Reinhardt: „Party in der Pandemie - das ist schlicht unverantwortlich“
Berlin - Zu besonderer Vorsicht auf Urlaubsreisen hat Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), gemahnt. „Es gelten auch im Urlaub die Abstands- und Hygieneregeln. Das ist wichtig, sehr wichtig“, sagte Reinhardt im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
„Völlig unverständlich“ sei für ihn das Verhalten einiger Urlauber auf Mallorca. „Party in der Pandemie – das ist schlicht unverantwortlich. Es gibt keine Corona-freie Zone, auch nicht am Ballermann. Wenn wir solche Zusammenkünfte nicht schnell und wirksam unterbinden, dann schnellen die Infektionszahlen wieder nach oben. Soviel sollten wir eigentlich aus der ersten Welle gelernt haben“, warnte Reinhardt.
Verantwortungsvolles Handeln sei gerade zum Schutz Älterer und Vorerkrankter notwendig, die durch Covid-19 besonders gefährdet sind. „Die Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, ist doch nicht zu viel verlangt. Man muss jetzt auch nicht in der Disco abfeiern. Wenn man sich mit Abstand am Strand bewegt oder Sport betreibt, ist das für andere völlig ungefährlich“, sagte der BÄK-Präsident.
Es sei gut, dass Bund und Länder das Infektionsgeschehen nun lokal begrenzen wollen. Allerdings dürften Ausgangssperren nur die Ultima Ratio sein. Als die „pragmatischste Art“ des Umgangs mit der Pandemie bezeichnete Reinhardt die Cluster-Isolierung, die etwa in Japan praktiziert werde. „Wenn dort mehr als fünf Infektionsfälle bei einem Ereignis oder an einem Veranstaltungsort gemeldet werden, dann werden alle Kontaktpersonen möglichst schnell lückenlos identifiziert und in häuslicher Quarantäne untergebracht.“ Noch bevor es zu einer großen Testung komme, würden so die Infektionsketten unterbrochen. „Allerdings nicht für 14 Tage, nach aktuellen wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnissen ist eine Woche völlig ausreichend“, so Reinhardt. Bei einem solchen Vorgehen brauche man keine Reihentestungen von Menschen ohne Symptome.
Reinhardt zeigt sich optimistisch, dass es mit Hilfe einer solchen Cluster-Isolierung und der Einhaltung geltender Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen gelingen könne, die Infektionszahlen auf dem aktuell niedrigen Niveau zu halten und einen zweiten Lockdown zu verhindern. „Aber wir müssen wachsam bleiben und uns immer daran erinnern.“