Lernen aus der Krise: Bei Schutzausrüstung und Medikamenten Abhängigkeit von Fernost reduzieren
Berlin - "Deutschland und Europa müssen bei Schutzausrüstung und Medikamenten die Abhängigkeit von Fernost deutlich reduzieren und eigene Produktionsstätten fördern.“ Das fordert Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse (25.5.2020) als Konsequenz aus der Corona-Krise.
Darüber hinaus spricht sich der BÄK-Präsident dafür aus, Krankenhäusern das Vorhalten von Personal und Technik zu finanzieren. Kliniken seien Einrichtungen der Daseinsfürsorge und keine ausschließlich auf Rentabilität ausgerichteten Industriebetriebe. „Krankenhäuser müssen den Patienten dienen und nicht dem Profit. Das sollte sich ins kollektive Gedächtnis einbrennen.“
Als „ein sehr ernstes Problem“ wertet Reinhardt, dass viele Menschen aus Sorge vor Infektionen den Weg zum Arzt oder in die Klinik scheuten. Wenn wichtige Behandlungen oder Untersuchungen nicht stattfänden, könne das „sehr schnell fatale Folgen“ haben. Zuletzt hätte es 30 Prozent weniger Herzinfarkt-Patienten gegeben, aber sicher nicht 30 Prozent weniger Herzinfarkte.
Im internationalen Vergleich sei das deutsche Gesundheitssystem mit der Pandemie „mit am besten“ fertig geworden. Einen kompletten Umbau hält Reinhardt deshalb für unnötig und sogar schädlich. Eine zweite Infektionswelle sei „sehr wahrscheinlich“, da noch keine ausreichende Immunität in der Bevölkerung bestehe. „Wir sollten jetzt diese Phase nutzen, um uns so gut wie möglich darauf vorzubereiten", so Reinhardt.