Die Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte hat 1997 mit 2 Prozent - das sind rund 2300 - gegenüber dem letzten Jahr mit einer etwas höheren Zuwachsrate zugenommen. 1995 und 1996 waren jeweils 1,5 Prozent Netto-Zugang zu verzeichnen gewesen, was deutlich dichter an den Veränderungsraten des Bundesarztregisters gelegen hatte. Da 1997 die Zahl der in der Praxis tätigen Vertragsärztinnen und -ärzte lediglich um 1,2 Prozent zugenommen hat, betreffen also die Zugänge die privatärztlich tätigen Ärztinnen und Ärzte.
Während in dem Zeitraum zwischen 1980 und 1990 eine lineare Netto-Zuwachsrate der in der Praxis tätigen Vertragsärzte von 2,5 Prozent zu verzeichnen war, hat sich diese seit 1990 auf 3,1 Prozent durchschnittlich erhöht, obwohl in den letzten drei Jahren nur noch Zuwachsraten zwischen 1,2 und 1,5 Prozent zu verzeichnen waren. Dies zeigt, dass die starke Bewegung des Jahres 1993, die durch das Gesundheitsstrukturgesetz bedingt war, noch nicht egalisiert wurde. Dem langfristigen Trend entsprechend hätte sich ohne das Gesundheitsstrukturgesetz vermutlich ein durchschnittlich niedrigerer Netto-Zuwachs ergeben.
Auch für das Jahr 1997 gilt der Hinweis, dass die Zahl der offenen Planungsbereiche erneut kleiner geworden ist, so dass weitere Zulassungen immer häufiger lediglich durch Abgänge möglich sind. Diese waren 1997 höher als 1996, obwohl sich dies aus der Altersstruktur her hätte nicht vermuten lassen. Darüber hinaus zeigen Analysen aus dem Bundesarztregister (indem die Vertragsärzte jahrgangsweise registriert sind), dass zunehmend mehr Abgänge auch aus den Altersgruppen unter 65 Jahren festzustellen sind. Wie im letzten Tätigkeitsbericht erläutert, mag dies auch darauf hindeuten, dass Praxen wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgeben müssen.
Die Altersstruktur der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zeigt allerdings auch, dass höher besetzte Jahrgänge nachrücken: So ist die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte zwischen 60 und 65 Jahren 1997 um über 1000 größer geworden. In der Altersgruppe der 50- bis 59jährigen befinden sich sogar rund 1800 Ärztinnen und Ärzte mehr, sie hat damit einen Anteil von 34,5 Prozent (1996: 33,6 Prozent). Damit stellen nun die über 50jährigen fast die Hälfte der niedergelassen Tätigen dar (46,2 Prozent). Entsprechend sind die Altersgruppen aus denen die Abgänge der nächsten Jahre zu erwarten sind, deutlich angewachsen, so dass tendenziell zukünftig mit höheren Abgängen zu rechnen sein dürfte.
Kraft Gesetzes wird außerdem ab dem 1. Januar 1999 ein Vertragsarzt, der das 68. Lebensjahr vollendet hat und mindestens 20 Jahre niedergelassen war, ausscheiden müssen. Deshalb ist 1999 mit besonders hohen Abgängen zu rechnen, denn es werden bis dahin vermutlich noch rund 2 000 Ärztinnen und Ärzte dieser Altersgruppe in der Praxis tätig sein. Zu diesen Abgängen wären noch die abgehenden unter 68jährigen hinzuzurechnen, so dass es 1999 zu deutlich höheren Abgangszahlen kommen müsste. Diese werden sich aber auch auf die Jahre davor verteilen, woraus vermutlich auch der hohe Abgang 1997 schon resultiert. Von den nun rund 115 000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten waren 37 018 Ärztinnen; dies entspricht 32,2 Prozent und ist wieder etwas mehr als 1996 (31,7 Prozent).
Erwähnenswert ist auch, dass die Ärztinnen deutlich jünger sind: So waren fast 20 Prozent der Ärztinnen, aber nur 12 Prozent der Ärzte unter 40 Jahre alt. Demgegenüber waren fast 50 Prozent der Ärzte über 50 Jahre alt aber nur 40 Prozent der Ärztinnen. Ein Blick auf die Gliederung der Niedergelassenen nach Gebietsbezeichnungen zeigt, dass insbesondere die Zahl der Ärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sowie die Anästhesisten mit über 10 Prozent die deutlichsten Zuwachsraten zu verzeichnen hatten. Die übrigen großen Arztgruppen lagen - den Zulassungsbeschränkungen der Bedarfsplanung entsprechend - deutlich niedriger: So waren 2, 9 Prozent mehr Urologen, 2,4 Prozent mehr Orthopäden, 2,3 Prozent mehr Hautärzte, 2 Prozent mehr Internisten und 1 Prozent mehr Kinderärzte zu verzeichnen - Zuwachsraten, die deutlich unter denen der Ärzte für Psychotherapeutische Medizin, Psychiatrie oder Anästhesie liegen.
In der Allgemeinmedizin ist zwar ein Zuwachs von 3,8 Prozent zu verzeichnen, der aber im wesentlichen aus den Umschreibungen von Praktischen Ärzten herrühren muss, da deren Zahl um über 5 Prozent zurückgegangen ist. Der Anteil der Allgemeinärzte an der Summe aller niedergelassenen Ärzte ist damit - wenn auch geringfügig - auf 26,5 Prozent gestiegen (1996: 26,1 Prozent). Hingegen ist der Anteil der Allgemein- / Praktischen Ärztinnen und Ärzten zurückgegangen, und zwar von 40,6 Prozent auf 40,0 Prozent. Für die Zukunft bleibt abzuwarten, wie sich die Abgänge tatsächlich entwickeln werden, denn von der Anzahl der offenen Planungsbereiche her dürfte mit immer weniger Praxiseröffnungsmöglichkeiten zu rechnen sein. So werden vermutlich in den nächsten Jahren - wie erwähnt - Zugänge immer öfter nur noch in der zahlenmäßigen Größenordnung der Abgänge realisierbar sein.