Reinhardt: Lockdown zur Entwicklung von Öffnungsstrategien nutzen
Berlin - Nach Bekanntgabe der aktuellen Bund-Länder-Beschlüsse hat Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt die Entwicklung belastbarer Konzepte für eine sukzessive Öffnung des gesellschaftlichen Lebens gefordert, die auch vor dem Hintergrund der Verbreitung der neuen Virusvarianten Bestand haben. Als Vorsichtsmaßnahme gegenüber den sich verbreitenden Virusvarianten sei die Verlängerung des Lockdowns jedoch zum jetzigen Zeitpunkt unvermeidlich, sagte er in einem Interview mit der Rheinischen Post (11.02.2021).
Die Verantwortlichen sollten die Zeit des verlängerten Lockdowns nun nutzen. Denn klar sei, „dass wir uns nicht endlos von Lockdown zu Lockdown hangeln können“, so Reinhardt. Von den Beschränkungen seien nahezu alle Bereiche der Gesellschaft betroffen, was sich häufig auf die Gesundheit der Menschen auswirke.
Wünschenswert wären aus Sicht des BÄK-Präsidenten auch Grundsatzentscheidungen von Bund und Ländern für eine Öffnungsstrategie gewesen. So sei beispielsweise ein bundeseinheitlicher Stufenplan für den Wiedereinstieg in den Präsenzbetrieb an Schulen in Abhängigkeit der regionalen Infektionslage erforderlich. Senioren- und Pflegeheime müssten noch stärker als bisher bei der Umsetzung von Hygieneplänen unterstützt werden. Gerade für ältere Menschen sei es außerdem wichtig, dass die niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in die Corona-Impfkampagne eingebunden werden, sobald ausreichend Impfstoff für die Praxen zur Verfügung stehe. Die Impfungen könnten dann durch Ärztinnen und Ärzten ihres Vertrauens im direkten Wohnumfeld der Senioren vorgenommen werden. Das wäre für viele ältere Menschen eine echte Erleichterung.
Erforderlich sei darüber hinaus ein exaktes Monitoring der Virusausbreitung und der jeweiligen Varianten. Die Untersuchung von positiven PCR-Testergebnissen auf die bereits bekannten Virusvarianten B.1.1.7 und B.1.351 müssten weiter ausgeweitet werden. Die Kommunen zeichneten dafür verantwortlich, die bei dem letzten Bund-Länder-Treffen beschlossene Anbindung der Gesundheitsämter an digitale Systeme zur Kontaktnachverfolgung konsequent umzusetzen. Das sei für die Eindämmung von Virus-Mutanten mit einem höheren Ansteckungspotential essenziell.