Sachsen: Corona-Pandemie: Notmaßnahmen in der zweiten Welle bei weitem nicht ausreichend
Dresden - In seiner Rede zur 63. Kammerversammlung, die in diesem Jahr erstmals online stattfand, dankte der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, den Ärzten und Ärztinnen des Freistaats für Ihre engagierte Arbeit in der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Er nutzte die Gelegenheit aber auch, um fehlende Entscheidungen angesichts der zweiten Welle aufzuzeigen und Unterstützung durch die Politik einzufordern.
Erik Bodendieck wies vor allem darauf hin, dass alle Notmaßnahmen für die stationäre Versorgung aus der ersten Welle mit dem 30. September endeten. Die bisher ausgebliebene Reaktivierung der Maßnahmen bezeichnete er als „indiskutabel“.
Als „unbedingt notwendig“ betrachtet der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer vor allem vier Bausteine, die schnellstens wiederbelebt werden müssten, um das Funktionieren der Kliniken weiter zu gewährleisten:
- Freihaltepauschalen: Derzeit erhalten Kliniken noch keine Unterstützung für das überall geforderte Freihalten der Corona-Betten. „Teilweise wird aus wirtschaftlichen Gründen weiteroperiert und dabei das total überlastete Personal verbrannt“.
- Reha-Einrichtungen sollten optional wieder als Akuteinrichtungen genutzt werden können, um dort Corona-Patienten zu behandeln.
- Zwölf-Stunden-Schichten, die nach Arbeitszeitgesetz nicht erlaubt sind, sollten auf absehbare Zeit wieder möglich sein, um bei extrem knappem Personal, insbesondere im Intensivbereich, die Versorgung organisieren zu können.
- Die Nichteinhaltung der Pflegepersonaluntergrenzen sei immer noch nicht wieder sanktionsfrei. Bodendieck: „Das ist wirklich unglaublich, weil in dieser zweiten Welle jedes Haus das Personal absolut flexibel einsetzten muss. Was stellt sich die Politik eigentlich vor, wie man z.B. mit einem Corona-Ausbruch im eigenen Krankenhaus umgehen soll?“
Auch die Überlastung der Praxen, welche die Wucht der zweiten Welle mit zu schultern hätten, sprach der Präsident an, und wies auf die Schwierigkeiten hin, die spätestens dann entstünden, wenn angestellte Fachkräfte oder gar der Arzt selbst erkranken. Finanziell sind die Praxen vor Mindererlösen zwar weitgehend abgesichert, mindestens bis Ende des Jahres, da hier auf Basis der Auszahlungen 2019 die Honorare aufgestockt werden können. Mit der logistischen Herausforderung, die Flut der Patienten zu meistern, die es in den nächsten Wochen zu versorgen gilt, fühlen sich viele Praxen jedoch allein gelassen. Hier stehen die Hausärzte an vorderster Front und müssen jetzt zügig von den Fachärzten unterstützt werden.