Gesundheitskompetenz setzt Kommunikation voraus – Fachberufekonferenz fordert mehr Zeit für Patientengespräche
Berlin - Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig? Wie lässt sie sich verbessern? Und welche Rolle spielen dabei die Gesundheitsberufe? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die 31. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung am 13. März 2019 in Berlin.
„Gesundheitskompetenz ist mehr als das theoretische Wissen darüber, wie eine gesunde Lebensführung aussieht. Sie versetzt Menschen in die Lage, Gesundheitsinformationen zu sammeln, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden.“ Das sagte Dr. Max Kaplan, Vizepräsident der Bundesärztekammer und Vorsitzender der Fachberufekonferenz, zum Auftakt der Tagung in Anwesenheit von Andreas Westerfellhaus, Staatssekretär und Beauftragter der Bundesregierung für Pflege.
Allerdings besteht hier noch erheblicher Nachholbedarf. Aktuellen Studien zufolge wissen die Menschen in Deutschland nur wenig über das Thema Gesundheit. So hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung Wissensdefizite in Bezug auf die Vorbeugung und Bewältigung von Krankheiten. Vor diesem Hintergrund wurde auf der Konferenz darüber diskutiert, was die einzelnen Gesundheitsberufe zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz beitragen könnten.
Um diese Frage geht es auch im Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP), der von Prof. Dr. Doris Schaeffer, Gesundheitswissenschaftlerin an der Universität Bielefeld, vorgestellt wurde. Der Aktionsplan zeigt Wege auf, wie Gesundheitskompetenz im Bildungsbereich, in der Arbeitswelt, aber auch im Umgang mit chronischen Erkrankungen gestärkt werden kann. Als weiterer wichtiger Aspekt wurde die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Gesundheitsfachberufen, den Ärzten und den Patienten benannt. Diese Ziele hat sich auch die im Jahr 2017 gegründete Allianz für Gesundheitskompetenz gesetzt, der alle Spitzenorganisationen des Gesundheitswesens angehören.
Die Stärkung der Gesundheitskompetenz setzt Kommunikation voraus, stellten die Konferenzteilnehmer fest. Leider sei das unter den aktuellen Rahmenbedingungen kaum möglich. Das müsse sich dringend ändern. Außerdem sei es ganz entscheidend, dass die Kommunikation mit den Patienten auf allen Ebenen des Gesundheitswesens einen höheren Stellenwert erhalte. Die Fachberufekonferenz forderte eine Gesamtstrategie zur Kompetenzverbesserung, die auch die großen gesellschaftlichen Herausforderungen vom demografischen Wandel bis zur wachsenden sozialen Ungleichheit berücksichtigen müsse.
Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Frage, ob das Thema Gesundheitskompetenz bereits hinreichend in Ausbildung und im Studium der Gesundheitsberufe berücksichtigt wird. Einig waren sich die Konferenzteilnehmer darin, dass die Kompetenzförderung im Umgang mit Patienten ein integraler Bestandteil der Ausbildung aller Gesundheitsberufe sein müsse.
Im weiteren Konferenzverlauf wurden die Anforderungen an ein Nationales Gesundheitsportal erörtert und der Frage nachgegangen, welche Kriterien gute Gesundheitsinformationen erfüllen müssten.
Einen Einblick in die Praxis ermöglichten die Projektleiter des bundesweit ersten Gesundheitskiosks, der im Jahr 2017 in Hamburg-Billstedt eröffnet wurde. Seither fanden dort über 4.000 Beratungen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz und der Eigenverantwortung der Patienten statt.