Reinhardt für Einsatz von Corona-Schnelltests
Berlin - In der Diskussion um die Corona-Teststrategie hat sich Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt für einen Umstieg auf Schnelltests ausgesprochen. „Ich bin sehr dafür, dass wir von den PCR-Tests wegkommen, die sehr lange dauern und bei denen die Patienten später noch mal aufwendig kontaktiert werden müssen“, sagte er im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel (27.08.2020). Die Schnelltests seien zwar nicht ganz so exakt, dafür aber in der Handhabung praktikabler.
Im kommenden Herbst erwartet der BÄK-Präsident aufgrund der Erkältungswelle eine schwierige Situation in den Arztpraxen. „Ich rate zur Trennung der Sprechstundenzeiten für Atemwegserkrankte und für andere Patienten“, sagte Reinhardt. „Aus meiner Sicht sollten Reihentestungen und Screenings auch systematisch aus den Praxen herausgehalten und auf spezielle Testzentren konzentriert werden.“
Reinhardt bekräftigte seine Forderung nach einer besseren personellen Ausstattung der Gesundheitsämter. Kurzfristig ließe sich dieses Problem sicherlich nicht lösen, weil das entsprechende Personal derzeit kaum zur Verfügung stehe. Deshalb müsse man jetzt eine Strategie entwickeln, eine konzertierte Aktion etwa zur Aus- und Weiterbildung, damit es wenigstens mittelfristig Verbesserungen gebe.
Sorge bereiten dem Bundesärztekammer-Präsidenten die zunehmenden Lieferschwierigkeiten bei wichtigen Arzneimitteln. „Die Lieferengpässe bei Impfstoffen beunruhigen mich sehr“, sagte er. „Durch die Pandemie mit ihren Handelsbeschränkungen hat dieses Problem natürlich extrem zugenommen.“ Es sei daher wichtig und sinnvoll, die Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln zumindest teilweise nach Europa zurückzuholen. „Das ist ein wichtiges Thema für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft“, so Reinhardt.