Bundesärztekammer appelliert vor Bund-Länder-Treffen: Überlastung des Gesundheitswesens verhindern
Berlin - Die Bundesärztekammer (BÄK) hat vor dem Bund-Länder-Treffen an diesem Wochenende weitere erhebliche Kontakteinschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gefordert. Die BÄK appellierte an die Politik, noch vor den Weihnachtsfeiertagen durchgreifende Maßnahmen zur Kontaktminimierung zu beschließen und schnell umzusetzen. Mit einer Kontaktreduktion von zuletzt rund 40 Prozent bleibt der Effekt des jetzigen Teil-Lockdowns weit hinter den Maßnahmen des Frühjahrs zurück. Dieser Wert muss signifikant gesteigert werden, um einen erneuten exponentiellen Anstieg der Corona-Neuinfektionen zu vermeiden und die Krankenhäuser vor der aktuell drohenden Überlastung zu schützen.
Die Bundesärztekammer warnt, dass die Kliniken in zahlreichen, besonders von Corona betroffenen Regionen schon jetzt enorm belastet sind und unmittelbar vor ihrer Leistungsgrenze stehen. Einzelne Kliniken müssen sich bereits von der Notfallversorgung abmelden. Dadurch erhöhen sich die Transportzeiten für Notfallpatienten teilweise erheblich. Zudem müssen wir feststellen, dass das Personal auf den Intensivstationen bereits am Rande des körperlich und psychisch Zumutbaren steht. Um die personellen und materiellen Kapazitäten zur Versorgung von Patienten mit Covid-19 noch bereitstellen zu können, muss es deshalb politisch verbindliche Vorgaben auch zum zeitlich befristeten Aussetzen nicht dringlicher Eingriffe geben. Zugleich müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die den Krankenhäusern dadurch entstehenden Vergütungsausfälle vollumfänglich kompensiert werden. Diese Vorgaben müssen so verbindlich sein, dass sie bei den Budgetverhandlungen der Kliniken mit den Krankenkassen keinerlei Interpretationsspielraum zulassen.
Neben diesen Sofortmaßnahmen sind Bund und Länder aufgefordert, bundesweit einheitliche und verbindliche Konzepte zum Schutz besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen zu entwickeln. Ausreichende Schutzausrüstung und Testmöglichkeiten sind ebenso unerlässlich, wie die weitere Vermeidung von Risikokontakten, beispielsweise durch eigene Terminslots für Risikogruppen in öffentlichen Einrichtungen, spezielle Zeitfenster für den Einkauf im Einzelhandel und Fahrdienste für Senioren.