Gesundheitswesen gut aufgestellt - Reformbedarf besteht dennoch
Berlin - „Krankenhäuser müssen dem Patienten dienen, nicht dem Profit", fordert Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt mit Blick auf die Diskussion um eine Reform der Kliniklandschaft in Deutschland. „Ein Abbau der Versorgungskapazitäten, den uns immer wieder verschiedene politikberatende Stiftungen empfehlen, hätte bei uns im März und April zu gleichen Verhältnissen geführt wie in Spanien und Italien“, sagte Reinhardt im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (05.08.2020).
Die Corona-Krise habe gezeigt, dass Deutschland sowohl bei den Klinikkapazitäten als auch bei der flächendeckenden ambulanten Versorgung im internationalen Vergleich gut aufgestellt sei. „Wir haben das schaffen können, weil wir uns in den letzten Jahren gegen die weitere Kommerzialisierung im Gesundheitswesen gestemmt haben, weil wir Kliniken als Einrichtung der Daseinsvorsorge sehen und nicht als Industriebetriebe", so Reinhardt. Es sei gelungen, die notwendigen Kapazitäten im Krankenhausbereich schnell aufzubauen. Darüber hinaus habe das System flächendeckender ambulanter ärztlicher Versorgung Deutschland vor einer Überinanspruchnahme der Krankenhäuser bewahrt.
Die Krise hat nach Einschätzung Reinhardts aber auch verdeutlicht, dass in verschiedenen Bereichen Reformbedarf besteht. Die Kliniken brauchten eine neue, nicht ausschließlich auf wirtschaftliche Effizienz ausgerichtete Vergütungssystematik. Auch die Krankenhauslandschaft müsse neu organisiert werden. «Nur bitte diskutieren wir nicht über Einsparung beim Personal, nicht bei dem Behandlungsbedarf der zweitältesten Gesellschaft der Welt, nicht bei unserem Ärzte- und Pflegemangel», mahnte Reinhardt. Er stellte klar, dass keine einzige ärztliche Stelle verloren gehen dürfe.