Thüringen: Landesärztekammer fordert mehr Medizinstudienplätze

Ausländische Ärztinnen und Ärzte können Lücke nicht schließen – Bleibe-Strategie für Jenaer Medizinabsolventen notwendig

Jena - Die Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen hat heute in einem gemeinsamen Pressegespräch mit dem Präsidenten des Landesverwaltungsamtes Frank Roßner zu Fragen der Approbationserteilung an ausländische Ärzte und zur Arztzahlentwicklung in Thüringen ihre Forderung nach mehr Medizinstudienplätzen in Thüringen erneut bekräftigt. „Nach wie vor ist die Lage in Thüringer Krankenhäusern, Praxen, aber auch Behörden hinsichtlich der Besetzung mit Ärztinnen und Ärzten kritisch. Dies wissen wir nicht nur aus Gesprächen mit Kollegen, sondern auch infolge der fachlichen Begutachtung der Ausnahmeanträge im Rahmen der Thüringer Verordnung über Qualitäts-Strukturanforderungen. Es war erkennbar, dass der Arztmangel u.a. mittels Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland gedeckt werden soll. Dabei liegt der Anteil an ausländischen Ärztinnen und Ärzten in den Krankenhäusern bereits bei fast 25 Prozent, das heißt jeder vierte Arzt in unseren Kliniken kommt aus dem Ausland.“, fasst die Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen, Dr. Ellen Lundershausen, die Situation zusammen.

Bündelstrategie notwendig
Aus Sicht der Landesärztekammer Thüringen sind bereits vielfach Ursachen des Arztmangelproblems und mögliche Lösungsansätze diskutiert worden. Notwendig ist aus Sicht der Landesärztekammer eine Bündelstrategie. So erfolgt ein Großteil der Rekrutierung zukünftiger Ärztinnen und Ärzte über die einzige medizinische Fakultät des Freistaates Thüringen, die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Freistaat Thüringen verfügt jedoch weder über eine Landeskinderquote noch über eine Landarztquote, wie in anderen Bundesländern bereits praktiziert. Beide Instrumente hält die Landesärztekammer Thüringen für sinnvoll und hat diese auch schon wiederholt gefordert. Der Freistaat Thüringen hat jedoch die Möglichkeit der Implementierung solcher Regelungen bei der Novellierung der Vergaberegelung anlässlich eines Bundesverfassungsgerichtsurteils nicht vorgenommen.

Folglich werden die Medizinstudienplätze in Jena über die zentrale Vergabestelle nach dem Leistungsprinzip vergeben. Eine besondere Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Tätigkeit in Thüringen erfolgt als Vergabekriterium nicht.

Nur etwa die Hälfte der Jenaer Medizinabsolventen bleibt in Thüringen
Eine statistische Auswertung der in Thüringen über das Landesverwaltungsamt erteilten ärztlichen Approbationen, die deckungsgleich mit dem bestandenen Dritten Staatsexamen für Humanmedizin sind, hat ergeben, dass von den Absolventen im Fachgebiet Humanmedizin im Freistaat Thüringen der vergangenen zehn Jahre lediglich 49 Prozent eine Tätigkeit als Arzt in Thüringen aufgenommen haben bzw. noch ausüben. „Das heißt“, so Landesärztekammerpräsidentin, Dr. Ellen Lundershausen, „dass eine nachhaltige Medizinerrekrutierung für Thüringen nur durch mehr Medizinstudienplätze in Thüringen erfolgen kann. Letztlich bilden wir hier in Thüringen für andere Bundesländer aus.“

Maßnahmen zum Bleiben der Absolventen notwendig
Darüber hinaus ist es aus Sicht der Landesärztekammer mit Blick auf eine Erhöhung der Medizinstudienplätze aus wirtschaftlicher Sicht unbedingt geboten, Konzepte zu entwickeln, wie der Anteil an Medizinern erhöht werden kann, der nach dem Ende des Medizinstudiums in Thüringen im Freistaat verbleibt. „Das heißt“, so Ärztekammerpräsidentin Dr. Lundershausen, „wir müssen neben der Erhöhung der Studienplatzzahl Überlegungen zur Findung von sogenannten ‚Klebeeffekten‘ anstellen, um die in Thüringen ausgebildeten Mediziner verstärkt im Land zu halten. Erst dann können wir davon ausgehen, die gesundheitliche Versorgung in unserem Land sichern zu können.“

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