Reinhardt: „Schulen gut auf schrittweise Öffnung vorbereiten“
Berlin - Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Klaus Reinhardt, hat die schrittweise Öffnung der Schulen begrüßt. „Sie müssen sich aber gut vorbereiten, damit Schüler und Lehrer nicht unnötig gefährdet werden", betonte Reinhardt in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse (21.04.2020). Dazu seien Reinigungspläne anzupassen, es müsse ausreichend Seife für die Handhygiene vorhanden sein und die Abläufe müssten so organisiert sein, dass ausreichend Abstand gehalten werden kann. "Einfach nur zu fordern, dass die Schulen und Kitas geöffnet werden müssen, ist nicht genug." Zuvor hatte der BÄK-Präsident in einem Interview mit der Neuen Westfälischen (20.04.2020) dafür plädiert, Wiedereinstiegskonzepte auch für Schüler unterer Klassen und für Kita-Kinder zu entwickeln.
Zwar könne man von älteren Kindern deutlich mehr Rücksicht erwarten, so Reinhardt. „Doch auch bei den kleineren Kindern, die ja noch nicht über virtuelle Methoden unterrichtet werden können und besonders auf den persönlichen Kontakt mit Erziehern und Lehrern angewiesen sind, brauchen wir bald eine Perspektive.“
Auf die Frage, ob die in Deutschland von Bund und Ländern am 15. April ausgesprochene Empfehlung zum Tragen eines Mundschutzes in Bus und Bahn sowie beim Einkaufen ausreichend sei, betonte Reinhardt, dass er eine generelle Maskenpflicht für nicht notwendig halte. Es gebe keine wissenschaftlichen Belege den Nutzen einer solchen Maßnahme. „Ich trage einen Mundschutz in Geschäften oder im öffentlichen Nahverkehr, wenn sich der Abstand zu Mitmenschen unter Umständen nur schwer einhalten lässt.“ Keinesfalls dürfe ein Mundschutz dazu führen, keinen Abstand mehr einzuhalten und auf Hygiene zu verzichten.
Reinhardt hält es für dringend notwendig, dass aus dieser Krise gelernt wird: Im Gesundheitswesen dürfe es künftig keinesfalls einen Abbau von Kapazitäten oder Personal geben, so Reinhardt. Im Gegenteil müsse man nach der Krise dringend über eine neue Finanzierung des Systems sprechen. Wie bei der Feuerwehr müsse auch in Krankenhäusern das Vorhalten von Personal, Technik und Leistung finanziert werden. Reinhardt: „Krankenhäuser müssen dem Patienten dienen, nicht dem Profit. Das muss sich ins kollektive Gedächtnis einbrennen.“ Wie wichtig das sei, sehe man gerade in Krisenzeiten wie diesen.