Hamburg: Covid-19-Impfung bei Kindern und Jugendlichen - Warnung vor zu schnellen Maßnahmen

Hamburg - Der 124. Deutsche Ärztetag 2021 hat die Bundesregierung aufgefordert, unverzüglich eine COVID-19-Impfstrategie für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und vor allem die Forschung zu Impfstoffen für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sofort und nachhaltig mit ausreichenden finanziellen und organisatorischen Maßnahmen zu fördern. Das Ansinnen des Gesundheitsministers Spahn, das Impfangebot zügig auf die pädiatrische Altersgruppe auszuweiten, sehen Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, und Vizepräsidentin PD Dr. Birgit Wulff zum jetzigen Zeitpunkt allerdings kritisch. Auch die emotionalisierte Diskussion ist wenig hilfreich für Eltern und Kinder.
Emami meint: „Die Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen Covid-19 ist ein Thema, das deutlich komplexer ist als bei Erwachsenen. Politische Vorstöße, eine regelhafte Impfung von Kindern und Jugendlichen zu fordern oder gar die Teilnahme am Präsenzunterricht vom Impfstatus gegen Covid-19 abhängig zu machen, sind zum jetzigen Zeitpunkt und nach allen bekannten Fakten nicht angemessen.“ Die Notwendigkeit der regelhaften Impfung in dieser Altersgruppe sei nicht in erster Linie abhängig von der Frage der Zulassung eines Impfstoffes für sie, sondern vielmehr von den folgenden Überlegungen:

  1. Ist die Gefahr für schwere Verläufe, bleibende Schäden oder gar tödliche Verläufe in dieser Altersgruppe so hoch, dass der breite Schutz durch die Impfung für alle zwingend erforderlich ist
  2. Ist aus epidemiologischer Sicht erforderlich, dass auch Kinder und Jugendliche geimpft werden, um der Ausbreitung der Erkrankung in den anderen Altersgruppen zu vermeiden oder dem Selektionsdruck zur Entstehung bzw. Ausbreitung neuer Mutanten entgegenzuwirken?

Die Beantwortung dieser Fragen aus wissenschaftlicher Sicht sollten die Grundlage für weitere politische Maßnahmen bilden. Dabei sei in dieser Phase der Pandemie die Einbeziehung unterschiedlicher Fachdisziplinen und deren Expertise (u.a. Epidemiolog*innen, (pädiatrische) Infektiolog*innen und Pädiater*innen) beim Entscheidungsfindungsprozess unerlässlich. „Ich rate zu mehr faktenbasierter und besonnener Entscheidungsfindung“, so Emami.

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