Reinhardt mit Krisenpolitik von Bund und Ländern weitgehend zufrieden
Berlin - Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hat sich positiv zur Krisenpolitik von Bund und Ländern in der Corona-Pandemie geäußert. „Die beschlossenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens waren richtig und werden von den Menschen akzeptiert“, sagte Reinhardt im Interview mit der Rheinischen Post (17.04.2020). Die jüngsten Beschlüsse aus der letzten Woche gäben den Bürgern eine Perspektive für eine schrittweise Normalisierung der Lage. Dies sei gut und richtig.
In der "Bild"-Zeitung (17.04.2020) wurde mit Blick auf das Interview in der Rheinischen Post behauptet, Reinhardt verliere die Geduld mit der Bundesregierung und mache ihr wegen zu zögerlicher Lockerungen des öffentlichen Lebens „schwere Vorwürfe“. Das ist nicht der Fall. Vielmehr hat der Bundesärztekammer-Präsident in dem Interview begrüßt, dass sich in dem Beschluss von Bund und Ländern einige konkrete Daten für die Öffnung bestimmter Einrichtungen fänden. Darüber hinaus hätte er sich „einige Lockerungen mehr vorstellen können“. Insbesondere für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs sei ein klarer Fahrplan erforderlich. Ferner forderte er weitere Studien zum Nutzen von Kontaktbeschränkungen. Ohne sie lasse sich die Frage nach der Notwenigkeit einer Verlängerung der Kontaktsperre nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Eine drohende Überforderung der Kliniken sieht Reinhardt nicht. Mit aktuell 9300 freien Intensivbetten stünden derzeit ausreichend Kapazitäten zur Verfügung.
Sorge bereitet dem BÄK-Präsidenten vielmehr, dass Patienten offenbar aus Angst vor einer Corona-Ansteckung auf dringende Arztkonsultationen verzichteten. Es gebe eine Vielzahl von chronisch Erkrankten, die derzeit nicht in den Praxen erschienen, obwohl sie das normalerweise tun würden, sagte er in dem Interview. Auch sei etwa die Zahl der Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten in den Kliniken rückläufig. Es sei zu befürchten, dass diese Menschen Praxen und Kliniken aus Angst vor dem Coronavirus meiden.
Reinhardt rät daher, bei starken Schmerzen oder Anzeichen auf schwere Erkrankungen wie etwa Blinddarmentzündungen oder Schlaganfall- und Herzinfarktsymptome immer einen Arzt zu konsultieren.