Gesundheitliche Auswirkungen des Rauchens

Tagtäglich sind Sie in Praxis oder Klinik mit den Folgen des Tabakkonsums konfrontiert, sei es durch die Behandlung von Atemwegserkrankungen, von Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen. Auch bei vielen anderen Krankheitsbildern spielt das Rauchen eine kausale Rolle oder verschlechtert die Prognose.

Allein ein Drittel aller Krebsneuerkrankungen ist dem Rauchen zuzuschreiben. Im Vergleich zu Nichtrauchern haben Raucher z. B. ein um das 20fache erhöhtes Risiko, an einem Bronchialkarzinom zu erkranken.

Ähnlich sieht es bei den Herz-Kreislauferkrankungen aus: Bereits weniger als 15 Zigaretten pro Tag reichen aus, um das Risiko, einen Myokardinfarkt zu erleiden, im Vergleich zu einem Nichtraucher zu verdoppeln, bei 15-25 Zigaretten erhöht sich das Risiko um das 3fache und bei mehr als 25 Zigaretten sogar um das 5fache.

Allein in Deutschland sterben jährlich weit über 100 000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, das sind mehr als 300 Menschen pro Tag. Die Hälfte dieser Opfer des Tabakkonsums erreicht nicht einmal das 70. Lebensjahr.

Raucherberatung und Behandlung durch den Arzt

Nicht nur die Folgen des Tabakkonsums schaden der Gesundheit, das Rauchverhalten selbst erfüllt bei vielen Betroffenen die Kriterien einer Abhängigkeitserkrankung nach ICD-10 mit Einschränkungen der Lebensqualität. Etwa 35% der Raucher erreichen beim Fagerström-Test einen Punktwert von 4 und gelten damit als „deutlich abhängig“. Nur etwa 27% der Raucher erreichen einen Punktwert von 0, was einer nur sehr geringen oder keiner Abhängigkeit entspricht.

Tabakverzicht wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus.

Die Raucherberatung und Entwöhnung vom Tabak hat somit bevölkerungsmedizinisch einen besonders hohen Stellenwert. Auch für den einzelnen Patienten ist der gesundheitliche Nutzen enorm. Allein das Risiko, an einer tabakbedingten Herzerkrankung zu versterben, kann bereits in den ersten zwei Jahren nach einem Verzicht auf Tabakkonsum halbiert werden. Nach 15 Jahren sind zwischen Rauchern und Nichtrauchern keine Unterschiede mehr feststellbar. Selbst wenn ein Raucher erst mit dem 50. Lebensjahr auf das Rauchen verzichtet, kann er das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, noch um die Hälfte reduzieren.

    • Ärztliche Raucherberatung ist hoch wirksam

      Verschiedene Studien haben inzwischen wissenschaftlich belegen können, dass bereits eine kurze Ansprache und Beratung des Patienten wirksam ist und die Wirksamkeit mit der Intensität der Intervention weiter gesteigert werden kann.

      Dabei sollten Sie Ihr Engagement und Ihre Zeit möglichst sinnvoll und erfolgversprechend einsetzen, weshalb wir Ihnen auf dieser Seite einige Hinweisen für eine erfolgreiche Raucherberatung zur Seite geben möchten:

      • Jeder Raucher sollte von seinem Arzt auf das Rauchen angesprochen werden.
      • Besonders wichtig ist die Intervention bei solchen Rauchern, die selber Leidensdruck signalisieren, die bereits Folgeerkrankungen des Rauchens aufweisen, sowie bei werdenden Eltern und solchen, die Verantwortung für im Haushalt mit lebende Kinder tragen.
      • Zur Bestimmung des Grades der Tabakabhängigkeit hat sich der Einsatz des Fagerström-Tests bewährt, der 6 Fragen zum Rauchverhalten umfasst.
      • Die Thematisierung des Rauchens sollte fachlich begründet und aus ärztlicher Fürsorge für die Gesundheit des Patienten erfolgen.
      • Für die ärztliche Kurzintervention wird die Beratungsprozedur der 5 As empfohlen.
      1. ASKNachfragenFeststellen der Rauchgewohnheiten bei allen Patienten und Konsultationen
      2. ADVICEAufhören anratenEmpfehlung eines Rauchstopps
      3. ASSESSAusstiegsmotivation erfassenErkennen der Bereitschaft, unmittelbar einen Rauchstopp zu vereinbaren
      4. ASSISTHilfe anbietenAktive Unterstützung bei dem Rauchstoppversuch
      5. ARRANGENachbetreuenVereinbarung von Nachfolgeterminen zur Rückfallprophylax
      • Ist zusätzlich eine Motivierung zum Rauchstopp notwendig kann diese nach dem Ablaufschema der 5 Rs erfolgen.
      1. RELEVANCEBezug herstellenAnknüpfend an den körperlichen Zustand, die familiäre und soziale Situation, gesundheitliche Bedenken, Alter, Geschlecht und andere Merkmale, wie frühere Ausstiegsversuche, soll die persönliche Bedeutung der Tabakabstinenz für den Raucher unterstrichen werden.
      2. RISKRisiken benennenDie Schilderung der potentiellen Risiken sollte auf die Situation des Rauchers abgestimmt sein. Erwähnt werden können: kurzfristige Risiken (z. B. Kurzatmigkeit, Impotenz, Unfruchtbarkeit, Hautveränderungen), langfristige Risiken (z. B. erhöhte Infektanfälligkeit, Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenkrebs und andere Karzinome), Risiken für Umgebung (z. B. Erhöhung der Infektanfälligkeit bei Kindern)
      3. REWARDSVorteile des Rauchstopps verdeutlichenDer Patient sollte mögliche individuelle Vorteile des Aufhörens benennen – hier gilt es, die mit der höchsten emotionalen Bedeutsamkeit zu betonen.
      4. ROADBLOCKSHindernisse und Schwierigkeiten ansprechenDie Ängste der Raucher beziehen sich häufig auf Entzugssymptome, die Angst zu scheitern oder eine Gewichtszunahme.
      5. REPETITIONWiederholung der BeratungRaucher, die noch nicht an eine Abstinenz denken, sollten bei jedem Folgekontakt erneut nach dem gleichen Schema angesprochen werden.
      • Da Raucher unterschiedlich stark motiviert sind, das Rauchen aufzugeben, sollte sich die Ansprache an der jeweiligen Motivationsstufe orientieren, auf der sich der Patient aktuell befindet. Batra: Tabakabhängigkeit: Stadien der Änderungsbereitschaft in "Dem Tabakkonsum Einhalt gebieten - Ärzte aktiv in Prävention und Therapie der Tabakabhängigkeit")
      • Die Motivation lässt sich durch die Ansprache ambivalenter Erfahrungen und Haltungen des Rauchers zum Tabakkonsum erhöhen (Schaffung sog. "kognitiver Dissonanzen").
      • Beim aufhörbereiten Patienten sollten die Entscheidung zum Rauchstopp gestärkt und konkrete Schritte vorbereitet werden. Dabei sind die bisherigen Erfahrungen des Patienten sowie sein soziales Umfeld mit zu berücksichtigen.
      • Mit dem Patienten sollten Folgekontakte vereinbart werden, die der Besprechung unangenehmer Begleitsymptome und kritischer Situationen sowie der Stärkung der Motivation dienen. Rückfälle sollten thematisiert und konstruktiv bearbeitet werden.
      • Zur Abfederung von Entzugserscheinungen sollte eine Nikotinsubstitution erwogen und mit dem Patienten besprochen werden.Schmidt: Medikamentöse Therapie der Tabakabhängigkeit in "Dem Tabakkonsum Einhalt gebieten - Ärzte aktiv in Prävention und Therapie der Tabakabhängigkeit"

    • Materialien zur Raucherberatung

      Frei von Tabak: Raucherberatung und Rauchertherapie in der Praxis3. überarbeitete Auflage, 2001
      Texte und Materialien der Bundesärztekammer zur Fortbildung und Weiterbildung, Bd. 7

      Die Rauchersprechstunde - Beratungskonzept für GesundheitsberufeDeutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, 4. überarbeitete Auflage, 2004


    • Fortbildungsangebote zur Tabakentwöhnung

      BÄK-Curriculum „Ärztlich begleitete Tabakentwöhnung inkl. Tabakentwöhnung mit strukturiertem Gruppenprogramm“ Stand: 23.09.2022

      Ziel des vorliegenden BÄK-Curriculums ist es, Ärzten detaillierte Informationen zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und den gesundheitlichen Aspekten des Tabakkonsums zu vermitteln sowie ihre Kenntnisse für eine erfolgreiche Ansprache, Motivierung und Therapie rauchender Patienten zu vertiefen.

      Darüber hinaus soll es eine praktische Anleitung zur Durchführung geeigneter und leitlinienkonformer Raucherberatungen und Entwöhnungsbehandlungen in der Gruppe oder im Einzelsetting in ärztlicher Praxis oder Klinik vermitteln sowie eine Abgrenzung nicht geeigneter Methoden ermöglichen.

      Wissenschaftliche Studien zeigen eine gute Wirksamkeit einer Raucherberatung und Tabakentwöhnung durch Ärzte. Allerdings ergaben Befragungen, dass sich eine Mehrzahl von Ärzten nicht ausreichend für die Durchführung einer solchen Maßnahme qualifiziert fühlt.

      Tatsächlich werden rauchende Patienten vor allem von solchen Ärzten beraten und behandelt, die sich zum Thema „Tabakentwöhnung“ fortgebildet haben. Somit fällt der Fortbildung von Ärzten eine besondere Bedeutung zu.



      Aktuelle Angebote zu Fortbildungen nach diesem Curriculum entnehmen Sie bitte unserem Fortbildungskalender.

      Newsletter Tabakentwöhnung

      Die regelmäßig erscheinenden Newsletter werden vom WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Dezernat für Fortbildung und Gesundheitsförderung der Bundesärztekammer und dem Wissenschaftlichen Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT) e.V. erstellt und enthalten auch Hinweise zu aktuellen Fortbildungsangeboten zur Tabakentwöhnung.


    • Beschlüsse des Deutschen Ärztetags zum Tabakkonsum

      Die schädlichen Folgen des Tabakkonsums sind regelmäßiges Thema der jährlichen Hauptversammlungen der Deutschen Ärzteschaft. Unter anderem hat sie sich für folgende präventive Maßnahmen und therapeutische Rahmenbedingungen zur Kontrolle des Tabakkonsums ausgesprochen:



    • FTND - Fagerström Test for Nicotine depend

      Nachfolgend finden Sie eine Reihe von Aussagen, die im Zusammenhang mit dem Rauchen zutreffen können.

      Stellen Sie dem Patienten
      folgende Fragen
      3 Punkte2 Punkte1 Punkt0 PunkteGesamt- Punkte
      1. Wann rauchen Sie Ihre erste Zigarette nach dem Aufstehen?innerhalb von 5 Minuteninnerhalb von 6 bis 30 Minuteninnerhalb von 31 bis 60 Minutenes dauert länger als 60 Minuten 
      2. Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist (z. B. in der Kirche, in der Bibliothek, im Kino, usw.) auf das Rauchen zu verzichten?  janein 
      3. Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?  die erste nach dem Aufsteheneine
      andere
       
      4. Wie viele Zigaretten rauchen Sie pro Tag?mehr als 3021-3011-20weniger als 10 
      5. Rauchen Sie in den ersten Stunden nach dem Erwachen im allgemeinen mehr als am Rest des Tages?  janein 
      6.  Kommt es vor, dass Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben müssen?  janein 
           Total

      Auswertung Nikotinabhängigkeit:

      0-2=sehr niedrig
      3-4=niedrig
      5=mittel
      6-7=hoch
      8-10=sehr hoch

      Quelle: Übersetzung nach Heatherton TF, Kozlowski LT, Frecker RC & Fagerström KO (1991) The Fagerström Test for Nicotine Dependence: a revision of the Fagerström Tolerance Questionnaire. Br J Addiction 86: 1119-1127; Einteilung der Auswertung nach Fagerström KO, Heatherton TF, Kozlowski LT (1991) Nicotine Addiction and Its Assessment. Ear, Nose and Throat Journal, 69 (11) 763-768


    Tabak-Kontrollpolitik

    Die Bundesärztekammer hat sich der Stellungnahme des Aktionsbündnisses Nichtrauchen (ABNR) zu den "Entwürfen eines Tabakerzeugnisgesetzes und einer Tabakerzeugnisverordnung Entwürfe für ein Erstes Gesetz zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes und erste Verordnung zur Änderung der Tabakerzeugnisverordnung" vom 25.11.2015 angeschlossen.

    Ein Verbot der Abgabe und Nutzung  von E-Zigaretten an bzw. durch Jugendliche wurde bereits auf dem 117. Deutschen Ärztetag gefordert , auch hier hat sich die Bundesärztekammer der Stellungnahme des ABNR zum „Entwurf eines Gesetzes zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor den Gefahren des Konsums von elektronischen Zigaretten und elektronischen Shishas“ vom 25.08.2015 angeschlossen.

    Rauchen stellt in den Industrieländern das bedeutendste einzelne Gesundheitsrisiko dar und ist weiterhin als die führende Ursache frühzeitiger Sterblichkeit anzusehen. Mit einer sinnvollen Tabakkontrollpolitik werden mit gesetzlichen Maßnahmen Rahmenbedingungen geschaffen, die zu einer deutlichen Absenkung des Zigarettenkonsums führen.

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich bereits im Jahr 1998 mit einstimmiger Unterstützung der Weltgesundheitskonferenz als erste weltweit gültige Gesundheitskonvention für eine wirksame Tabakkontrollpolitik eingesetzt und die Framework Convention on Tobacco Control (FCTC) vorgelegt.

    Die FCTC wurde einstimmig von der Weltgesundheitskonferenz im Jahr 2003 verabschiedet und im Folgejahr von über 170 Ländern, darunter auch Deutschland, unterzeichnet. Um der Tabakepidemie angemessen begegnen zu können, errichtete die WHO weltweit Kollaborationszentren für Tabakkontrolle.

    Das WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle in Heidelberg wurde im Jahr 2002 gegründet und ist Teil dieses WHO-Netzwerkes.

    Das Zentrum setzt sich für eine Verringerung des Tabakkonsums durch die Bereitstellung von Wissen und Erkenntnissen über das Ausmaß des Tabakkonsums, Herausstellung tabakbedingter gesundheitlicher und ökonomischer Konsequenzen sowie die Erarbeitung wirksamkeitsüberprüfter Maßnahmen zur Verringerung des Tabakkonsums ein. Besonderer Wert wird auf die Kommunikation mit Entscheidungsträgern aus Politik, Medien und Gesundheitsberufen gelegt.

    Als weitere politische Interessenvertretung versteht sich das Aktionsbündnis Nichtrauchen Zehn große nicht-staatliche Gesundheitsorganisationen haben sich zusammengeschlossen um ihre politischen Aktivitäten im Bereich "Förderung des Nichtrauchens/Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens" zu bündeln.

    Weiterführende Links

    Daten und Fakten
    Daten und Fakten zu Tabak der Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

    Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR)
    Zusammenschluss von nicht staatlichen Gesundheitsorganisationen zur "Förderung des Nichtrauchens/Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens"

    Wissenschaftliche Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT) e. V.
    Einrichtung zur Erarbeitung wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse über die Gesundheitsrisiken und die Epidemiologie des Tabakkonsums sowie über effektive Maßnahmen zur Förderung des Nichtrauchens und deren fachkundige Verbreitung in den öffentlichen Medien sowie in der medizinischen Fachöffentlichkeit.

    WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle
    Kollaborationszentrum zur Verringerung des Tabakkonsums durch die Bereitstellung von Wissen und Erkenntnissen über das Ausmaß des Tabakkonsums, Herausstellung tabakbedingter gesundheitlicher und ökonomischer Konsequenzen sowie die Erarbeitung wirksamkeitsüberprüfter Maßnahmen zur Verringerung des Tabakkonsums. Besonderer Wert wird auf die Kommunikation mit Entscheidungsträgern aus Politik, Medien und Gesundheitsberufen gelegt.

    Weltnichtrauchertag
    Der Weltnichtrauchertag wurde am 31.5.1987 von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufen und findet seitdem jedes Jahr am 31. Mai unter wechselnden Schwerpunkten statt.

    Just be smokefree
    Programm der FT-Nord Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung gemeinnützige GmbH, für den Ausstieg jugendlicher Raucher.

    Weitere Informationen zum Thema: Suchtmedizin