Dr. med. Dieter Mitrenga
Die deutschen Ärztinnen und Ärzte ehren in Dieter Mitrenga einen Arzt, der sich Zeit seines Lebens in den Dienst der Patienten und durch sein außergewöhnliches berufspolitisches Engagement in den Dienst der Ärzteschaft gestellt hat. Von 1983 bis 2007 war der Internist, Rheumatologe, Nephrologe und AIDS-Spezialist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Krankenhaus der Augustinerinnen in Köln. Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass in einem konfessionellen Haus bereits vor 25 Jahren ein Behandlungsschwerpunkt für HIV und AIDS eingerichtet wurde. Die Ordensschwestern hatten die Absicht, sich für ausgegrenzte Menschen einzusetzen und gaben so den Anstoß zur Gründung dieses Behandlungsschwerpunktes. Später wurde Mitrenga zum Vorsitzenden der Landeskommission AIDS NRW berufen. Seit Jahren gehört er dem Fachbeirat der Deutschen AIDS-Stiftung an.
Der Name Mitrenga ist unweigerlich mit dem Marburger Bund (MB) verbunden. Bereits als Student trat er in den Verband ein und wurde später in den Bundesvorstand gewählt und nach seinem Ausscheiden zum Ehrenmitglied ernannt.
Schwerpunkte seiner ärztlichen und berufspolitischen Arbeit waren die Weiter- und Fortbildung. Er hat an mehreren Musterweiterbildungsordnungen mitgewirkt und war von 1978 bis 2014 Vorsitzender der Weiterbildungsgremien der Ärztekammer Nordrhein und Mitglied der Ständigen Konferenz Weiterbildung der Bundesärztekammer.
Dieter Mitrenga hat sich um die medizinische Versorgung der Bevölkerung und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Ärztinnen und Ärzten in hervorragender Weise verdient gemacht.
Dieter Mitrenga wurde am 6. Juli 1940 im oberschlesischen Ratibor als erstes Kind des Zahnarztes Bernhard Mitrenga und seiner Frau Elisabeth geboren. Drei Jahre später wurde seine Schwester geboren. 1945 mussten Mutter und Kinder aus dem heutigen Polen fliehen und gelangten über Tschechien nach Bayern, wo Dieter Mitrenga 1946 eingeschult wurde. Mit dem aus dem Krieg heimgekehrten Vater zog die Familie nach Schleswig-Holstein in die Nähe von Kiel und lebte dort bis 1955 auf einem Bauernhof, wohl eine Prägephase für seine große Naturverbundenheit. Mitrenga besuchte zunächst die Oberschule in Kiel und später dann das humanistische Alexander-Hegius-Gymnasium in Ahaus in Nordrhein-Westfalen. 1961 legte er dort das Abitur ab. Im gleichen Jahr begann Dieter Mitrenga das Studium der Medizin an der Universität zu Köln. Enthusiasmus und wohl überzeugende Argumente führten noch in der Vorklinik zu seiner Wahl als Fakultätssprecher der Medizinstudenten. Der Weg in die ärztliche Selbstverwaltung wurde damit früh vorgezeichnet. 1967 legte er das medizinische Staatsexamen in Köln ab.
1965 heiratete er die Medizinstudentin Ingrid Schulte, die später als Anästhesistin Chefärztin an einem Kölner Krankenhaus wird. Das Ehepaar hat zwei Kinder: Die 1973 geborene Anja Mitrenga-Theusinger, auch Ärztin und wie ihr Vater berufspolitisch sehr engagiert, sowie den zwei Jahre jüngeren Sohn Daniel, inzwischen als Volkswirt im politischen Berlin aktiv.
Nach zweijähriger Medizinalassistentenzeit erhielt Mitrenga 1970 die Approbation. Im gleichen Jahr wurde er Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH); dort arbeitete er am Institut von Prof. von Mayersbach zu Fragen der Immunhistologie und Methoden der fluoreszierenden Antikörpertechnik und kam an der MHH mit Immunologie und Rheumatologie in Kontakt. 1972 promovierte Mitrenga mit einer experimentellen Arbeit über parenteral anwendbare Hämostyptika. Von 1972 bis 1982 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent bei Prof. Dr. Rudolf Gross, einem „der letzten großen Generalisten der Inneren Medizin“ an der medizinischen Klinik der Universität zu Köln. 1978 erwarb Mitrenga dort die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin, es folgten die Teilgebiete Nephrologie und Rheumatologie. 1983 wurde Dieter Mitrenga Chefarzt im Kollegialsystem am Krankenhaus der Augustinerinnen in Köln. Zusammen mit Prof. Dr. Rudolf Thoma leitete er die Klinik Innere Medizin und den Behandlungsschwerpunkt HIV und AIDS erstmals von 1988 bis 1991. Seit dem Jahr 2000 bis heute ist er Ärztlicher Direktor des Krankenhauses. Für Mitrenga hatte in seiner ärztlichen Laufbahn die Versorgung der Patienten Vorrang und nicht so sehr die wissenschaftliche Karriere. Patienten müssten die Gewissheit haben, dass Ärzte sich zuerst und immer aus der Beziehung zu ihren Patienten definieren, so sein Grundsatz.
Publiziert hat er zu methodischen Fragen der Immunhistologie in Hannover und zu Klinik und Therapie des systemischen Lupus erythemadodes in Köln. Breiten Raum nahmen in Vorträgen und Publikationen Fragen der Sterbebegleitung aus ärztlicher Sicht ein. Zu diesem Thema war er viele Jahre Referent an der Deutschen Richterakademie in Trier und Wustrau.
Wie schon erwähnt ist sein Name unweigerlich mit dem Marburger Bund (MB) verbunden. Schon als Student war er von dessen berufspolitischen wie gewerkschaftlichen Zielen überzeugt. Seit 1975 gehörte er dem Vorstand des MB-Landesverbandes NRW/Rheinland-Pfalz an, seit 1981 auch dem Bundesvorstand. Er war Vorsitzender der Arbeitskreise Weiterbildung und Ärzteversorgung und ist Mitherausgeber der Verbandszeitschrift Marburger-Bund-Zeitung. Im November 2007 wurde er aus dem Vorstand des Marburger Bundes verabschiedet und erhielt nach elf Wahlperioden die seltene Ehrenmitgliedschaft. In der Laudatio hierzu hieß es, er sei „freundlich, zurückhaltend, voller Empathie, von stabiler Größe, persönlich sehr sympathisch und inhaltlich völlig über Kreuz, konsequent, der Theologe im Bundesvorstand, in großer Ruhe das rechte Wort zur rechten Zeit, begeisterungsfähig, völlig verlässlich, der Klassiker schlechthin, direkt, bodenständig, tiefsinnig, ein Arbeitspferd, ein Familienmensch, Assistenten-freundlich, ein Urgestein und Elder Statesman“.
Schwerpunkte seiner ärztlichen und berufspolitischen Arbeit waren die Weiter- und Fortbildung. Als leitender Arzt war er mehr als zwei Jahrzehnte Weiterbilder und hat viele seiner Kolleginnen und Kollegen zu Fachärztinnen und Fachärzten für Innere Medizin weitergebildet. Er hat aber auch an mehreren Musterweiterbildungsordnungen mitgewirkt. Von 1978 bis 2014 war er Vorsitzender der Weiterbildungsgremien der Ärztekammer Nordrhein und Mitglied der Ständigen Konferenz Weiterbildung der Bundesärztekammer. Fort- und Weiterbildung stehen nach seiner Überzeugung in enger Beziehung zur ärztlichen Tätigkeit; die ärztliche Weiterbildung hat dabei unmittelbare Bedeutung für die Versorgungsqualität.
Mitrenga ist Fortbildungsbeauftragter der Kreisstelle Köln der Ärztekammer Nordrhein (ÄK-NO) und hat bis März 2015 175 Fortbildungsveranstaltungen organisiert und moderiert. Von 1978 bis 2014 war er Mitglied der Kammerversammlung und langjährig Vorstandsmitglied der ÄK-NO. Er nahm als Delegierter an 34 Deutschen Ärztetagen teil.
Mit einer Reihe von Auszeichnungen wurden seine Verdienste gewürdigt: 1990 erhielt er vom Vorstand der Bundesärztekammer wegen seiner besonderen Verdienste um die ärztliche Fortbildung die Ernst-von-Bergmann-Plakette. In Anerkennung und Würdigung besonderer Verdienste um die Rheumatologie verlieh ihm die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie im Jahr 2006 die Adolf-Kussmaul-Medaille.
2007 ehrten die berufsständischen Versorgungswerke ihn als einen um ihre Belange „hochverdienten Arzt“, der sich mehr als 30 Jahre ehrenamtlich für die Interessen des ärztlichen Berufsstandes, aber auch für die der freien Berufe insgesamt, eingesetzt hat. Im Jahr 2013 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Mit nunmehr 74 Jahren kann Dieter Mitrenga auf ein Leben im Dienste der Patienten und mit herausragendem Einsatz für die ärztliche Selbstverwaltung zurückblicken. Er will sich auch künftig für die ärztliche Fortbildung engagieren. Der inzwischen überzeugte Rheinländer sorgt dafür, dass der 1947 gegründete Medizinerkarneval im Kölschen Brauchtum erhalten bleibt. Seine liebste Freizeitbeschäftigung ist die Musik; Konzertsäle und Opernhäuser der Welt möchte er weiterhin besuchen. In seiner Hütte im Westerwald, einem Rückzugsort in mitten der Natur, wird Zeit sein zum Angeln, für Literatur und die Enkelkinder.
118. Deutscher Ärztetag in Frankfurt am Main, 12. Mai 2015
Vorstand der Bundesärztekammer
Präsident