Gesundheit gerecht gestalten
Einkommen, Wohnen, Bildung, Arbeitsbedingungen und Infrastruktur am Wohnort: Diese Faktoren haben entscheidenden Einfluss darauf, wie gesund Menschen sind. Der Berliner Gesundheitspreis 2023 „Gesundheit gerecht gestalten“ zeichnet deshalb Projekte aus, die gesundheitliche Versorgung mit sozialer Unterstützung vernetzten und nachhaltige Lösungen in der Praxis umsetzen. Der mit 50.000 Euro dotierte, bundesweite Innovationspreis wird vom AOK-Bundesverband und der Ärztekammer Berlin vergeben. An der Preisverleihung am 21. Juni in Berlin nahmen Sabine Dittmar, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, und Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Gesundheitswesen und Kommunen teil.
Noch immer sind Gesundheitschancen in Deutschland ungleich verteilt. Zu den Gründen gehören unter anderem geringe formale Bildung, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, relative Einkommensarmut sowie die Wohnsituation in sozial benachteiligten Regionen oder Stadteilen. Studien belegen, dass Menschen in prekären Lebensumständen auch gesundheitlich stärker belastet sind. Sie sind häufiger und länger krank, leben ungesünder und finden sich weniger gut im Gesundheitssystem zurecht.
Der Berliner Gesundheitspreis 2023 will daher bundesweit Projekte sichtbar machen, die zeigen, dass es möglich ist, allen Menschen das Recht auf gleiche Gesundheitschancen und gesundheitsförderliche Lebensgrundlagen zu ermöglichen. Denn gute Lebensverhältnisse und Chancengleichheit sind die Grundvoraussetzung für eine gerechtere Gesundheit und ein gelingendes Leben.
Der bundesweite „Berliner Gesundheitspreis“ wird seit 1995 alle zwei Jahre vom AOK-Bundesverband und der Ärztekammer Berlin ausgeschrieben. Der Innovationswettbewerb widmet sich jeweils einem ausgewählten Thema, das eine besondere Bedeutung für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung hat. Er soll dazu beitragen, vorbildliche Initiativen und Projekte bekannt zu machen und schnell in die Praxis zu bringen. www.berliner-gesundheitspreis.de
Jens Martin Hoyer, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes: Gesundheit und Soziales zusammen denken
„Menschen, die sozial benachteiligt sind, sind nicht selten Belastungen ausgesetzt, die großen Einfluss auf die Gesundheit haben können. Deshalb brauchen diese Menschen im Rahmen der gesundheitlichen Versorgung ergänzende soziale Unterstützung. Es kommt darauf an, soziale Problemlagen zu erkennen und den Menschen in ihren Lebenswelten passgenaue Angebote zu unterbreiten. Um dies zu erreichen, müssen alle Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen bereichsübergreifend zusammenarbeiten. Dass dies funktionieren kann, zeigen unsere diesjährigen Preisträger.“
PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin: Unterstützende Strukturen außerhalb des Gesundheitswesens
„Wir Ärztinnen und Ärzte spüren in der Praxis, dass viel Zeit und Geld in die Therapie von Symptomen investiert wird, dass wir aber oft nicht an den Kern der Probleme herankommen. Bei vielen Menschen erreichen wir keine langfristige Verbesserung ihres Gesundheitszustandes, weil zum Beispiel Alltagssorgen sie so belasten, dass sie nicht gesund werden können. Nur, wenn wir die Ursachen von Erkrankungen erkennen und unterstützende Strukturen außerhalb des etablierten Gesundheitswesens haben, kann Gesundheit gerechter gestaltet werden. Deshalb brauchen wir funktionierende Strukturen zwischen Gesundheits- und Sozialwesen in strukturschwachen Regionen.“