Den digitalen Wandel verantwortungsvoll gestalten - Gemeinsame Konferenz von BÄK und CPME
Berlin - Digitale Anwendungen werden in der Zukunft genauso selbstverständlich zur gesundheitlichen Versorgung gehören, wie heute Medikamente oder medizinische Instrumente. Damit Ärztinnen und Ärzte ein Grundverständnis für die neuen digitalen Technologien entwickeln können, sollte E-Health künftig noch stärker im Medizinstudium sowie in der ärztlichen Weiter- und Fortbildung verankert werden. So lautete eine der Kernaussagen der Konferenz „Doctors going digital. How to future-proof skills“ der Bundesärztekammer (BÄK) und des europäischen Dachverbands nationaler Ärzteorganisationen (CPME) am 20. November 2020. Auf der virtuellen Konferenz diskutierten nationale und internationale Experten im Beisein von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn über den digitalen Wandel in der Medizin und die sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeiten.
„Leider wird die Diskussion über die digitale Medizin viel zu oft auf die rein technischen Aspekte verkürzt. Dabei ist es mindestens genauso wichtig, über die ethischen Grenzen und die zukünftige Rolle der Ärztinnen und Ärzte in der digitalen Gesundheitsversorgung zu sprechen“, sagte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, in seiner Eröffnungsansprache. Die Konferenz stelle einmal mehr die Bereitschaft der Ärztinnen und Ärzte unter Beweis, sich den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung zu stellen. Sie seien dabei aber auf die Unterstützung durch die Politik angewiesen. „Es ist die Aufgabe des Gesetzgebers, klare rechtliche Rahmenbedingungen für die digitale Medizin zu schaffen“, forderte Reinhardt. Die Ärzteschaft werde sich dabei mit ihrer Expertise einbringen.
Für den CPME ergänzte dessen Präsident, Prof. Frank Ulrich Montgomery, aus europäischer Perspektive: „Die Digitalisierung ist zunehmend Realität in den Gesundheitssystemen in ganz Europa. Wir möchten sicherstellen, dass sich der digitale Wandel verantwortungsvoll, positiv und durchdacht vollzieht. Aus diesem Grund haben wir die heutige Konferenz zu digitalen Kompetenzen von Ärztinnen und Ärzten organisiert.“
„Die Botschaft des Tages ist Vertrauen. Wenn wir die nächsten Schritte in der digitalen Medizin gehen und diese erfolgreich weiterentwickeln wollen, brauchen wir Vertrauen in die neuen Technologien“, sagte Dr. Peter Bobbert, Co-Vorsitzender des BÄK-Ausschusses „Digitalisierung der Gesundheitsversorgung“. Vertrauen sei die Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung der digitalen Medizin. Ähnlich sieht es auch Prof. Dr. Claudia Schmidtke. Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung betonte, dass die Nutzung digitaler Anwendungen stets freiwillig bleiben müsse. Patienten, die die digitale Medizin ablehnten, dürften nicht benachteiligt werden.
Lina Mosch von der europäischen Vereinigung der Medizinstudierenden wies darauf hin, dass Ärztinnen und Ärzte keine Fachleute für Programmierung und Algorithmen sein müssten. Sie sollten aber ein Grundverständnis für den Mechanismus der Algorithmen und die Technologien haben, um sie in der Patientenversorgung einsetzen zu können. Die Vermittlung digitaler Kompetenzen sollte deshalb stärker in die ärztliche Ausbildung integriert werden.
Die virtuell ausgetragene Konferenz mit Teilnehmern aus mehr als 30 europäischen Ländern war Teil des assoziierten Rahmenprogramms der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.