Weltkindertag: Kindergesundheit ins Zentrum stellen

Hamburg

Zum heutigen Weltkindertag fordert die Ärztekammer Hamburg die örtliche Politik auf, einen stärkeren Fokus auf die Kindergesundheit zu richten. „Die Folgen der Pandemie sind bei Kindern und Jugendlichen noch längst nicht überwunden. Viele Familien finden keine kinderärztliche Praxis. Und auch die Versorgung mit Fiebersäften und Antibiotika für Kinder bleibt in diesem Herbst und Winter eine Herausforderung“, fasst Kammerpräsident Dr. Pedram Emami die Probleme zusammen.

Der Ausschuss für Kinder- und Jugendmedizin der Ärztekammer Hamburg hat zur Lage der Kindergesundheit diese Stellungnahme mit einem Forderungskatalog verfasst:

Die Kindergesundheit in Hamburg verschlechtert sich zunehmend. Wie Studien belegen, hat die COVID-19 Pandemie als Katalysator die Mängel verschärft. Es gibt immer mehr Kinder, die unter Übergewicht, Bewegungsmangel, Sprachentwicklungsproblemen und psychischen Belastungen leiden. Nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen derzeit 3700 Kitaplätze und 1000 Erzieherinnen und Erzieher in Hamburg. Die Finanzierung der Sprachkitas durch den Bund ist Ende 2022 ausgelaufen, es gibt nur noch bis zum Ende dieses Jahres eine Übergangsfinanzierung durch die Stadt. Die Copsy Studie belegt auch in der fünften Evaluationsrunde im Herbst 2022, dass die Ängste und psychischen Auffälligkeiten der Kinder und Jugendlichen groß sind.

Die Zahl der zu versorgenden Kinder und Jugendlichen ist nicht zuletzt infolge der nach Hamburg geflüchteten Menschen gestiegen. Es leben allein 33.000 Geflüchtete aus der Ukraine in der Stadt, davon sind geschätzt mindestens die Hälfte Kinder. Viele dieser Kinder haben keine feste betreuende Kinderärztin bzw. keinen festen betreuenden Kinderarzt.

Erschwerend hinzu kommen die reduzierten stationären Behandlungsressourcen sowie der Mangel an Antipyretika und Antibiotika für Kinder. Wir sind der Meinung, dass die Stadt Hamburg hier dringend handeln muss, um die Kinder zu schützen und ihre Gesundheit nachhaltig zu verbessern.

Wir fordern daher von der Stadt Hamburg:

  • Die kinderärztlichen Versorgungsmöglichkeiten in Hamburg müssen verbessert und die adäquate Arzneimittelversorgung sichergestellt werden.
  • Gesundheitserziehung an Schulen und Kindergärten muss etabliert werden, gepaart mit strukturierter Aufklärung der Eltern darüber, wie sie die eigene Gesundheit und die ihrer Kinder fördern können.
  • Zur Förderung der psychischen Gesundheit müssen mehr niedrigschwellige Angebote wie zum Beispiel Beratungsstellen oder Gruppenangebote für Kinder und Jugendliche geschaffen werden.
  • Es müssen ausreichend Plätzen in den Kindertagesstätten angeboten werden, dort sollten gezielt Programme zur Sprachförderung implementiert werden.
  • Gesunde Ernährung in Schulen und Kindergärten muss gemäß den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sichergestellt werden.
  • Das Kindervorsorgeprogramm sollte verpflichtend für alle Kinder sein. Es sollte ein städtisches Recallsystem für die U4-U9 eingerichtet werden.
  • Mehr Bewegungsmöglichkeiten für Kinder in Form von Spielplätzen, Sportplätzen und Freizeitmöglichkeiten müssen geschaffen und gepflegt werden, um Bewegung und Sport zu fördern.

www.aerztekammer-hamburg.de