Reinhardt: Bundestag sollte weitere Corona-Politik diskutieren und legitimieren
Berlin - Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hat vor übereilten und schlecht vorbereiteten neuen Lockdown-Beschlüssen gewarnt. „Weitreichende Lockdown-Maßnahmen wie Ausgangssperren oder erneute Schulschließungen sollten nicht im statistischen Blindflug veranlasst werden, sondern auf Grundlage sauberer und verlässlicher Daten“, sagte Reinhardt gegenüber der Rheinischen Post (07.04.2021). Die zunehmende Belegung der Betten auf den Intensivstationen sei natürlich ein deutlicher Warnhinweis. „Verlässliche Erhebungen über Neuinfektionen haben wir im Moment aber nicht, weil über Ostern möglicherweise weniger oder verspätet gemeldet worden ist", erklärte Reinhardt. Die letzte Bund-Länder-Runde zur sogenannten Osterruhe habe gezeigt, „dass unausgegorene Entscheidungen Vertrauen und Akzeptanz in der Bevölkerung kosten können“. Daraus sollten alle Beteiligten lernen.
„Die weitere Corona-Politik in Deutschland sollte deshalb unter Einbeziehung breiterer Expertise von zahlreichen Professionen im Bundestag diskutiert und auch vom Parlament legitimiert werden“, forderte Reinhardt. Das wären echte vertrauensbildende Maßnahmen, die sicher mehr bringen würden als Schnellschüsse ohne ausreichende wissenschaftliche Grundlage. Vor allem aber müsse die Grundimmunisierung der Bevölkerung beschleunigt werden, um die dritte Infektionswelle zu brechen und Einschränkungen der persönlichen Freiheitsrechte zurückzufahren. Darüber hinaus bekräftigte er seine Forderung, „die Reservekapazitäten für die Zweitdosen weitgehend aufzulösen und diese sofort zu verimpfen“.