Ärzte sollten selbst über Impfreihenfolge entscheiden
Berlin - Angesichts des möglichen Impfstarts ab April in Arztpraxen hat sich Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt für eine Abkehr von der strikten Impfpriorisierung ausgesprochen. „Sobald wir ausreichend Impfstoff für alle haben, sollten Haus- und Fachärzte auch selbst über die Impfreihenfolge entscheiden dürfen. Sie wissen am besten, welche ihrer Patienten besonders gefährdet sind“, sagte Reinhardt der Rheinischen Post (10.03.2021). Zu viele Vorgaben und Prüfverfahren würden nur unnötig aufhalten. Das sollte unbedingt vermieden werden. Unterstellungen, Ärztinnen und Ärzte könnten ihnen gut bekannte Patienten bei den Impfungen bevorzugen, wies Reinhardt in einem Interview mit WeltTV (10.03.2021) scharf zurück. Priorisierungen je nach Gefährdung und Schweregrad einer Erkrankung gehörten zum ärztlichen Berufsalltag. Die Menschen könnten darauf vertrauen, dass ihr Arzt, beziehungsweise ihre Ärztin solche Entscheidungen nach rein medizinischen Kriterien fällen.
Reinhardt betonte zudem, dass die Impfkampagne in Deutschland deutlich an Fahrt gewinnen werde, sobald Haus- und Facharztpraxen in die Corona-Impfungen einbezogen werden. „Die Praxen versorgen die Bevölkerung jedes Jahr millionenfach und in kürzester Zeit mit Impfungen gegen die saisonale Grippe. Die Strukturen und das Know-how sind also vorhanden, um schnell und in hoher Frequenz mit dem Impfen zu beginnen“, betonte er. Die Praxen seien startklar. Jetzt müssten Bund und Länder sicherstellen, dass ausreichend Impfstoff und Verbrauchsmaterialien zur Verfügung stehen. „Gut und richtig ist, dass der Verwaltungsaufwand für die Impfungen gering gehalten werden soll, damit die zusätzlichen Aufgaben problemlos in die Praxisabläufe integriert werden können“, so Reinhardt.