zur Behandlung dieser unerwünschten Wirkungen weitere Medikamente verordnet werden, weil sie fälschlicherweise als neue Krankheitssymptome interpretiert werden. Für mich gehört es zweifelsfrei zu einer sicheren Diagnosestellung dazu, dass potenzielle Nebenwirkungen der Arzneimittelbehandlung auch als solche erkannt werden und dann gemeinsam abgewogen wird: Kann eine Anpassung der Therapie die unerwünschte Arzneimittelwirkung verhindern? Ist das Auslöser-Medikament überhaupt noch indiziert?“, betont der Vorsitzende der AkdÄ, Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig. Diese Leitfragen  sind elementar, damit die Risiken von Verordnungskaskaden im klinischen Alltag erkannt und adäquat bewertet bzw. behandelt werden können.

„Nebenwirkungen, die durch Arzneimittel ausgelöst werden, sehen wir auch immer wieder bei unseren Patientinnen und Patienten in Pflegeheimen. Häufig ist dies mit der Gabe sogenannter potenziell inadäquater Medikation assoziiert, die bei Älteren und Hochbetagten oft mehr Risiken als Nutzen aufweist“, erklärt Prof. Dr. Petra Thürmann, Leiterin der Koordinierungsgruppe AMTS bei der AkdÄ. Die von Frau Prof. Thürmann und ihrem Team erstellte PRISCUS-Liste unterstützt insbesondere im pflegerischen Bereich dabei, unangemessene Medikation zu erkennen. Sie hilft, auftretende Symptome als potenzielle Nebenwirkungen zu identifizieren, anstatt sie irrtümlich als neue Beschwerden zu deuten.