„Unsinniges und desaströses Vorhaben stoppen“
Deutlich kritisieren Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), dass im Rahmen der geplanten Klinikreform in sogenannten Level Ii-Krankenhäusern die ärztliche Weiterbildung konzentriert werden soll. Sie forderten die Bund-Länder-Kommission, die am morgigen Donnerstag tagen wird, auf, dieses „unsinnige und für die ärztliche Nachwuchsgewinnung desaströse Vorhaben“ sofort zu stoppen.
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer: „Statt die qualitativ hochwertige Weiterbildung junger Ärztinnen und Ärzte zum Facharzt an allen Krankenhäusern und in den Praxen zu sichern, soll sie sich künftig ausgerechnet auf die Häuser mit der niedrigsten Versorgungsstufe konzentrieren, in denen viele wichtige Fachbereiche überhaupt nicht abgebildet werden. Dieser Vorschlag des BMG ist bestenfalls ein nicht durchdachter Schnellschuss, der nur auf eine Weise korrigiert werden kann, durch seine vollständige Streichung aus den Krankenhaus-Eckpunkten. Das ist auch deshalb nötig, weil die Regelung der ärztlichen Weiterbildung überhaupt nicht in den Kompetenzbereich der Bundesregierung fällt. Zuständig für die Organisation der ärztlichen Weiterbildung sind die Landesärztekammern auf Grundlage der jeweiligen Landesgesetze. Sie haben das notwendige Knowhow um sicherzustellen, dass Ärztinnen und Ärzte auf dem erforderlichen Qualifikationsniveau auch in Zukunft verfügbar sind. Dabei muss es bleiben.“
Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender KBV-Vorstandsvorsitzender, erklärte: „Um es auf den Punkt zu bringen: In Krankenhäusern dieses Typs findet kein breites medizinisches Fachspektrum statt. Es ist völlig unklar, wie angehende Fachärztinnen und Fachärzte dort etwas lernen können. In allen medizinischen Fächern brauchen wir Diagnosen, Therapien und generell ein breites Feld an Fachlichkeit. Das alles werden wir in diesen Häusern nicht finden. Das wäre eine Katastrophe für die ärztliche Weiterbildung. Die jungen Kolleginnen und Kollegen wären von einem großen Teil des ärztlichen Leistungsspektrums abgeschnitten. Wie soll so der dringend benötigte medizinische Nachwuchs gewonnen und vor allem adäquat aus- und weitergebildet werden?“