Notarztdienstumfrage Bayern 2022
Auf Initiative des Präsidenten der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), Dr. Gerald Quitterer, wurde ein Runder Tisch zur Thematik Notarztdienst in Bayern im Jahr 2021 eingerichtet, an dem neben der BLÄK, die Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärztinnen und Notärzte (agbn), die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) und das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) vertreten sind.
Eine bayernweite Umfrage zum Notarztdienst unter der Federführung des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) unter allen bayerischen Ärztinnen und Ärzten mit notärztlicher Qualifikation startete im Frühjahr 2022. Diese lieferte nun erste Ergebnisse. BLÄK-Präsident Quitterer: „Uns liegen wertvolle Erkenntnisse und Stimmungsbilder aus der Sichtweise der notärztlichen Kolleginnen und Kollegen vor. Wir werden zeitnah konkrete Lösungs- und Maßnahmenoptionen erarbeiten und alles daransetzen, dass auch zukünftig die bayerische Bevölkerung flächendeckend notärztlich versorgt ist.“
Fortbildung und Qualifikation
„Aufgrund der überragenden Zahl von über 1.850 Teilnehmenden, bei praktisch gleicher Verteilung der Altersgruppen, Arztgruppen und Regierungsbezirkszugehörigkeit im Vergleich zu den KVB-Daten, können wir von einer sehr hohen Repräsentativität ausgehen“, so der Umfrage-Leiter Dr. Gerhard Schwarzmann vom UKW. Antonia Greger, verantwortlich für die Datenauswertung, ergänzt: „Daher waren für uns insbesondere auch die zahlreichen individuellen Freitextangaben von hohem Interesse.“ „Neben vielen wertvollen und wichtigen Anmerkungen zu den verschiedenen Notarztdienstaspekten haben wir auch explizite Fortbildungs- und Qualifikationsbedarfe ermitteln können. Diese werden wir zukünftig in unsere Fortbildungskonzeption einfließen lassen“, so Dr. Thomas Jarausch, der Vorsitzende der agbn. Was den Tele-Notarzt anging, gab es ein deutliches Stimmungsbild. So war die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden der Auffassung, dass der Tele-Notarzt den physisch anwesenden Notarzt grundsätzlich nicht ersetzen könne, sondern lediglich ein supplementäres Element sein könne.
Bereitschaftshonorar
Ein zentrales Ergebnis fiel nicht ganz überraschend aus: Die teilnehmenden Notärztinnen und Notärzte sahen einen erheblichen Anpassungsbedarf bezüglich der notärztlichen Vergütung, vor allem im Vergleich zu anderen Bundesländern oder auch Nachbarstaaten sowie anderweitigen ärztlichen Dienstbereichen. Praktisch zwei Drittel aller Freitextrückmeldungen betrafen das Thema Honorar. Auch waren die Rahmenbedingungen der Diensterbringung insgesamt ein Zufriedenheitsfaktor, insbesondere die Aufenthaltsvorgaben, Dienstkombinationsoptionen sowie Unterbringung. Die konkrete Nachfrage nach der favorisierten Vergütungssystematik bzw. dem gewünschten Honorierungssystem erbrachte kein eindeutiges Bild, wenngleich die Mehrheit ganz knapp zu einem leistungsunabhängigem, d.h. ausschließlichem Bereitschaftshonorar tendierte.
„Wir stehen hier uneingeschränkt auf der Seite der bayerischen Notärztinnen und Notärzte. Deshalb wollen und werden wir zeitnah in die anstehenden Honorarverhandlungen für das Jahr 2024 einsteigen“, so Dr. Christian Pfeiffer, neugewählter Vorstandsvorsitzender KVB. Alle am Runden Tisch waren sich einig, dass hier sowohl die Politik wie vor allem auch die Kostenträger gefordert sind, eine deutliche Verbesserung der Wertschätzung und Honorierung des Notarztdienstes herbeizuführen – und das sehr kurzfristig.