Prof. Dr. Michael Bamberg mit Albert-Schweitzer-Medaille geehrt
Prof. Dr. Michael Bamberg aus Tübingen ist von der baden-württembergischen Ärzteschaft mit der Albert-Schweitzer-Medaille ausgezeichnet worden.
Mit der Ehrung würdigt die Landesärztekammer Baden-Württemberg bereits seit 1965 Ärztinnen und Ärzte, die sich im Südwesten um den ärztlichen Berufsstand, die medizinische Wissenschaft und die Gesundheit der Bevölkerung verdient gemacht haben. Prof. Bamberg erhielt die Medaille bei der Herbstsitzung des baden-württembergischen Ärzteparlaments (Vertreterversammlung der Landesärztekammer) insbesondere für sein langjähriges Engagement gegen Krebs sowie für seinen großen Beitrag daran, den Südwesten als Versorgungs- und Forschungsstandort weiter zu stärken.
Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, überreichte die Ehrung vor den anwesenden Delegierten. Prof. Bamberg habe stets „Kurs gehalten“ – für seine Klinik, seine Patientinnen und Patienten und für seine Kolleginnen und Kollegen, sagte Dr. Miller in seiner Laudatio. Dabei habe der Kurs „stets in eine Richtung geführt: nämlich nach vorn“. Ob ärztlicher Berufsstand, medizinische Wissenschaft oder Gesundheit der Bevölkerung: Prof. Bamberg habe in allen drei Bereichen gleichermaßen Großes geleistet, betonte der Kammerpräsident.
Prof. Bamberg wurde am 17. August 1947 in Hamm/Westfalen geboren und studierte von 1969 bis 1972 Medizin in Bonn, Düsseldorf und Essen. Promotion und ärztliche Approbation erfolgten beide im Jahr 1974. Nach mehreren beruflichen Stationen und der Anerkennung als Facharzt für Radiologie (1978) sowie der Habilitation (1985) wurde er 1988 Ärztlicher Direktor an der Klinik für Radioonkologie (bis 2012) und Geschäftsführender Direktor der Radiologischen Klinik (bis 1997) am Universitätsklinikum Tübingen. Von 1991 bis 1992 war er Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen, 1995-1997 Sprecher des Interdisziplinären Tumorzentrums des Universitätsklinikums. 1997 wurde Prof. Bamberg Leitender Ärztlicher Direktor (Vorsitzender des Klinikumsvorstands) des Universitätsklinikums Tübingen – zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Ärztlicher Direktor der Klinik für Radioonkologie – und hielt beide Positionen bis 2012. Danach übernahm er bis 2023 das Amt des hauptamtlich Leitenden Ärztlichen Direktors (Vorsitzender des Klinikumsvorstands) des Universitätsklinikums Tübingen. Im Sommer dieses Jahres trat er in den Ruhestand.
Prof. Bamberg hat sich vor allem im Bereich der Radioonkologie/Strahlentherapie verdient gemacht, insbesondere bei Hirn-, Weichteil- und Hodentumoren sowie bei Brust- und Prostatakrebs. Er konnte viel dazu beitragen, strahlentherapeutische Behandlungsmethoden präziser zu machen und die Radioonkologie als eigenständiges Fach zu etablieren. Als Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft (2004 bis 2008) setzte er sich unter anderem dafür ein, Versorgungsstrukturen zu verbessern und interdisziplinäre Behandlungsleitlinien zu etablieren. Im Rahmen der Entstehung und Verabschiedung des „Nationalen Krebsplans“ (2008) war er maßgeblich daran beteiligt, Aktivitäten von Akteuren in der Krebsbekämpfung und in der (Gesundheits-) Politik zu bündeln und zu koordinieren sowie unter anderem die Krebsfrüherkennung, onkologische Versorgungsstrukturen und wissenschaftliche Qualitätsstandards weiterzuentwickeln. „Dies alles hatte und hat konkrete Auswirkungen auf die Lebenswelt vieler Patienten: höhere Überlebenschancen und bessere Lebensqualität“, betonte Kammerpräsident Dr. Miller.
Große Verdienste erwarb sich der Tübinger Mediziner auch dabei, in führender Management-Position einer Klinik den Südwesten als exzellenten Versorgungs- und Forschungsstandort in Deutschland zu etablieren. Heute hat das Universitätsklinikum mehr als 1.600 Betten und betreut mehr als 450.000 Patientinnen und Patienten ambulant, teilstationär und stationär pro Jahr. Insgesamt sind mehr als 10.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort beschäftigt, mehr als 2.700 davon in ärztlicher und wissenschaftlicher Tätigkeit. Auch in Sachen Forschung kann der Standort Tübingen auf sein hervorragendes Renommee aufbauen. Für den Auf- und Ausbau setzte sich Prof. Bamberg unermüdlich ein und scheute keine Diskussionen mit Politik und Verwaltung, um den Standort „zukunftsfest“ zu halten und Patientenbedürfnissen gerecht zu werden.
Prof. Bamberg habe sich über die Jahre durch Nahbarkeit, Fairness, seine Teamplayer-Fähigkeit und sein Gespür für das Machbare größten Respekt und höchste Anerkennung von allen Seiten erworben, hob Dr. Miller hervor.
Für die Bezirksärztekammer Südwürttemberg war Prof. Bamberg lange Jahre als Fachgutachter des Weiterbildungsausschusses in der Strahlentherapie und von 2011 bis 2019 als Vertreter der Universität Tübingen Mitglied der Vertreterversammlung.
Im Laufe seines Lebens hat Prof. Bamberg viele Auszeichnungen erhalten: so unter anderem 1985 den Wilhelm Conrad Röntgen-Preis der Deutschen Röntgengesellschaft, 2006 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2012 den Deutschen Krebspreis (klinischer Teil) sowie 2016 die Karl-Heinrich-Bauer-Medaille der Deutschen Krebsgesellschaft und den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg. Die Bezirksärztekammer Südwürttemberg verlieh ihm im Sommer dieses Jahres die Wilhelm-Griesinger-Medaille. Hinzu kommen viele weitere Ehrungen und Ehrenmitgliedschaften, beispielsweise 1999 die Ernennung zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.