BÄK fordert Aktionspläne für Hitzeschutz
Berlin – „Die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels sind keine ferne Bedrohung mehr, sie sind weltweit Realität. Auch in Deutschland kommt es immer häufiger zu extremen Hitzewellen, die sich negativ auf die Gesundheit vieler Menschen auswirken können. Es ist Aufgabe von Ärztinnen und Ärzten, sowohl die direkten Folgen des Klimawandels auf den menschlichen Körper als auch die indirekten Folgen für die globale Gesundheit zu benennen und sich für die Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele einzusetzen.“ Das sagte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), mit Blick auf die kommende Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes, die sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Klimawandel und Gesundheit beschäftigt. Reinhardt forderte Bund und Länder auf, die Kliniken sowie Not- und Rettungsdienste durch ausreichende Ressourcen und Personal besser auf Extremwetterereignisse vorzubereiten. Der BÄK-Präsident geht auch in der aktuellen Ausgabe seines Podcasts „Sprechende Medizin“ auf die Auswirkungen der Erderwärmung auf die menschliche Gesundheit ein.
Typische Begleiterscheinungen wie Hitzestress oder hohe bodennahe Ozonkonzentrationen können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Das gilt insbesondere für ältere Menschen und solche mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen. Darauf wiesen Dr. Peter Bobbert und Dr. Gerald Quitterer hin, die sich im Vorstand der Bundesärztekammer schwerpunktmäßig mit dem Thema „Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels“ befassen. Nach ihrer Überzeugung ist es dringend erforderlich, Hitzeschutzaktionspläne auf Landes- und kommunaler Ebene mit besonderem Augenmerk auf schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen umzusetzen, sie kontinuierlich zu evaluieren und weiterzuentwickeln.
„Hitzewellen bedeuten Schwerstarbeit für den Körper. Daher ist es mit Blick auf die ärztliche Versorgung wichtig, besonders gefährdete Patientinnen und Patienten über die gesundheitlichen Risiken und die adäquaten Gegenmaßnahmen aufzuklären“, sagte Quitterer. Zu den Risikogruppen zählten insbesondere ältere Menschen, Säuglinge, chronisch Kranke sowie Personen, die schwere körperliche Arbeit im Freien verrichteten.
„Die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit müssen deutlich stärker als bisher in der Aus-, Weiter- und Fortbildung angesprochen werden. Das gilt für Ärzte ebenso wie für Medizinische Fachangestellte oder Pflegekräfte“, betonte Bobbert. So seien die Auswirkungen von Hitzewellen beispielsweise bei der Dosierung von Blutdrucksenkern ebenso zu beachten wie bei der Versorgung von Operationswunden.
Die Experten warnten, dass nach aktuellen Studien bis zum Ende dieses Jahrhunderts jährlich bis zu fünf zusätzliche Hitzewellen in Norddeutschland und bis zu 30 in Süddeutschland zu erwarten sind, wenn weiter so viel Treibhausgas ausgestoßen wird wie bisher. Aus ärztlicher Sicht sei es jetzt höchste Zeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Deutsches Ärzteblatt / Schwerpunkt Klima und Gesundheit
Podcast „Sprechende Medizin“ mit BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt