Niedersachsen: "Kinder ohne große Gesundheitsrisiken sollten nicht vom Schulbesuch ausgeschlossen werden"
Hannover - Nicht für alle Kinder mit Grunderkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko, dass eine COVID-19-Infektion bei ihnen einen schweren Verlauf nimmt. Deshalb fordert Dr. med. Thomas Buck, Facharzt für Kinderheilkunde in Hannover und Mitglied des Landesvorstands der Ärztekammer Niedersachsen, chronisch erkrankte Kinder nicht per se auszuschließen, wenn der Schulbetrieb jetzt wieder nach und nach aufgenommen wird.
"Hier sehe ich die Gefahr einer Stigmatisierung der Betroffenen mit dem Risiko psychosozialer Folgen für das Kind."
Bei Erkrankungen wie einem Asthma bronchiale oder Heuschnupfen erwartet Buck zum Beispiel keinen schweren Verlauf, sollte sich der Patient mit dem SARS-CoV-Virus anstecken. In diesen Fällen seien die Therapien mit Asthmaspray oder Nasentropfen sogar unter einer Corona-Infektion sicher und sollten nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden. Auch Patienten mit einem Diabetes gehörten im Gegensatz zu erwachsenen Erkrankten nicht zur COVID-19-Risikogruppe. "Selbst für Kinder mit Lungenmissbildungen, einer stabilen Mukoviszidose oder einer primären Ziliendyskinesie (PCD), aber auch für ehemalige Frühgeborene mit einer Bronchopulmonalen Dysplasie kann eine vorsichtige Entwarnung gegeben werden", berichtet der Kinder- und Jugendarzt.
"Generell gelten Kinder und Jugendliche nicht als Risikopatienten, denn sie zeigen – wenn überhaupt – nur leichte Symptome mit in der Regel ziemlich harmlosen Verläufen bei einer Corona-Infektion", erinnert Buck. Das Gleiche sei der Fall bei Schwangeren und Neugeborenen. Trotzdem gebe es auch Risikogruppen, die vor einer Infektion besonders geschützt werden müssten. Dazu zählt Buck Patienten mit schweren Herz- und Kreislauferkrankungen, neurologische oder onkologische Erkrankungen sowie Kinder mit Immunsuppression.
Für alle anderen chronisch kranken Kinder und Jugendlichen sei es aber wichtig – wie ihre Altersgenossen auch –, trotz Erkrankung die Schule besuchen zu dürfen. "Bitte lassen Sie Ihr Kind ein normales Leben führen", empfiehlt Buck. "Dabei helfen wir Ihnen als Kinder- und Jugendärzte äußerst gern."
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