Blick auf die Versorgungslandschaft der Zukunft
„Klassische Formen“ der Versorgung sind im Umbruch. Wie kann, soll und muss die Versorgungslandschaft der Zukunft unter diesen Vorzeichen aussehen? Welche Weiterentwicklungen und Innovationen sind im Rahmen einer behutsamen Entwicklung oder gar eines „revolutionären“ Neuanfangs nötig? Der diesjährige Landeskongress Gesundheit Baden-Württemberg befasste sich mit diesen Fragen und warf einen Blick auf die Versorgung des Jahres 2035. Hochkarätige Referentinnen und Referenten – darunter Dr. Dr. Heidrun Sturm (Leiterin des Bereichs innovative Versorgung und Gesundheitssysteme / Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung am Universitätsklinikum Tübingen) und Hans-Dieter Nolting vom IGES Institut Berlin (unter anderem Geschäftsführer und Leiter der Bereiche Qualität - Evaluation - Reporting) machten Defizite des „Ist-Zustands“ aus, skizzierten Lösungswege und stellten innovative Versorgungsformen vor. Auch der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha zeigte Präsenz.
Träger des Landeskongresses sind als Partner neben der Landesärztekammer Baden-Württemberg die Bezirksärztekammer Nordwürttemberg, die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg und die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft. Hinzukommen als Unterstützer zahlreiche weitere Institutionen aus dem Gesundheitswesen. Der Kongress fand in diesem Jahr bereits in der neunten Auflage auf dem Stuttgarter Messegelände statt. Er bot mit seinen „Barcamp Foren“ Teilnehmenden auch die Möglichkeit, sich am Nachmittag in kleineren Runden intensiver auszutauschen.
Landesärztekammer-Präsident Dr. Wolfgang Miller hatte vor Veranstaltungsbeginn betont: Die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens müsse mit einem klaren Ziel erfolgen und die Menschen dorthin lenken, wo ihnen am effektivsten geholfen werden könne. Gefragt seien Ideen, um Patienten und Medizinisches Personal gleichermaßen profitieren zu lassen. Dr. Karsten Braun, der Vorsitzende des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), machte zu Veranstaltungsbeginn darauf aufmerksam, dass Innovationen sinnvoll gegenfinanziert werden müssten. Auch warnte er: Wenn die aktuellen Versorgungsengpässe weiter zunähmen, drohe bereits vor 2035 Stillstand.
Ein wichtiger Teil des Kongresses war auch die Podiumsdiskussion, an der ärztliche Vertreterinnen und Vertreter teilnahmen. Kammerpräsident Dr. Miller nannte beispielhaft die Telemedizin als wichtigen Stützpfeiler zukünftiger Versorgungsformen; sie helfe auch dabei, Ärztinnen und Ärzte engmaschiger zu vernetzen. Er sprach sich dafür aus, telemedizinische Strukturen und Rahmenbedingungen auszubauen und zu stärken. Die stellvertretende KVBW-Vorstandsvorsitzende Dr. Doris Reinhardt sah neben einer praktikablen Telemedizin unter anderem erweiterte Kooperationsformen von Ärztinnen und Ärzten – beispielsweise im Rahmen von Gemeinschaftspraxen – als gute Modelle für die Zukunft. Sie forderte die Politik auf, für verlässliche Finanzierung zu sorgen.
Die Kongressteilnehmenden hatten – passend zum Thema – die Chance, in einem Showroom digitale Gesundheitsanwendungen auszuprobieren und die Versorgung von morgen „spielerisch kennenzulernen“. Der Landeskongress Gesundheit schaffte es erneut, Impulse zu setzen und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beizutragen.