Gehle: „Klatschen allein reicht nicht“

Internationaler Tag der Pflegenden – Corona-Pandemie bedeutete enorme Belastung für Ärzteschaft und Pflegekräfte
Westfalen-Lippe

Für eine Aufwertung der Pflegeberufe hat sich der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), Dr. Hans-Albert Gehle, am heutigen Internationalen Tag der Pflegenden ausgesprochen.

„Die Corona-Pandemie und die damit verbundene enorme Belastung von Ärztinnen und Ärzten sowie den Pflegekräften hat zwar die öffentliche Aufmerksamkeit auch auf die Situation der Pflegerinnen und Pfleger, insbesondere auf den Intensivstationen, gelenkt. Gleichwohl sind wir von einer echten Wertschätzung der Pflegeberufe, die sich auch in einer adäquaten Bezahlung ausdrückt, noch weit entfernt.“ Die fehlende Anerkennung betreffe im Übrigen alle im Gesundheitssystem engagierten Männer und Frauen.

Eine gute Gesundheitsversorgung sei ohne starke Pflege nicht möglich, so Gehle weiter. „Das sage ich auch mit Blick auf die Bedeutung der interprofessionellen Zusammenarbeit, auf das Zusammenwirken von Ärzteschaft und Pflegekräften in der Patientenversorgung. Wir sind auf die Pflegekräfte in der Kranken- und Altenpflege angewiesen, gerade angesichts der demografischen Entwicklung.“ Der steigende Pflegebedarf treffe indes auf ein unattraktives Image der Pflegeberufe, die mit hoher körperlicher Belastung, Schichtarbeit und geringer Entlohnung verbunden werde. Das Ergebnis sei ein massiver Fachkräftemangel. Laut Hans-Böckler-Stiftung sind in den Kliniken hierzulande aktuell mehr als 100.000 Vollzeitstellen für Pflegerinnen und Pfleger nicht besetzt.

Gehle: „Deshalb: Klatschen allein – wie in der Pandemie-Zeit – reicht nicht. Wir müssen politisch und gesamtgesellschaftlich mehr für die Menschen in der Pflege tun als bisher. Die Aufwertung dieser unverzichtbaren Berufe muss vor allem bei den Arbeitsbedingungen und einer angemessenen Bezahlung ansetzen.“ Es müssten Grenzen überwunden werden, um zu einer Patientenversorgung im Team zu gelangen, in dem alle Beteiligten ihre Stärken bestmöglich einbringen können, spricht sich Gehle für eine interprofessionelle Zusammenarbeit in der Versorgung aus. „So erreichen wir ein hohes Qualitätsniveau zum Wohle der Patientinnen und Patienten“, sagt der Kammerpräsident, der in diesem Zusammenhang aber auch auf die ärztliche Letztverantwortung verweist. Der behandelnde Arzt müsse auch weiterhin die Verantwortung für den gesamten Behandlungsprozess und die Koordination der einzelnen Behandlungsschritte tragen.

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