Kindergesundheit in den Fokus stellen
Anlässlich des Weltkindertages am 20. September fordert die Ärztekammer Berlin, der Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die COVID-19-Pandemie habe Ungleichheiten bei Gesundheit und Entwicklungschancen verstärkt – dem müsse nun entgegengewirkt werden.
Verschiedene Studien zeigen, dass sich die Lebensqualität und die gesundheitliche Situation von Kindern in der COVID-19-Pandemie verschlechtert haben. Häufige Folgen sind demnach Gewichtszunahme, eine Verstärkung von Ängsten und Essstörungen, Bewegungsmangel sowie die Zunahme eines riskanten Nutzens sozialer Medien. Insbesondere Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status, Migrationshintergrund und begrenztem Wohnraum sind den Studien zufolge betroffen. „Insgesamt wirkt die Pandemie als Verstärker vorbestehender Ungleichheiten in Gesundheit, Bildung, Teilhabe und Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen“, erklärt PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin.
Anlässlich des Weltkindertages am 20. September fordert die Ärztekammer Berlin, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Als problematisch erachtet es die Ärztekammer Berlin auch, dass die wichtigen Schuleingangsuntersuchungen, die frühzeitig Defizite bei der kindlichen Entwicklung entdecken können, während der Pandemie häufig nicht stattgefunden haben. Förderbedarfe könnten dadurch übersehen worden sein. „Wir müssen darauf achten, dass wir nicht eine ganze Generation aus den Augen verlieren. Motorische Defizite, Übergewicht oder Probleme beim Lesen und Schreiben sind in der Regel Nachteile, die sich durch ein ganzes Leben ziehen“, betont Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin. Daher sei es wichtig, rechtzeitig einzugreifen.
„Gesundheitsförderung und Prävention fangen bei den Kleinsten an. Doch während der Pandemie ist genau das ins Hintertreffen geraten“, betont Bobbert. Die Ärztekammer Berlin rät daher Eltern dringend dazu, alle gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen für ihre Kindern in Anspruch zu nehmen. Die Gesundheitsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche sind als Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung in § 26 SGB V festgelegt. Die Untersuchungen U 10 und U 11 und J 2 gehören allerdings nicht dazu und werden nur von einigen Krankenkassen finanziert. „Diese wichtige Unterstützung von Kindern und Jugendlichen auf dem Weg ins Erwachsenenalter sollte von allen Krankenkassen übernommen werden“, so Bobbert.
Die Kammer selbst unterstützt seit vielen Jahren mehrere Projekte, die sich der Prävention bei Kindern und Jugendlichen widmen, wie zum Beispiel das Berliner „Landesprogramm Kitas bewegen - für die gute gesunde Kita“, „Klasse2000 – Stark und gesund in der Grundschule“ oder die „Ärztinnen-Informationsstunde“ der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e. V. Zudem unterstützt die Ärztekammer Berlin Projekte, die sich gegen häusliche Gewalt richten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts hat die Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische Misshandlung und Gewalt im Jahr 2021 den höchsten Stand seit Einführung der Statistik im Jahr 2012 erreicht. Die Ärztekammer Berlin ist am „Runden Tisch Berlin - Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt“ aktiv beteiligt, unterstützt mehrere Kinderschutzambulanzen in Berlin und bietet ärztliche Fortbildungen zum Thema „Häusliche Gewalt“ an.
Weltkindertag macht auf Belastungen für Kinder aufmerksam
Der Weltkindertag findet jedes Jahr am 20. September statt. Der Aktionstag geht auf den 20. September 1989 zurück, an dem die Kinderrechtskonvention von den Vereinten Nationen beschlossen wurde, und wird in 145 Ländern weltweit gefeiert. Er soll daran erinnern, dass viele Kinder aufgrund verschiedener Faktoren nicht das Privileg haben, eine unbeschwerte Kindheit zu erleben. Zu diesen Faktoren gehören Armut, Kriege und Konflikte, aber auch psychosoziale Ängste, gesundheitliche Einschränkungen oder Leistungsdruck. Der diesjährige Weltkindertag findet unter dem Motto „Gemeinsam für Kinderrechte“ statt. Dabei stehen unter anderem die Folgen der COVID-19-Pandemie im Mittelpunkt, aber auch andere Krisen der Gegenwart wie der Ukraine-Krieg und der Klimawandel, die das Leben von Kindern und Jugendlichen belasten.