Ende der Priorisierung ohne ausreichend Impfstoffe belastet Praxen
Berlin - Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hält die Aufhebung der Impfpriorisierung grundsätzlich für richtig – vorausgesetzt, es gebe genügend Impfstoff für die Praxen. „Das ist im Moment aber noch nicht der Fall", betonte er gegenüber der Rheinischen Post (20.05.2021). „Einige Bundesländer haben die Impfreihenfolge dennoch freigegeben. Und so würden viele niedergelassene Kolleginnen und Kollegen förmlich überrannt. Wenn dann nicht alle Impfwilligen unmittelbar zum Zuge kommen, führe das natürlich zu Frust, der leider auch beim Praxispersonal abgeladen werde. „Das geht so nicht. Das ist belastend und behindert den Praxisbetrieb enorm", so Reinhardt.
„Dass der Bundesgesundheitsminister den 7. Juni als Stichtag für die bundesweite Aufgabe der Impfreihenfolge nennt, ist gut und richtig, wenn dann bitte auch die entsprechenden Liefermengen zur Verfügung stehen. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte tun, was sie können. Mittlerweile 67 000 Praxen in Deutschland machten ein enormes Tempo bei den Impfungen. Sie führten Wartelisten und legten Impfreihenfolgen fest. „Aber sie brauchen auch die Unterstützung der Politik“, forderte Reinhardt.
Die Gefahr einer vierten Infektionswelle sieht Reinhardt aktuell nicht, solange trotz der deutlich sinkenden Inzidenzzahlen mit Vernunft und Vorsicht schrittweise zu normalen Verhältnissen zurückgekehrt werde. Jetzt sei die Zeit, die in einigen Regionen bereits erprobten innovativen Test- und Öffnungsstrategien weiterzuentwickeln und möglichst großflächig umzusetzen. „Gleichzeitig müssen wir – auch vor dem Hintergrund neuer Virusvarianten – unser Ziel im Blick behalten, im Sommer allen Erwachsenen in Deutschland ein Impfangebot zu machen“, betont Reinhardt. Angesichts aktueller Umfragen, in denen 74 Prozent der Deutschen ihre Impfbereitschaft erklären, sei er optimistisch, dass das gut angenommen werde.