Qualitätsmanagement durch die Selbstverwaltung
Statement von Dr. Günther Jonitz, Vorsitzender der Qualitätssicherungsgremien der Bundesärztekammer, zur 8. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks für Evidenzbasierte Medizin vom 22. – 24. März 2007 in Berlin
Eine komplexer gewordene Medizin mit multimorbiden, anspruchsvollen Patienten bei gleichzeitig schlechter werdenden Rahmenbedingungen erfordert neue Antworten auf die Frage „wie wird eine hochwertige Behandlung und eine humane Betreuung kranker Menschen gewährleistet?“.
Um dieses Ziel nicht mehr dem zufälligen, besonderen Engagement des einzelnen Arztes zu überlassen sondern systematisch zu fördern und zu unterstützen, haben die Institutionen im Gesundheitswesen zahlreiche Initiativen und Projekte gestartet und implementiert.
Neben den klassischen Instrumenten der Berufs- Weiterbildungs- und Fortbildungsordnung wurden nach dem Curriculum Qualitätsmanagement der Bundesärztekammer seit Mitte der 90er Jahre weit über tausend Ärztinnen und Ärzte sowie Angehörige anderer Berufe im Gesundheitswesen geschult.
Die Gründung des „Ärztlichen Zentrums für Qualität“ 1995 mit seinen vielfältigen Aufgaben der Leitlinienbewertung und -erstellung, der Patientensicherheit und der unabhängigen Patienteninformation war ein weiterer Baustein zur systematischen Qualitätsentwicklung. Das ÄZQ koordiniert u. a. das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (www.ebm-netzwerk.de) und das internationale Leitliniennetzwerk GIN (Guidelines International Network, www.g-i-n.net). Federführend durch das ÄZQ wurde eine international anerkannte „Leitlinie für Leitlinien“ geschaffen, die wesentlich zur Harmonisierung und Optimierung der Leitlinienerstellung in Deutschland beiträgt.
Daneben zählen Bundesärztekammer, Krankenkassen, Deutsche Krankenhausgesellschaft und Deutscher Pflegerat zu den Gründervätern (und –müttern) der vergleichenden externen Qualitätssicherung im Krankenhaus BQS (www.bqs-online.de). Dieses führt weltweit einmalig eine kontinuierliche Erfassung von Qualitätsparametern in deutschen Krankenhäusern mit kontinuierlicher Bewertung und Begleitung dieser Einrichtung durch. („Oh, you are talking to the hospitals“ holländischer Experte anlässlich einer internationalen Tagung des Commonwealth Fund)
Die gleichen Partner sind Träger der „Kooperation für Qualität und Transparenz KTQ“ (www.ktq.de), der einzigen Einrichtung in Deutschland, die für alle Sektoren der Patientenversorgung ein spezifisches Gütesiegel verleiht, nachdem international vergleichbare, auf die Bedürfnisse der Patienten bezogene Qualitätsstandards erreicht und bewertet worden sind. Über 500 Krankenhäuser in Deutschland wurden bereits zertifiziert. Die Nachfrage, auch international ist groß.
Mit tatkräftiger Unterstützung der Ärztekammer Nordrhein, der Ärztekammer Berlin und des Deutschen Ärztetages wurde 2005 das „Aktionsbündnis Patientensicherheit APS“ gegründet (www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de). Innerhalb eines Jahres wurde mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit eine Sachstandsanalyse durchgeführt und mehrere Empfehlungen zur Erhöhung der Patientensicherheit ausgesprochen.
Weltweit einmalig ist der Umstand, dass dieses Thema von Institutionen und Einzelpersonen aus allen Bereichen der Patientenversorgung getragen und gestaltet wird. Insbesondere die Institutionen der Ärzteschaft selbst, Kammern, Fachgesellschaften, Schlichtungsstellen etc. sind treibende Kräfte in diesem Bündnis. Die von der Thematik unmittelbar Betroffenen sind also nicht nur Beteiligte, sondern aktiv Mitgestaltende.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist die Selbstverwaltung massgeblicher Träger und Gestalter qualitätssichernder und -fördernder Verfahren und Institutionen im Gesundheitswesen.