Ergebnisse der Ärztestatistik zum 31.12.2019
Reinhardt: „Ärztinnen und Ärzte sind systemrelevant“
„Die Corona-Pandemie führt uns drastisch vor Augen, wie sehr unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben von einem gut funktionierenden Gesundheitswesen abhängt. In Deutschland verfügen wir über gut ausgestattete Krankenhäuser und eine leistungsstarke ambulante Versorgung. Diese Strukturen werden von hochmotivierten Ärztinnen und Ärzten, Medizinischen Fachangestellten, Pflegekräften und weiteren Gesundheitsberufen getragen. Ihnen haben wir es zu verdanken, dass wir bisher gut durch diese Krise gekommen sind. Die Politik in Bund und Ländern sollte sich das vergegenwärtigen und der Nachwuchsförderung und Fachkräftesicherung in unserem Gesundheitswesen künftig höchste Priorität beimessen.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt anlässlich der Vorstellung der aktuellen Ärztestatistik. Er betonte, die Beschäftigten im Gesundheitswesen seien systemrelevant, im Normalbetrieb und erst recht in Zeiten wie diesen.
Tatsachlich ist die Personalsituation in Kliniken und Praxen auch unabhängig von der Corona-Krise schon angespannt. Der Behandlungsbedarf wächst aufgrund der Alterung der Bevölkerung kontinuierlich. So stieg die Zahl der Behandlungsfälle in den Krankenhäusern zwischen 2009 und 2017 von 17,8 auf 19,5 Millionen. Hinzu kommen knapp eine Milliarde Arztkontakte in den Praxen der Niedergelassenen.
Gleichzeitig boomt in Deutschland die Teilzeitarbeit. So stieg die Teilzeitquote unter allen Arbeitnehmern zwischen 1991 und 2019 von 18,5 Prozent auf 38,6 Prozent (IAB). Auch unter Ärztinnen und Ärzten wird Arbeit in Teilzeit immer beliebter.
Um 100 Vollzeitstellen zu besetzen, wurden im Jahr 2015 noch 108 Ärztinnen und Ärzte benötigt, zwei Jahre später waren es bereits 115. Dies entspricht einem Mehrbedarf von 6 Prozent, ohne dass sich die zur Verfügung stehende ärztliche Arbeitszeit erhöht hatte (Quelle: Destatis). Aus diesem Grund mag zwar die Zahl der Köpfe leicht ansteigen, aber nicht die Zahl der zur Verfügung stehenden Arztstunden.
Im vergangenen Jahr stieg die Gesamtzahl der bei den (Landes-)Ärzte-kammern gemeldeten berufstätigen Ärztinnen und Ärzte nur leicht auf 402.453* (Vorjahr: 392.402). Überproportional stark wuchs die Zahl der Ärzte in sonstigen Tätigkeitsbereichen (+6,0 Prozent). Diese Ärzte stehen der direkten Patientenversorgung nicht zur Verfügung.
Der Anteil der im Krankenhaus tätigen Ärztinnen und Ärzte ist bezogen auf alle ärztlich Tätigen leicht angestiegen. Er beläuft sich nun auf 51,5 Prozent (Vorjahr: 51,4 Prozent).
Der ambulante Bereich verzeichnete einen Zuwachs um 1,6 Prozent, was 2.558 Ärztinnen und Ärzten entspricht. Zum Stichtag 31.12.2019 waren somit 159.846 Ärztinnen und Ärzte ambulant tätig.
Während die Zahl der Niedergelassenen um 1.142 auf 116.330 gesunken ist (-1 Prozent), entscheiden sich immer mehr Ärzte für eine Anstellung im ambulanten Bereich. Ihre Zahl hat sich seit 1997 auf nunmehr 44.000 versechsfacht.
Wie dringend medizinischer Nachwuchs gebraucht wird, verdeutlicht ein Blick auf die Altersentwicklung der Ärzteschaft. Von allen berufstätigen Ärztinnen und Ärzten haben 8 Prozent bereits das 65. Lebensjahr vollendet. Weitere 12 Prozent waren zum Stichtag schon zwischen 60 und 65 Jahre alt. Rund 20 Prozent der berufstätigen Ärzte werden also voraussichtlich bald aus dem Berufsleben ausscheiden.
Darüber hinaus sind aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge in den 1950er und 1960er Jahren überproportional viele Ärztinnen und Ärzte im Alter zwischen 50 und 60 Jahren alt. Sie werden wahrscheinlich zeitgleich mit vielen gleichaltrigen Mitbürgern in anderen Berufen in den Ruhestand gehen.
Positiv hat sich die Zahl der Facharztanerkennungen entwickelt. Im Jahre 2019 wurden 13.742 Anerkennungen ausgesprochen (2018: 13.336). Die meisten Anerkennungen wurden mit 2.100 für die Facharztbezeichnung für Innere Medizin erworben. Die Zahl der Anerkennungen in den Fächern Allgemeinmedizin sowie Innere und Allgemeinmedizin (Hausarzt) ist gegenüber dem Vorjahr von 1.567 auf 1.689 gestiegen.
Für etwas Entlastung sorgt die Einwanderung aus dem Ausland. Die Zahl der in Deutschland gemeldeten ausländischen Ärztinnen und Ärzte ist im Jahr 2019 um rund 3.800 auf 58.168 gestiegen (+7,0 Prozent). Die größte Zahl berufstätiger Ärzte kommt aus Rumänien (4.433), Syrien (4.486) Griechenland (2.811), der Russischen Föderation (2.321) und Österreich (2.381). Ihnen stehen 1.898 Ärztinnen und Ärzte gegenüber, die ins Ausland abgewandert sind.
* In der Ärztestatistik 2019 (Stand 31.12.2019) ist es bei der Zusammenstellung der Daten seitens der BÄK zu einem Fehler gekommen. Nach erfolgter Korrektur beträgt die Gesamtzahl an berufstätigen Ärztinnen und Ärzten 402.453.
In einer früheren Fassung wurde an dieser Stelle der Wert 402.119 genannt. Dieser Wert liegt um 334 Personen bzw. 0,08 Prozent höher als bisher angegeben. Der Fehler betrifft ausschließlich das Kammergebiet der LÄK Baden-Württemberg, deren korrekte Anzahl an berufstätigen Ärztinnen und Ärzten sich ebenfalls auf nunmehr 51.513 erhöht. Andere Kammerbereiche waren von diesem Fehler nicht betroffen.
- Gesamtzahl der Ärztinnen und Ärzte
Im Jahre 2019 ist die Gesamtzahl der bei den Landesärztekammern gemeldeten Ärztinnen und Ärzte auf 525.745 gestiegen. Dies sind 2,0 Prozent mehr als im Jahre 2018. Der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl der Ärzte ist auch im Jahre 2019, der Tendenz der letzten Jahre entsprechend, weiter angestiegen und hat jetzt 47,6 Prozent der Gesamtzahl.
Tabelle 1: Entwicklung der Arztzahlen nach ärztlichen Tätigkeitsbereichen seit 1960
Tabelle 2: Ärztinnen und Ärzte nach Landesärztekammern und Tätigkeitsarten am 31.12.2019
Tabelle 3: Ärztinnen / Ärzte nach Bezeichnungen und Tätigkeitsarten am 31.12.2019
Tabelle 4: Ärztinnen nach Bezeichnungen und Tätigkeitsarten am 31.12.2019
- Berufstätige Ärztinnen und Ärzte
Im Jahre 2019 waren im Bundesgebiet 402.119 Ärztinnen und Ärzte ärztlich tätig. Die Zuwachsrate betrug damit 2,5 Prozent. Auch der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl der berufstätigen Ärzte ist im Jahre 2019 weiter angestiegen und hat jetzt 47,6 Prozent der Gesamtzahl Der Anteil der Ärztinnen an den berufstätigen Ärztinnen und Ärzten lag 1991 noch bei rund einem Drittel (33,6 Prozent).
Die Verteilung der berufstätigen Ärzte auf die Altersgruppen hat sich weiter zu den höheren Altersjahren verschoben. Der Anteil der unter 35-jährigen Ärzte liegt wie im Vorjahr bei 18,9 Prozent.
- Im Krankenhaus tätige Ärztinnen und Ärzte
Der Anteil der im Krankenhaus tätigen Ärztinnen und Ärzte ist bezogen auf alle ärztlich Tätigen weiter angestiegen auf nun 51,5 Prozent (Vorjahr: 51,4 Prozent). Damit sind mehr als die Hälfte aller ärztlich Tätigen in einem Krankenhaus beschäftigt.
Das Durchschnittsalter der Krankenhausärztinnen und -ärzte (unter 69 Jahre) liegt unverändert bei 41,8 Jahren.
- Ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte
Die Zahl der ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte ist im Jahre 2019 um 1,6 Prozent angestiegen, was 2.558 Ärztinnen und Ärzten entspricht. Zum Stichtag waren somit 159.846 Ärztinnen und Ärzte ambulant tätig.
Die Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ist um 1.142 Ärztinnen und Ärzte, auf 116.330 gesunken; das entspricht -1,0 Prozent.
- In Behörden/Körperschaften und in sonstigen Bereichen tätige Ärzte
Fasst man die Tätigkeitsfelder bei Behörden/Körperschaften und in sonstigen Bereichen zusammen, so waren dort mit 35.308 rund 6 Prozent mehr Ärztinnen und Ärzte tätig als im Vorjahr. Der Anteil der in diesen Bereichen Tätigen an allen berufstätigen Ärzten beträgt 8,8 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen (2018: 8,5 Prozent).
- Ärztinnen und Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit
Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit – soweit sie bei den Landesärztekammern registriert sind – hat sich 2019 erhöht. Der Zuwachs betrug 1,2 Prozent. Von den Ärztinnen und Ärzten ohne ärztliche Tätigkeit befinden sich 69,8 Prozent im Ruhestand, 2,2 Prozent sind berufsunfähig, 0,1 Prozent befinden sich in der Freistellungsphase der Altersteilzeit, 4 Prozent sind ausschließlich im Haushalt tätig, 2,3 Prozent sind berufsfremd tätig, 5,7 Prozent befinden sich in der Elternzeit, 6,6 Prozent sind arbeitslos und es geben 9,3 Prozent einen sonstigen Grund an.
Tabelle 14: Ärztinnen und Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit am 31.12.2019
- Anzahl der erteilten Anerkennungen
Im Jahre 2019 wurden 13.742 Anerkennungen von Facharztbezeichnungen ausgesprochen. Damit lag die Zahl über den 13.336 Anerkennungen des Jahres 2018. Die meisten Anerkennungen wurden mit 2.100 für die Facharztbezeichnung für Innere Medizin erworben. Die Zahl der Anerkennungen in den Fächern Allgemeinmedizin sowie Innere und Allgemeinmedizin (Hausarzt) ist gegenüber dem Vorjahr von 1.567 auf 1.689 gestiegen (Abbildung 8).
- Ausländische Ärztinnen und Ärzte
Die Zahl der in Deutschland gemeldeten ausländischen Ärztinnen und Ärzte ist im Jahre 2019 um rund 3.800 (+7,0 Prozent) auf annähernd 58.168 gestiegen.
Die größte Zahl berufstätiger ausländischer Ärzte kommt aus Rumänien (4.433), Syrien (4.486) Griechenland (2.811), der Russischen Föderation (2.321) und Österreich (2.381).
Damit kommen rund 26.000 aller ausländischen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland aus der EU, wenn man ganz Europa betrachtet, rund 37.000.
- Abwanderung von Ärztinnen und Ärzten ins Ausland
Seit 2005 werden bei den Ärztekammern die Daten bezüglich der Abwanderung von Ärzten ins Ausland erhoben. Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass im Jahre 2019 insgesamt 1.898 ursprünglich in Deutschland tätige Ärztinnen und Ärzte ins Ausland abgewandert sind. Die beliebtesten Auswanderungsländer sind – wie in den vergangenen Jahren – die Schweiz (570), Österreich (260) und die USA (105).