Ergebnisse der Ärztestatistik zum 31.12.2023
Sorgenvoller Ausblick: Keine Entwarnung, trotz leichter Erholung
Angesichts eines wachsenden Versorgungsbedarfs und des demografischen Wandels geben die vorläufigen Ergebnisse der Ärztestatistik zum 31. Dezember 2023 erneut Anlass zur Sorge.
Der Anstieg der Zahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte liegt mit 1,7 Prozent auf rund 428.000 Personen nach wie vor unter dem vorpandemischen Wachstum. Im Jahr 2019 lag diese Wachstumsrate noch bei 2,5 Prozent.
Die Zahl aller gemeldeten Ärztinnen und Ärzte in Deutschland stieg um 2 Prozent auf rund 569 000 Personen. Bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten setzt sich der Rückgang der vergangenen Jahre fort (-1,7 Prozent). Seit 2018 hat sich deren Anzahl um nahezu 8 Prozent verringert.
Demgegenüber steht ein starker Anstieg an angestellten Ärztinnen und Ärzten im ambulanten Bereich (+8,1 zum Vorjahr; +51 Prozent seit 2018). Inzwischen sind rund ein Drittel aller Ärztinnen und Ärzte in der ambulanten Versorgung als Angestellte in Praxen oder Medizinischen Versorgungszentren tätig.
Nach Ende der Pandemie bestand die Hoffnung, die schwachen Wachstumsraten während der Pandemiejahre würden in einen Aufholeffekt münden, nachdem Versammlungsverbote und Mobilitätseinschränkungen aufgehoben und die universitäre und klinische Ausbildung erleichtert wurden.
Die damit Hoffnung wurde mit der vorliegenden Ärztestatistik abermals enttäuscht. Dabei ist ein Mindestmaß an Wachstum nötig, um den Trend zu familienfreundlichen Arbeitszeiten auszugleichen und das Gesundheitswesen auf eine zunehmend alternde Bevölkerung vorzubereiten.
Nach Schätzungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) vom Februar 2024 sei mit einem Mangel an 30.000 bis 50.000 Ärztinnen und Ärzten bis zum Jahr 2040 zu rechnen. Leichte Entspannung kann bei der Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte vermeldet werden.
Nach einem Rückgang bei den Erstmeldungen während der Jahre 2020 bis 2022 meldeten sich im Berichtsjahr 5,7 Prozent mehr deutsche Ärztinnen und Ärzte erstmals bei einer (Landes-)Ärztekammer an.
Der Medizinische Fakultätentag berichtet analog von einer leicht gestiegenen Ausbildungskapazität der medizinischen Fakultäten in Deutschland und rechnet zudem in den kommenden Jahren mit leicht steigenden Absolventenzahlen.
Nichtsdestotrotz liegt die Anzahl der Studienplätze in Deutschland mit aktuell rund 12 000 noch deutlich unter der Zahl der Studienplätze in den 1980er-Jahren. Damals waren es knapp 14.000 Studienplätze in beiden deutschen Staaten.
Selbst wenn alle tatsächlich in Anspruch genommenen Studienplätze zusammengerechnet würden – also von staatlichen Fakultäten in Deutschland, von Fakultäten privater Träger, von EU-Niederlassungen/ Medical Schools sowie von deutschen Studierenden im EU-Ausland – bleibt das Niveau von 14.000 Studienplätzen unerreichbar.
Erneut profitiert das deutsche Gesundheitswesen vom Zuzug ausländischer Ärztinnen und Ärzte. Nach Jahren des schwachen Wachstums stieg die Zahl der ausländischen Ärztinnen und Ärzte, die sich erstmals bei einer Ärztekammer anmeldeten, um über 14 Prozent.
Die Zahl von Ärztinnen und Ärzten ohne deutsche Staatsangehörigkeit erreichte 2023 einen neuen Höchststand: Zum 31. Dezember 2023 waren es knapp 64.000.
Damit hat sich diese Zahl im Vergleich zu 2013 verdoppelt. Damals lag sie bei rund 30.000. Vor dreißig Jahren waren es sogar nur etwa 10 000 ausländische Ärztinnen und Ärzte in Deutschland.
Die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte ohne deutsche Staatsangehörigkeit kommen aus EU-Ländern oder anderen europäischen Staaten sowie aus Ländern des Nahen Ostens. Häufigste Herkunftsländer sind Syrien (6.120), Rumänien (4.668), Österreich (2.993), Griechenland (2.943), Russland (2.941) und Türkei (2.628). Im Gegenzug verließen 2023 knapp 2 200 Ärztinnen und Ärzte Deutschland, wobei die Zahl der Rückkehrer nicht bekannt ist.
Zudem steigt die Zahl an Ärztinnen und Ärzten im Ruhestand kontinuierlich weiter auf inzwischen mehr als 100.000 an (+4,1 Prozent zum Vorjahr).
Es ist zu befürchten, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, da schon heute rund 97.000 berufstätige Ärztinnen und Ärzte (oder rund 23 Prozent) 60 Jahre oder älter sind. Dabei sind einige Fachgebiete stärker vom demografischen Wandel betroffen als andere.