Baden-Württemberg: Organspende in Baden-Württemberg wieder stärker im öffentlichen Fokus

Kammerpräsident Dr. Miller zum Tag der Organspende: "Wir hoffen, dass die Aufmerksamkeit trotz Corona-Krise anhält"
Baden-Württemberg

Stuttgart - In Baden-Württemberg haben sich wieder mehr Menschen mit dem Thema Organspende beschäftigt. Darauf macht die Landesärztekammer zum Tag der Organspende am 6. Juni aufmerksam. "Wir freuen uns, dass die Beschäftigung mit der lebensrettenden Organspende bei den Bürgerinnen und Bürgern offenbar wieder stärker in den Fokus gerückt ist", sagt Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer. "Dieses gesteigerte Bewusstsein ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass das Thema zuletzt durch eine Gesetzesänderung und die begleitende, breite gesellschaftliche Debatte öffentlich sehr präsent war."

Der Bundestag hatte zu Beginn des Jahres eine Strukturreform der Organspende auf den Weg gebracht, die vor allem darauf abzielte, die Entscheidungsbereitschaft des Einzelnen zu stärken und ein bundesweites Online-Spenderregister einzurichten. Daneben führte die Novelle unter anderem zur Stärkung der sogenannten Transplantationsbeauftragten, die engen Kontakt zu Angehörigen von Verstorbenen halten und den Organspendeprozess im Krankenhaus organisieren.

Nach aktuellen Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wurden in Baden-Württemberg im Zeitraum Januar bis März 2020 insgesamt 117 Organe postmortal gespendet – eine Steigerung, denn im Vorjahreszeitraum (Januar bis März 2019) waren es noch 91. Auch die Zahl der Spender ist in die Höhe gegangen: Von Januar bis März 2020 fanden sich 41 postmortale Organspender, im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag die Zahl bei 33.

Die jetzt gestiegenen Zahlen aus Baden-Württemberg sind laut DSO in Einklang mit höheren Werten für ganz Deutschland zu Jahresbeginn: So wurden von Januar bis März 2020 bundesweit 800 Organe postmortal gespendet (Vorjahreszeitraum: 723 Organe). Insgesamt fanden sich auch 260 postmortale Spender gegenüber 224 im Vorjahreszeitraum. Die Corona-Krise führte im April laut DSO nicht zu einem massiven Rückgang der Spendenbereitschaft in Deutschland. In anderen Ländern wird von Rückgängen um 30 Prozent (Italien) beziehungsweise mehr als 50 Prozent (Spanien) berichtet.

Die Landesärztekammer bemüht sich seit jeher darum, die Förderung der Organspende als wichtigen gesellschaftlichen Aspekt und als Gemeinschaftsaufgabe voranzubringen. Zuletzt hatte die baden-württembergische Ärzteschaft im Sommer 2019 intensiv darüber diskutiert und entsprechende Maßnahmen benannt. So hob auch sie unter anderem die Stärkung der Transplantationsbeauftragten als zentralen Punkt zur Verbesserung der Situation hervor. Darüber hinaus verankerte sie das Thema Organspende durch die Zusatzweiterbildung „Transplantationsmedizin“ in der ärztlichen Weiterbildungsordnung. Auch war es der Ärzteschaft wichtig, gerade junge Menschen zu erreichen und frühe Beschäftigung mit dem Thema zu fördern. Daher befürwortete sie, Aufklärung über Organspende und Lebensrettung in die Lehrpläne allgemeinbildender Schulen zu integrieren. Die genauen Beschlüsse der Ärzteschaft können hier eingesehen werden.

"Es bleibt zu hoffen, dass die öffentliche Aufmerksamkeit trotz Corona-Krise anhält", sagt Dr. Miller. "Denn wir wissen aus Umfragen, dass viele Menschen der Organspende seit Jahren grundsätzlich offen gegenüberstehen." Aber noch immer sei die Zahl der Patientinnen und Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, viel höher als die der tatsächlichen Spender. "Die Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg werden alles dafür tun, um hier zu unterstützen - durch Aufklärung, durch Bereitstellen von Informationen oder durch Mitarbeit in entsprechenden Gremien", so der Kammerpräsident.

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