Historische Sitzung mit israelischem Ärzteverband
Berlin – Auf Einladung des Vorstandes der Bundesärztekammer kam der Vorstand des Israelischen Ärzteverbandes (Israeli Medical Association) zu einer gemeinsamen Vorstandssitzung am 27. August 2015 nach Berlin. Es war dies die erste Zusammenkunft der beiden Vorstände.
Das 50jährige Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland nahmen die Vertreter der Bundesärztekammer zum Anlass, um ihre über Jahre gewachsene Verbundenheit und Zusammenarbeit mit dem israelischen Ärzteverband zu unterstreichen.
Den Israelischen Ärzteverband und die Bundesärztekammer verbindet eine jahrelange hervorragende Kooperation in internationalen Gremien, wie dem Weltärztebund (World Medical Association, WMA) und dem Europäischen Forum der Ärzteverbände (EFMA) in der europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
„Bei unserer Arbeit im internationalen Raum sehen wir uns mit ähnlichen Problemen und Herausforderungen in unseren Ländern konfrontiert. Ich glaube daran, dass wir dabei gemeinsam innovative Ideen finden können“, so der Präsident des Israelischen Ärzteverbandes, Dr. Leonid Eidelman.
Der Besuch des 21-köpfigen Vorstandes aus Israel hatte eine historische Dimension. Dies machte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, deutlich: „Angesichts der Rolle deutscher Ärztinnen und Ärzten im Nationalsozialismus empfinden wir die Teilnahme des Vorstandes des israelischen Ärzteverbandes an einer gemeinsamen Vorstandssitzung in Berlin als Zeichen besonderen Vertrauens.“
Diese besondere Beziehung beider Ärzteverbände zueinander, die durch die Geschichte, insbesondere der Zeit des Nationalsozialismus, bedingt ist, wurde in einer gemeinsamen Erklärung betont. Darin stellen die Organisationen fest, dass deutsche Ärztinnen und Ärzte und die deutsche organisierte Ärzteschaft tief in die menschenverachtenden Gräueltaten des Nazi-Regimes verstrickt waren.
Dazu zählen der Ausschluss der jüdischen Kolleginnen und Kollegen aus dem Beruf, Zwangsabtreibungen, Zwangsterilisationen und die Ermordung von tausenden Patienten. Vor allem aber hatten Ärzte eine aktive Rolle beim Holocaust und bei unmenschlichen Experimenten an Gefangenen.
Der Text nimmt dezidiert Bezug auf die „Nürnberger Erklärung“ des 112. Deutschen Ärztetages, in der dieser die Verfehlungen der deutschen Ärzteschaft während der Naziherrschaft benannt und der noch lebenden und bereits verstorbenen Opfer gedacht sowie ihre Nachkommen um Verzeihung gebeten hat.
Die Aufarbeitung der Geschichte und die Lehre aus der Vergangenheit werden als gemeinsames Anliegen des israelischen Ärzteverbands und der Bundesärztekammer herausgestellt. Beide Seiten bekennen sich in der Erklärung zur Wahrung der Menschenrechte und lehnen jegliche Art der Diskriminierung ab. Zukünftigen Ärztegenerationen soll bereits in der Ausbildung vermittelt werden, welche Auswirkungen eine Abkehr vom ärztlichen Ethos hatte und haben kann.
In einer Zeremonie gedachten die beiden Vorstände der Opfer des Nationalsozialismus mit einer Schweigeminute und einem Gedenkgebet.
Zu einem feierlichen Festabend kamen auf Einladung des Vorstandes der Bundesärztekammer neben den Vertretern aus Israel weitere Ehrengäste aus Deutschland, die sich um die Beziehungen zwischen beiden Ländern und die Vergangenheitsbewältigung verdient gemacht haben.
Der Bundesminister für Gesundheit, Hermann Gröhe, und der Vorsitzende der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag, Volker Beck, würdigten die freundschaftlichen Beziehungen beider Länder in ihren Ansprachen.
Bei dem Treffen wurden auch aktuelle Probleme in der Gesundheitsversorgung der beiden Länder diskutiert und Möglichkeiten zukünftiger Zusammenarbeit erörtert.