In Führung gehen – Herausforderungen für junge Ärztinnen und Ärzte

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Berlin - Vom ersten Tag ihrer Tätigkeit an übernehmen Ärztinnen und Ärzte Verantwortung für die Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten. „Um handlungssicher in diese Verantwortung und die ärztliche Rolle hineinzuwachsen, ist die Führung durch erfahrene Kolleginnen und Kollegen von besonderer Bedeutung. Zugleich brauchen junge Ärztinnen und Ärzte selbst Führungskompetenzen, um die Zusammenarbeit im interprofessionellen Behandlungsteam souverän gestalten zu können.“ Dies betonte Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, zur Eröffnung der Veranstaltung „In Führung gehen – Herausforderungen für junge Ärztinnen und Ärzte“, die am vergangenen Freitag im Rahmen der Reihe „BÄK im Dialog“ stattfand.

Lundershausen warnte, dass mit der Kommerzialisierung im Gesundheitswesen nicht nur die Zeit für Patientengespräche knapper wird, sondern auch die Anleitung des ärztlichen Nachwuchses unter Druck gerate. Beides sei jedoch elementar für die gesundheitliche Versorgung und die ärztliche Berufsausübung und müsse sich künftig konsequent in den Vergütungssystemen abbilden.

„Junge Ärztinnen und Ärzte haben bereits mit Erhalt ihrer Approbation eine besondere Stellung im interdisziplinären Behandlungsteam“, betonte PD Dr. Barbara Puhahn-Schmeiser vom Universitätsklinikum Freiburg und Vizepräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes in ihrer Keynote zur Veranstaltung. „Pflegekräfte, Patientinnen und Patienten sowie Angehörige erwarten ärztliche Ansprechpartner, die in medizinischen Fragen aber auch in organisatorischen Belangen kompetent sind und denen sie vertrauen können. Was wir Ärztinnen und Ärzte brauchen und uns aneignen müssen ist Fachkompetenz, Führungskompetenz, Sozialkompetenz und Organisationskompetenz“, so Puhahn-Schmeiser.

Zur Stärkung dieser Kompetenzen bedürfe es gut strukturierter Weiterbildung, die durch Mentoring begleitet werden sollte. Der ärztliche Nachwuchs sollte gleichermaßen gefordert und gefördert werden. Notwendig für die Stärkung von Führungskompetenz seien unter anderem Möglichkeiten für den Auf- und Ausbau von fachlichen Spezialgebieten sowie ausreichend Zeit und Raum für wissenschaftliche Forschung.

In einer Podiumsdiskussion diskutierten Ärztinnen und Ärzte vor Ort sowie online zugeschaltete Gäste unter anderem die Frage der Attraktivität von Führungspositionen, Möglichkeiten zur Stärkung der Führungskompetenz in der Weiterbildung und den Stellenwert von ärztlicher Führung im Rahmen interprofessioneller und kooperativer Berufsausübung. Ein weiterer Schwerpunkt der Debatte war die Erhöhung des Anteils von Ärztinnen in Führungspositionen. Die Diskutanten stimmten überein, dass neue Ansätze gefordert sind, um Karriereambitionen und die Kompatibilität von Beruf und Privatleben – nicht nur für Ärztinnen – in Einklang zu bringen. Erforderlich seien unter anderem verlässliche Arbeitszeiten, die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes, limitierte und bezahlte Überstunden sowie der Ausbau von Teilzeitmodellen und zeitlich flexiblen Angeboten für die Kinderbetreuung.

Für Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, ist der Begriff der Führung nicht mehr zeitgemäß, denn „Führung heißt Hierarchie“. Viel entscheidender sei heute eine moderne Teamstruktur. „In einem Team ist es wichtig, dass Jede und Jeder in der Lage ist zu führen. Denn auch moderne Teamstrukturen brauchen Entscheidungen“, bekräftigte Gehle zum Abschluss der Tagung. Diese Entscheidungen sollten aber in einer „vertrauensvollen, kollegialen, von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägten Atmosphäre getroffen werden“.