Bund-Länder-Beschlüsse entbinden nicht von Verantwortung jedes Einzelnen

Corona-Pandemie

Berlin - Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hat die gestrigen Bund-Länder-Beschlüsse in einer ersten Reaktion begrüßt. Mit Blick auf die beschlossenen Kontaktbeschränkungen nach Weihnachten sagte er im Gespräch mit SWR Aktuell (22.12.2021): „Ich glaube, dass diese drei oder vier Tage Differenz keinen ganz wesentlichen Unterschied ausmachen." Die Menschen seien angesichts der Maßnahmen „eher müde“. Damit möglichst viele das „mitmachen“, müsse man auch Kompromisse eingehen, so Reinhardt weiter.

Gegenüber der Rheinischen Post (22.12.2021) betonte Reinhardt: „Angesichts der noch immer hohen Infektionszahlen mit der Delta-Variante und der zu erwartenden schnellen Ausbreitung von Omikron sind aus epidemiologischer Sicht schnell greifende Kontaktbeschränkungen erforderlich“. Letztlich komme es aber darauf an, dass die Bürgerinnen und Bürger die Vorgaben akzeptieren und sich auch daranhalten. „Deshalb ist die Entscheidung von Bund und Ländern nachvollziehbar, die beschlossenen Kontaktbeschränkungen sowohl für Ungeimpfte als auch für Geimpfte und Genesene erst nach den Weihnachtsfeiertagen wirksam werden zu lassen“, so Reinhardt. Das entbinde aber niemanden davon, selbst Verantwortung zu übernehmen und Art sowie Umfang familiärer Zusammenkünfte kritisch zu hinterfragen. Die Einhaltung der AHA-Regeln und Selbsttests vor Familienbesuchen seien unerlässlich, um Risiken zu minimieren. Auch auf Reisen sollte möglichst verzichtet werden.

Ärztinnen und Ärzte würden zwischen den Jahren intensiv weiter impfen, so Reinhardt. „Um das Gesundheitswesen vor Überlastung zu schützen, müssen wir die Deltawelle abflachen, bevor Omikron auch in Deutschland die Infektionszahlen erneut nach oben treibt“, sagte Reinhardt.

Darüber hinaus befürwortete er die von Bund und Ländern geplante Einführung einer allgemeinen Impfpflicht. „Wir hätten alle lieber auf eine allgemeine Impfpflicht verzichtet. Mittlerweile sehen wir aber, dass sie das einzige Mittel ist, um aus der Lockdown-Endlosschleife herauszukommen“, sagte Reinhardt. Wichtig sei, von einer Impfpflicht, nicht von einem Impfzwang zu sprechen. „Niemand darf zwangsgeimpft werden. Wer der Impfpflicht nicht nachkommt, muss aber mit spürbaren Restriktionen bei der Teilnahme am öffentlichen und gewerblichen Leben rechnen“, betonte BÄK-Präsident Reinhardt.