Antibiotikaproduktion nach Europa zurückverlagern
Münster – Der 122. Deutsche Ärztetag in Münster hat die Rückverlegung der Antibiotikaproduktion nach Europa gefordert. „Kommt es zu einem hygienischen oder technischen Problem, steht die Versorgungssicherheit auf dem Spiel“, warnte der Ärztetag. Auch sei bei der Produktion in Schwellenländern bereits mehrfach eine Verunreinigung des Trinkwassers durch Antibiotika nachgewiesen. Dies führe zu einer Zunahme von multiresistenten Erregern, was das Problem verschärft. „In Europa sei eine hochwertige Produktion unter Einhaltung aller notwendigen Qualitäts- und Umweltaspekte möglich“, betonten die Abgeordneten des Ärztetages.
In einem weiteren Beschluss forderte der Ärztetag die Bundesregierung auf, einen Sicherstellungsauftrag für die Medikamentenversorgung zu vergeben. Hintergrund sind häufige Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Besonders gravierend seien Lieferengpässe bei Krebsarzneimitteln. Problematisch waren auch Engpässe bei der Versorgung mit dem Blutdrucksenker Valsartan, der von einem Unternehmen in China produziert wird.
Außerdem sprach sich der Ärztetag gegen eine Ausweitung der sogenannten „Aut-idem“-Regelung auf Biologika und Biosimilars in dem Entwurf eines Gesetzes für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung aus. Biologika sind biotechnologische und mithilfe von lebenden Zellen hergestellte Medikamente. Für einige Biologika sind mittlerweile Nachahmerpräparate erhältlich, Biosimilars genannt. Die Aut-Idem-Regelung sieht die Möglichkeit für Apotheker vor, statt eines vom Arzt verordneten Arzneimittels ein anderes, wirkstoffgleiches, preisgünstigeres Präparat an die Patienten abzugeben. Dies gilt nur dann nicht, wenn der Arzt „aut idem“ auf dem Rezept ausschließt.
Der Ärztetag erkennt zwar an, dass Biosimilars einen wichtigen Beitrag zur Kostenreduktion leisten. Die Entscheidung zum Einsatz eines Biosimilars müsse aber die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt treffen. Nur so sei sicherzustellen, dass weder die Patientensicherheit noch die Therapieziele, noch der Therapieerfolg aus ökonomischen Gründen kompromittiert werden, heißt es in einem Beschluss des Ärzteparlaments.