„System wurde über Jahre vernachlässigt“

Medizinische Versorgung von Kindern
Hamburg

Die aktuellen Probleme in der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen sind nach Ansicht der Ärztekammer Hamburg das Ergebnis einer jahrelangen verfehlten Gesundheitspolitik.

„Vor 20 Jahren wurden in den Kliniken Fallpauschalen auch für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen eingeführt. Seither sind rund 30 Prozent der Krankenhausbetten für Kinder und Jugendliche abgebaut worden. Ohne Krankheitsspitzen war die Arbeit im pädiatrischen Bereich sowieso schon schwierig zu bewältigen. Auch in normalen Zeiten war das nur unter enormem Einsatz der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen und des medizinischen Personals im stationären wie im ambulanten Bereich möglich, da der Bedarf an pädiatrischer Versorgung durch häufigere und intensivere Kontakte, Vor- und Nachsorgeuntersuchungen etc. weiter gestiegen ist. In einer Ausnahmesituation wie wir sie gerade erleben zeigt sich aber, dass das System über Jahre mehr als vernachlässigt wurde“, so Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg.

Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigten Maßnahmen für eine bessere finanzielle Ausstattung der Kinderheilkunde seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung. „Wichtig ist aber, dass wir sehr schnell tragfähige Lösungen bekommen. Wir brauchen eine Pädiatrie, die sowohl ambulant als auch stationär auch unerwartete Krankheitswellen abfedern kann. Dazu kommt, dass sich die Kinderärztinnen und Kinderärzte auch in der Regelversorgung schon seit längerer Zeit geänderten Bedarfen und Anforderungen gegenübersehen, die viel zusätzliche Zeit und großen Einsatz erfordern, aber nicht angemessen honoriert werden“, sagte PD Dr. Birgit Wulff, Vizepräsidentin der Ärztekammer Hamburg. Erforderlich sind nach Ansicht von Emami und Wulff in der Akutsituation eine Entbudgetierung der niedergelassenen Kinderärzte genauso wie die Berücksichtigung der besonderen Bedarfe der Kinderheilkunde in Kliniken und Praxen sowie attraktivere Arbeitsbedingungen beispielsweise für Beschäftigte in der Kinderkrankenpflege und Medizinische Fachangestellte in kinderärztlichen Praxen.

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