Öffnungsschritte dürfen sich nicht nur an allgemeinen Infektionszahlen ausrichten
Berlin - Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat davor gewarnt, dass Corona-Selbsttests Menschen in falscher Sicherheit wiegen könnten. „Allen Menschen sollte klar sein, dass die Testergebnisse immer nur eine Momentaufnahme darstellen", sagte der Präsident der Bundesärztekammer der dpa vor der Schaltkonferenz zur Corona-Lage an diesem Mittwoch in Berlin. In der Runde wollen Bund und Ländern voraussichtlich Öffnungsschritte an den massiven Einsatz von Schnell- und Selbsttests knüpfen.
Reinhardt forderte übersichtliche und leicht verständliche Informationen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Selbsttests. Auch bei einem negativen Testergebnis müssten Abstand, Maskenschutz und Hygieneregeln eingehalten werden. Bei einem positiven Befund müsse schnellstmöglich eine Kontrolluntersuchung mittels PCR-Test veranlasst und strikte Quarantäne eingehalten werden.
Für die von geschultem Personal vorgenommenen Schnelltests forderte Reinhardt ein unbürokratisches Meldeverfahren. Eine zentrale Erfassung von Ergebnissen liefere Erkenntnisse über das tatsächliche Infektionsgeschehen.
Öffnungsschritte dürften sich nicht nur an den allgemeinen Infektionszahlen ausrichten. Einbezogen werden müssten die Zahl der verfügbaren Intensivbetten, die Entwicklung der Sterberate und die Infektionsentwicklung in den unterschiedlichen Altersgruppen. Aufgeschlüsselt werden müssten die Daten nach Regionen. „Nur so erhalten wir ein aussagekräftiges Gesamtbild der Pandemielage und können einheitliche Kriterien für passgenaue Öffnungsstufen in den Regionen entwickeln."
Nötig sei mehr Tempo bei den Impfungen. Notwendig sei es, „endlich mit bundesweiten und flächendeckenden Impfungen in den Arztpraxen zu beginnen". Voraussichtlich ab dem zweiten Quartal gebe es größere Impfstoffkapazitäten. „Die Einbeziehung der Praxen in die Impfkampagne verhindert, dass es bei den Verimpfungen zu Verzögerungen oder sogar Staus kommt." (dpa)