Expertinnen und Experten diskutieren Bedeutung der interprofessionellen Zusammenarbeit für die Gesundheitsfachberufe

Fachberufekonferenz

Wie kann die Zusammenarbeit zwischen allen an der Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen weiter verbessert werden? Wer macht sinnvollerweise was an welcher Stelle des Versorgungsprozesses? Wie soll künftig die Aufgaben- und Rollenverteilung zwischen den im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen ausgestaltet werden, um den wachsenden Herausforderungen gemeinsam begegnen zu können? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die 35. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen bei der Bundesärztekammer.

„Die Gesundheitsversorgung sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehört das sich wandelnde Krankheitsspektrum, weg vom akuten hin zum komplexen, chronischen Krankheitsgeschehen“, betonte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, in seinem Grußwort. Der Fortschritt der modernen Medizin führe zu einem enormen Wissenszuwachs und einer zunehmenden Spezialisierung aller Disziplinen des Gesundheitswesens. Dies ermögliche zwar einerseits eine immer hochwertigere Versorgung, führe aber andererseits zu einem vermehrten Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Berufsgruppen.

„Die weiter zunehmende Komplexität der Versorgung erfordert daher eine stärkere Vernetzung und hierfür notwendige berufsübergreifende Versorgungskonzepte“, betonte Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Fachberufekonferenz. Dafür sei insbesondere „ein regelhafter Austausch zwischen den an der Behandlung und Betreuung der Patientinnen und Patienten beteiligten Berufsgruppen sicherzustellen und der hierfür erforderliche Aufwand zu finanzieren“, so Lundershausen.

Prof. Dr. Dr. Andreas Büscher von der Hochschule Osnabrück zeigte in seinem Vortrag auf, dass die Berufe im Gesundheitswesen über sehr hohe Kompetenzen verfügen, die in der alltäglichen Versorgungspraxis besser genutzt werden sollten. „Beispiele gelingender interprofessioneller Kooperation sind vorhanden, ihr Ausbau bedarf des gegenseitigen Zuhörens und Verstehens“, so der Pflegewissenschaftler.

„Es braucht Brücken für interprofessionelles Lernen sowie für koordiniertes und kooperatives Arbeiten der Professionellen in der Praxis“, appellierte die an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin lehrende Prof. Dr. Heidi Höppner. Dies sei die „Herausforderung der Stunde“. Die Potentiale der Gesundheitsfachleute mit hochschulischer Qualifikation stünden zur Verfügung, jedoch würden sie aufgrund der Rahmenbedingungen bislang kaum merklich in die Praxis münden, so Höppner.

Die Diskussion mit Expertinnen und Experten aus der Praxis machte insbesondere deutlich, dass es einer konkretisierenden Schnittstellenbeschreibung und eines Handlungsrahmens im Zusammenwirken der verschiedenen Berufsgruppen bedarf. Dies sei umso mehr erforderlich, da sich die Verantwortung in der Patientenversorgung auf immer mehr Schultern verteilt. Eine solche Schnittstellenbeschreibung sei ebenso hilfreich in der Kommunikation der Gesundheitsfachberufe untereinander, welche zwingend zum Gelingen einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung erforderlich sei. Darüber hinaus wurden der in allen Berufsgruppen immer deutlicher spürbare Fachkräftemangel sowie die Notwendigkeit eines allgemeinen Heilberufegesetzes diskutiert.

Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich am 30.03.2023 zu ihrer 35. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von über 40 Fachverbänden ist es, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern sowie aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.