Mehr Druck auf Ungeimpfte zum jetzigen Zeitpunkt unangebracht
Berlin - In der Debatte über strengere Maßnahmen für Ungeimpfte hat sich Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt erneut für ein zielgruppenspezifischere Aufklärung ausgesprochen. „Noch mehr Druck auf Nicht-Geimpfte auszuüben, wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht angemessen“, betonte er in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse (11.09.2021).
Das Gesundheitssystem sei aktuell nicht in einem Maße beansprucht, um etwa die 2G-Regel zu legitimieren. Zudem sei zu befürchten, dass „mehr Druck bei Unentschlossenen, die man mit vernünftigen Argumenten sicherlich überzeugen könnte, eher Gegenreaktionen auslöst“, sagte Reinhardt. Vielmehr sollte noch stärker und gezielter, wie etwa mit der Impf-Aktionswoche bestehende Zweifel zerstreut und Fake-News über das Impfen konsequent korrigiert werden.
Für gut und richtig hält Reinhardt die Einigung von Bund und Ländern, bei Infektionen in Schulen nur noch für die direkten Kontaktpersonen der betroffenen Kinder in Quarantäne zu schicken. Durchaus vertretbar sei außerdem, Quarantäne nur für das infizierte Kind anzuordnen und die Kontaktpersonen aus der Klasse in dieser Zeit intensiver zu testen. Denn viele Kinder und Jugendliche litten körperlich und seelisch unter der Quarantäne.
„Wir sollten nicht vergessen, dass Kinder in den ersten Infektionswellen durch Verzicht auf soziale Kontakte mit dazu beigetragen haben, die besonders gefährdeten älteren Bevölkerungsgruppen zu schützen“, betonte Reinhardt. Jetzt sollten alle Erwachsenen Verantwortung übernehmen und sich impfen lassen, um die Kinder vor einer Infektion schützen und belastende Quarantänemaßnahmen vermeiden.