Gesundheitsversorgung sichern: Ärztekammer fordert mehr Medizin-Studienplätze
Mehr Medizin-Studienplätze, um auch zukünftig die Patientenversorgung zu sichern und qualitativ auf dem gewohnt hohen Level zu halten – das fordert die Landesärztekammer Baden-Württemberg anlässlich des Tags der Bildung am 8. Dezember.
„Unsere Gesellschaft – und unsere Ärzteschaft – wird älter. Zudem ändern sich die Rahmenbedingungen des Arztberufs und der Ärztemangel wird immer mehr zum Problem, vor allem auf dem Land“, fasst Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, die angespannte Situation zusammen. Rund 47 Prozent aller berufstätigen Ärztinnen und Ärzte im „Ländle“ sind laut aktueller Ärztestatistik inzwischen 50 Jahre und älter. Dass in den Ruhestand gehende Ärztinnen und Ärzte Nachfolger für ihre Praxen finden, ist alles andere als ausgemacht. – Versorgungslücken können entstehen.
Auch der ärztliche Behandlungsalltag ist in Bewegung: Ärztinnen und Ärzte müssen in unserer Gesellschaft des langen Lebens mehr Behandlungszeit für älter werdende Patienten einkalkulieren. Medizinstudierende sind heutzutage überdurchschnittlich viele Frauen. Sie scheuen sich immer häufiger, Praxen zu übernehmen oder gar zu eröffnen. Viele entscheiden sich hingegen für eine Tätigkeit in Anstellung und Teilzeit, um Beruf und Familie unter einen Hut bringen zu können. – Unterm Strich werden also immer mehr Ärztinnen und Ärzte benötigt, um die „Arztzeit“ auf bisherigem Niveau zu halten.
Dies alles stellt die Gesundheitsversorgung vor Herausforderungen. Der Ausbau von Medizin-Studienplätzen ist nach Ansicht der Kammer ein effektiver Weg, um mittel- bis langfristig für hochqualifizierte Fachkräfte zu sorgen. Der Deutsche Ärztetag – das „Bundesparlament der Ärzteschaft“ – warnte bereits im Frühjahr deutschlandweit vor einer weiteren Verschärfung der Lage und forderte unter anderem die Einrichtung von mindestens 6.000 neuen zusätzlichen Studienplätzen.
Dr. Miller weist in diesem Zusammenhang darauf hin: Bis junge Menschen Studium und fachärztliche Weiterbildung durchlaufen haben, vergehen Jahre. Der Aufbau neuer Studienplätze verbessere die Situation also perspektivisch, es müsse aber jetzt damit begonnen werden. Denn wenn weiter nichts geschehe, so der Kammerpräsident, müsse die Politik den Bürgern später erklären, warum die Versorgung nicht mehr so gut ist, wie sie einmal war und warum trotz aller Mahnungen nichts verändert wurde.
„Der Tag der Bildung ist für uns Anlass, einmal mehr darauf hinzuweisen, dass durch mehr Studienplätze für gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte gesorgt werden muss. Nur so ist es perspektivisch zu erreichen, dass die ärztliche Versorgung auf bisherigem Niveau bleibt und die Menschen adäquat behandelt werden können.“, sagt Dr. Miller.
Der Tag der Bildung wird am 8. Dezember begangen – mit klarer sozialer Komponente: Der Aktionstag thematisiert unter anderem die wichtigen Aspekte „Chancengleichheit“ sowie „Qualität und Rahmenbedingungen von Bildung“. Ins Leben gerufen wurde er vom Stifterverband, den SOS-Kinderdörfern weltweit und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg nutzt den Tag, um auf den Zugang der Bevölkerung zur medizinischen Versorgung aufmerksam zu machen.